Aktienmärkte: Bis auf 32 Indexpunkte hatte sich der DAX im gestrigen Tagestief an die untere Begrenzungslinie des, bis zum aktuellen Zeitpunkt noch immer gültigen sekundären Aufwärtstrends, herangeschoben, um sich dann bis zum Handelsende wieder etwas zu erholen. Per heute verläuft diese charttechnisch äußerst wichtige Begrenzungslinie im Bereich um 6496 Indexpunkten und stellt die „Schlüsselmarke“ für das Trendverhalten des Marktes in den nächsten Wochen dar. Kommt es zu einem nachhaltigen Bruch der 6496, ist auch der aufwärtsgerichtete Sekundärtrend kaputt und damit beendet. Quelle: Reuters Sich an die aktuelle Bewegung anschließende, aufwärtsgerichtete Schübe tragen dann nur noch korrigierenden Charakter und sind nicht mehr als eine Fortsetzungsbewegung der vorangegangenen Aufwärtsbewegung zu definieren. Damit steht die Frage, wie tief der DAX noch fallen kann, bevor er in eine technische Aufwärtskorrektur übergehen kann. Hierzu ist zunächst ein Blick auf die Bewegungsdynamik des Index notwendig. Die Tatsache, daß der DAX das technische Verkaufssignal vom Montag (negatives Überlappungsmuster - siehe gestrigen Tageskommentar) übergangslos umsetzte, ist ein klarer Hinweis auf eine extrem hohe abwärtsgerichtete Bewegungsdynamik. Konnte der DAX in den letzten Jahren nach einem Kursverlust von mehr als drei Prozent in 85 Prozent der Fälle am Folgetag zumindest über dem Vortagesschluß einsetzen, so reichte es gestern nur zu einer nahezu unveränderten Eröffnung (im FDAX waren es minus vier Punkte), der sich ein kräftiger Abwärtsschub unmittelbar anschloß. Damit zeigt sich: die Sache ist noch nicht ausgestanden und wir wollen an dieser Stelle nur mutmaßen, ob die untere Trendbegrenzungslinie heute hält. Viel wahrscheinlicher wird ein weiterer, mittelfristiger Kursrückgang sein, der bis in die Bereiche um 6296 oder 6188 führen sollte. Berechnet man die technischen Korrekturpotentiale für den DAX, liegt das minimale Korrekturziel im Bereich um 6366 Indexpunkte (6123 Normalkorrektur und 5879 Maximumkorrektur). Markttechnisch gesehen hat sich die Verfassung des deutschen Index in den letzten zwei Handelstagen deutlich eingetrübt. Wurden über die Oszillatoren bereits am Montag klare Verkaufssignale generiert (siehe gestrigen Tageskommentar), so setzten sich diese im gestrigen Tagesverlauf voll durch. Auf kurzfristiger Basis kann der DAX mittlerweile sogar als überverkauft bewertet werden, was im Zusammenhang mit der extrem hohen, kurzfristigen Bewegungsdynamik wenig zu sagen hat, aber doch als Hinweis gewertet werden kann, daß eine Aufwärtskorrektur bald anstehen sollte. Erhalten wir eine Indikation für eine mögliche Aufwärtskorrektur (eine Candlestick-Formation o.ä.), werden wir die Korrekturpotentiale errechnen und daran messen können, ob es zu einer Fortsetzung der Abwärtsbewegung kommen wird (das sollte sein, wenn der DAX dann nur das minimale, aufwärtsgerichtete Korrekturpotential ausschöpfen kann), oder ob der DAX das Schlimmste überstanden hart (das wäre der Fall, wenn der Index idealerweise das maximale, aufwärtsgerichtete Korrekturpotential ausschöpfen könnte). Im NEMAX kam es per gestern ebenfalls zu einer technischen „Verwerfung“, die kurzfristig zu einem Trendwechsel führen kann. Doch wie ist die derzeitige charttechnische