Der Absturz des Dax am Nachmittag gibt Rätsel auf. Dass der deutsche Leitindex innerhalb kürzester Zeit um rund 4 Prozent einbrach, ließ in den Handelsräumen die Telefone heiß laufen. Bei zwei Dritteln der Dax-Werte wurde der Handel wegen extrem hoher Volatilität kurzzeitig unterbrochen.
Frankfurt am Main - "Flash-Crash" an der Frankfurter Börse: Der deutsche Leitindex Dax Chart zeigen brach kurz nach Handelsbeginn an der Wall Street um rund 4 Prozent auf 5451 Zähler ein, während der Dow Jones an der Wall Street zeitgleich nur moderat nachgab. Das Szenario erinnerte an den "Flash-Crash" an der Wall Street im Mai 2010, als der Dow Jones binnen weniger Minuten ebenso steil in die Tiefe gerutscht war.
Anschließend erholte sich der deutsche Leitindex wieder ein wenig. Mit einem Abschlag von 1,7 Prozent auf 5584 Punkte beendete das Börsenbarometer schließlich einen schwankungsreichen Handelstag. Am Morgen hatte der Dax noch bei 5777 Punkten notiert.
Erinnerungen an den "Flash Crash" an der Wall Street im Mai 2010
Bei zwei Dritteln der Dax-Werte sei es zu einer Volatilitätsunterbrechung gekommen, bestätigte die Deutsche Börse auf Nachfrage der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Der Auslöser dafür sei von außen gekommen, ein technisches Problem habe es nicht gegeben.
Vola-Unterbrechungen am Aktienmarkt sind Schutzmechanismen. Der Handel in den jeweiligen Werten wird unterbrochen, um Käufer und Verkäufer vor ungewöhnlich hohen Kursauf- und abschlägen zu schützen, die etwa über fehlerhafte Eingaben von Preisgrenzen entstehen können.
Weil eine Begründung für den kräftigen Kurssturz fehlte, kamen am Markt dann rasch Gerüchte auf. "Da es keine Erklärung gibt, die allgemein zugänglich ist, kommen gern schnell beliebige Erklärungsversuche in Form von Gerüchten auf", kommentierte ein Händler.
Dow Jones verliert während Dax-Absturz nur moderat
So verwiesen einige Börsianer zur Erklärung der Dax-Verluste darauf, dass CNBC berichtet hatte, dass die Stadt Harrisburg in Pennsylvania zahlungsunfähig sein könnte. Das wurde letztlich aber für wenig stichhaltig gehalten, zumal der Dow Jones Industrial Average (DJIA) kaum reagierte und während der Dax-Talfahrt lediglich 0,4 Prozent verlor. Inzwischen liegt er rund ein Prozent im Minus, ähnlich wie der EuroStoxx 50 .
Spekuliert wurde zudem darüber, dass in Deutschland ein Leerverkaufsverbot verabschiedet werden soll und daher vor dessen Bekanntgabe Futures in großem Umfang verkauft worden sein sollen. Allerdings sind seit dem 27. Juli 2010 ungedeckte Leerverkäufe in Aktien bereits verboten. Unter einem Leerverkauf versteht man den Verkauf von Aktien, die der Verkäufer zum Zeitpunkt des Verkaufs noch nicht besitzt. Dabei wird auf fallende Kurse spekuliert.
Die anhaltende Debatte um die Hinterlegung von Sicherheiten für griechische Kredithilfen hat unterdessen die Anleihen des hoch verschuldeten Landes auf neue Rekordhöhen getrieben. Zweijährige griechische Papiere warfen mit bis zu 46,931 Prozent so viel ab wie noch nie seit Einführung des Euro (spätes Vortagesgeschäft: 44,107 Prozent). Auch die Versicherungen gegen den Ausfall griechischer Staatsanleihen (CDS) legten erneut zu. Um eine Summe von zehn Millionen Euro abzusichern, mussten nach Angaben des Datenanbieters Markit 2,3 Millionen Euro gezahlt werden - 162.000 Euro mehr als am Mittwoch.
Euro-Kurs sinkt unter 1,44 Dollar
Der Euro ist am Donnerstag nach einem schwankungsanfälligen Handel unter die Marke von 1,44 US-Dollar gesunken. Die Gemeinschaftswährung kostete am späten Nachmittag 1,4360 Dollar und damit rund einen halben Cent weniger als am Morgen. Gegen Mittag war der Euro noch auf rund 1,4475 Dollar gestiegen, hatte die Gewinne aber nicht halten können. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs gegen Mittag auf 1,4424 (Mittwoch: 1,4433) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,6933 (0,6929) Euro.
Die Ölpreise sind am Donnerstag gestützt durch freundliche Aktienmärkte gestiegen. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent Chart zeigen zur Oktober-Lieferung stieg im Mittagshandel auf 110,52 US-Dollar. Das sind 35 Cent mehr als zum Handelsschluss am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI (West Texas Intermediate) kletterte um 29 Cent auf 85,45 Dollar.
Eine andere Position vertritt die Commerzbank in einem Marktkommentar: "Wir halten es für möglich, dass Libyen die Produktion schneller wiederaufnehmen kann als am Markt derzeit erwartet." Die Opec dürfte zudem die Ölproduktion nicht sofort einschränken, wenn Libyen auf den Ölmarkt zurückkehrt. Vielmehr wolle man zunächst den Einfluss auf die Preise und die Lagerbestände abwarten.
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