Das ganze Problem ist sehr komplex. Es gibt vielschichtige Interessen.
die Pflegenden: Sie hätten vielleicht gerne mehr Gehalt, aber realistisch gesehen kriegen sie schon ganz schön viel. Daran liegt es nicht (das ist aber ggf. die Sicht einiger Interessenvertreter, Gewerkschaften etc). Auch gibt es einige gute Weiterbildungschancen. Das Problem sind die Arbeitsbedingungen: Schicht-/Nachtdienst, möglicherweise unangenehm empfundene Arbeit mit den zu Pflegenden; zuviel zu beaufsichtigen, weil an Personal gespart wird.
die Gepflegten: Sie kriegen nicht die Aufmerksamkeit, die ihnen zusteht. Es kommt vereinzelt Missbrauch vor (körperlich, sexuell, seelisch), es kommt durch Vernachlässigung gelegentlich zu Körperverletzungen (Liegegeschwüre, Lungenentzündungen, Knochenbrüche durch mangelden Schutz etc). Umgekehrt ist ein Pflegeplatz so teuer wie nur was, 3.000 € / Monat sind mal eine Hausnummer. Dafür lässt sich wesentlich mehr erwarten, und wegen der Mängel und gesundheitlichen Risiken wird ein Heimaufenthalt dann zur Sache um Leben und Tod. In dieser Gruppe sitzen die wirklich Betroffenen. Letztendlich gibt es jenseits von 85 Jahren aber auch die Wahrheit, dass sich körperliche Probleme selbst bei bester Pflege nicht aufhalten lassen.
die Angehörigen/rechtliche Betreuer: Die Angehörigen sind froh die Pflege nicht leisten zu müssen und können das meist auch nicht. Bei der Übernahme von Verantwortung und dem Einfordern richtiger Pflege wird sich oft sehr zurück gehalten. Aber selbst wenn nicht: bei Anzeigen gegen Heime wiegeln Staatsanwaltschaften meist ab, die Heime kontern mit Haus- und Kontaktverboten. Und Datenschutz lässt sich trefflich gegen Angehörige verwenden. Finanziell ist man wegen der Pflegeversicherung meist aus dem Schneider, das Vermögen der Heimbewohner geht aber drauf (so ist die Sache konstruiert). Rechtliche Betreuer kassieren ihre Aufwandsentschädigung und setzen sich extrem wenig für ihre Betreuten ein, völlige Katastrophe hier. Wer hinterher nicht genau nachrechnet, übersieht ggf. die Veruntreuung von Geldern durch Betreuer. Verantwortliche Betreuungsgerichte sind überfordert.
die Krankenkassen: Die müssen die hohen Pflegegelder via Pflegeversicherung bezahlen, ist ja aber nicht deren Geld. Und Beschwerden landen sonstwo. Zahlen tun das die Normalbürger dann. Und für Kinderlose gibt es auch noch einen Zuschlag zur Pflegeversicherung, nicht zu vergessen.
die Politik: Eine Frage, welche Lobby hier die beste ist. Wollen Politiker die Probleme in der Pflege wirklich lösen überhaupt? Was hätten sie davon? Die echten Probleme liegen in der mangelden Pflege der Heimbewohner. Aber wer möchte da schon ansetzen?
die Investoren: Ziemlich undurchsichtig, wer das genau ist. Aber hier wird eben einiges an Reibach gemacht. Und die genauen Kostenberechnungen für die Pflegesätze dürften von hinten bis vorne durchgetürkt sein. |