Verfassung: der NEMAX befindet sich seit Ende Oktober letzten Jahres in einem intakten Sekundärtrend, dessen untere Begrenzungslinie per heute im Bereich um 4293 Indexpunkte verläuft. Ende November kam es zu einer Beschleunigung des Aufwärtstrends, so daß sich ein Tertiärtrend auszubilden begann, der, ähnlich dem Sekundärtrend, einen sehr sauber ausgebildeten Trendkanal entwickelte und am Montag dieser Woche in ein historisches Hoch bei 4813 Indexpunkte gipfelte. Per gestern kam es zum Unterschreiten der unteren Tertiärtrendbegrenzung, womit dieser als technisch beendet definiert werden muß. Diese Trendunterschreitung erfolgte über ein negatives Schiebemuster, was einen weiteren Kursverlust in Richtung der unteren Sekundärtrendbegrenzung erwarten läßt. Damit gilt aktuell: solange sich der Index über der 4293er Marke halten kann, behält der sekundäre Aufwärtstrend seine charttechnische Gültigkeit. Sollte es auch hier zu einem Trendbruch kommen, greift eine ähnliche Einschätzung wie im DAX, wir gehen dann nämlich von einem grundsätzlichen Richtungswechsel im Index aus, dessen sich anschließende Aufwärtsbewegungen nur als Korrekturen definiert werden sollten. Die derzeitigen charttechnischen Unterstützungen verlaufen in den Bereichen um 4329 (übergeordnet), 4178 (übergeordnet), 3993 (untergeordnet) und 3790 (übergeordnet). Die markttechnische Verfassung des NEMAX beginnt sich ebenfalls einzutrüben. Zwar wird über die trägeren Trendfolge-Indikatoren dem Index weiterhin ein long set-up ausgewiesen, der MACD Index signalisiert jedoch ein deutliches Nachlassen an Trenddynamik und steht unmittelbar vor einem Long-Exit Signal. Die schnelleren Oszillatoren sind dagegen negativ zu bewerten und generierten in den letzten zwei Handelstagen Verkaufssignale (Stochastic bereits zum Handelsende vom Montag, RSI per Schlußkurs gestern). Ausblick: wir gehen davon aus, daß die Wahrscheinlichkeit für einen Test der unteren Begrenzungslinie des sekundären Aufwärtstrends (aktuell bei 4293) derzeit recht hoch ist. Die sich eintrübende Markttechnik weist eher darauf hin, daß die derzeitige Marktirritation noch nicht überstanden ist. In den übrigen Europa Indizes kam es im gestrigen Tagesverlauf ebenfalls zu deutlichen charttechnischen Verschlechterungen, da technisch wichtige Unterstützungsmarken relativ leicht nach unten hin durchschlagen wurden. So viel der spanische IBEX 35 sogar per Schlußkurs unter die untere Begrenzungslinie des jüngsten Konsolidierungsbereiches und riß damit gleich zwei Trigger-Marken auf der Short-Seite (die 11540 und dann die 11294). Die nächste charttechnisch wichtige Unterstützungsmarke läßt sich nun erst wieder im Bereich um 10700/10600 identifizieren. Da dieser Abstand zum aktuellen Kurs jedoch sehr groß ist, wird eine engmaschige Stop-Kursabsicherung auf der Short-Seite, die auch intra-day angepaßt werden sollte, dringend notwendig. Der holländische AEX durchbrach im gestrigen Geschäft die Unterstützung im Bereich um 655 und löste damit ebenfalls ein Verkaufssignal aus. Hier verläuft die nächst tiefer Unterstützung im Bereich um 620. Aus markttechnischer Sicht haben sich beide Indizes deutlich eingetrübt. Über die schnelleren Oszillatoren liegen klare Verkaufssignale vor. Im französischen CAC 40 wurde mit der gestrigen