Grünwald (aktiencheck.de AG) - Sind Familienunternehmer die besseren Manager? - Ja, behaupten die Indexberechner der Deutschen Börse und zeigen mit Stolz ihr Barometer der familiengeführten Unternehmen German Entrepreneurial Index (GEX), so die Analysten von Dr. Lux & Präuner Research.
Seit 2003 habe sich der Index mehr als verdoppelt, in der Spitze fast verdreifacht und damit den Leitindex DAX in den Schatten gestellt. Wer nun auf die Aktien von Familienunternehmen setzen wolle, sollte trotzdem um den GEX einen Bogen machen. Zwar sei die Annahme durchaus berechtigt, dass sich Unternehmen im Familienbesitz langfristig solider entwickeln würden als andere. Der GEX bilde solche Unternehmen aber nur unzureichend ab. Außerdem widerspreche der Kurssprung des Index einem auf langfristigen Erfolg angelegten Geschäft.
In Wirklichkeit zeige der GEX nur, wie sich die Kurse eines Sammelsuriums von 126 sehr unterschiedlichen Unternehmen entwickeln würden. Dazu würden z.B. die Anteilsscheine des Traditionskonzerns Henkel (rund 50.000 Mitarbeiter) und des Starnberger Internetdienstleisters Database for Commerce and Industry (DCI, 73 Mitarbeiter) gehören. Beide Unternehmen hätten keine Gemeinsamkeiten - außer dass die Gründer oder deren Nachfahren mehr als 25% der Aktien halten würden und diese Papiere weniger als 10 Jahre börsennotiert seien.
Ohne Henkel sähe die Erfolgsgeschichte des GEX aber ganz anders aus. Der Aktienkurs des Konzerns sei in 2005 um über 30% gestiegen. Die DCI-Aktie, noch immer im Jammertal des Börsencrashs, sei von 48 auf 50 Cent gestiegen. Allerdings würden kleine Werte im Index ohnehin keine Rolle spielen. DCI sei mit 1 Promille im GEX gewichtet. Dagegen würden 8 große Aktien bereits die Hälfte des Index ausmachen. Darunter sei beispielsweise United Internet; diese Aktie habe im vergangenen Jahr zeitweise rund 70% zugelegt und sei im GEX mit 6% gewichtet.
Es stelle sich die Frage, was der GEX also sei. Ein Index mit sehr fragwürdiger Konstruktion, der in der Vergangenheit durch Zufall mehr zugelegt habe als der restliche Markt. Eine Meßlatte für die Entwicklung von Unternehmen mit starken Eigentümern? - nein. Auch wenn sich die Deutsche Börse vehement gegen den Vorwurf wehre: Der GEX sei vor allem eine schöne Basis für Zertifikate mit einem bestimmten Anlagethema. Zwar könnten die meisten Emittenten eine deutlich bessere Aktienauswahl treffen, um die Anlageidee "Familienunternehmen" umzusetzen. Das seriös wirkende Siegel des größten deutschen Marktplatzes mache den GEX für sie aber wesentlich wertvoller. (23.08.2006/ac/a/m) Marktbericht-Datum: 23.08.2006 |