Unterschreitung der 5800er Indexpunktemarke der jüngste Konsolidierungsbereich nach unten hin durchbrochen. Damit wurde das technische Verkaufssignal vom Montag (negatives Schiebemuster) voll umgesetzt. Die nächst tiefere Unterstützung verläuft im Bereich um 5500. Short-Positionen sollten dennoch engmaschig abgesichert werden. Im italienischen MIB 30 kam es zu einer Fortsetzung der kräftigen Abwärtsbewegung vom Montag, wobei sich der Index der technischen Unterstützungsmarke im Bereich um 40000 Indexpunkte deutlich annäherte. Mit einem kräftigen Kursrutsch durchbrach der Dow Jones im gestrigen Tageshandel den charttechnischen Schlüsselbereich bei 11360/11340, womit nicht nur eine wichtige Unterstützungslinie brach, sondern auch der seit Oktober letzten Jahres gültige Aufwärtstrendkanal nun „Geschichte“ ist. Aus aktueller Sicht tragen in nächster Zeit alle folgenden Aufwärtsbewegungen eher korrigierenden Charakter, die von der Mehrzahl der Marktteilnehmer mit hoher Wahrscheinlichkeit wohl eher zum Positionsabbau genutzt werden. Im NASDAQ 100 kam es gestern zum größten Punkteverlust seiner Geschichte. Mit einem Verlust von 244 Punkten drang der Index in den jüngsten Konsolidierungsbereich ein, dessen untere Begrenzung im Bereich um 3518 Indexpunkten verläuft. Der übergeordnete, sekundäre Aufwärtstrend ist dennoch bis zum aktuellen Zeitpunkt weiterhin intakt. Dessen Begrenzungslinie verläuft im Bereich um 3500. Sollte es hier zu einem Bruch kommen, wäre der jüngste Aufwärtstrend beendet. Mit einem deutlichen Kursrutsch näherte sich der S&P 500 Index dem technisch wichtigen Unterstützungsbereich bei 1390/1385 Indexpunkten an. Mit diesem kräftigen Kursverlust wurde der jüngste tertiäre Aufwärtstrend beendet.
Index Widerstände Unterstützungen Tendenz DAX 6992, 7159, 6496, 6443, noch bullish NEMAX 4813, 4329, 4293, 4178, bullish Dow Jones 11366, 11052, 10860, neutral S&P 500 Index 1425, 1391, 1380 neutral
Marktausblick: Heute tagt die EZB zum ersten Mal in diesem Jahr, um zu entscheiden, ob die Zinssätze vor dem Hintergrund sich bessernder Konjunkturen und einem leicht steigenden Inflationsdruck weiterhin auf dem richtigen Niveau sind. Die weltweit schwachen Aktienmärkte reflektieren die Angst vor Zinserhöhungen, wobei die meisten Marktteilnehmer mehr über eine Zinserhöhung durch die FED als durch die EZB besorgt sind. Dieses entspricht auch unserer Einschätzung: Wir erwarten keine Änderung der Zinssätze durch die EZB. Allerdings ist in demnächst damit zu rechnen, dass die EZB von einem festen zu einem variablen Tender wechseln wird. Dieses könnte aber von den Märkten als Zeichen einer restriktiveren Geldpolitik falsch verstanden werden. Vor dem Hintergrund schwacher Aktienmärkte erwarten wir nicht, dass dieser Schritt heute stattfindet, aber wir rechnen damit in den ersten Monaten dieses Jahres. Die heutigen Daten, besonders die deutschen Arbeitslosenzahlen, dürften das Bild einer sich aufhellenden Konjunktur bestätigen. Zu den deutschen Arbeitslosenzahlen sind bereits erste Gerüchte bekannt, die anzeigen, dass die Arbeitslosenzahlen saisonbereinigt stärker (-68.000) als von uns erwartet (-25.000) gefallen sein könnten. Die derzeitig schwachen Aktienmärkte bieten etwas Hoffnung für eine bessere Performance der europäischen Rentenmärkte. |