boersalino: Bekenntnisse eines einsamen Wolfes 3 22.02.20 05:33 #13535 Zugleich dachte ich: so wie ich mich jetzt anziehe und ausgehe, den Professor besuche und mehr oder weniger erlogene Artigkeiten mit ihm austausche, alles ohne es eigentlich zu wollen, so tun und leben und handeln die meisten Menschen Tag für Tag, Stunde um Stunde zwanghaft und ohne es eigentlich zu wollen, machen Besuche, führen Unterhaltungen, sitzen Amts- und Bureaustunden ab, alles zwanghaft, mechanisch, ungewollt, alles könnte ebensogut von Maschinen gemacht werden oder unterbleiben; und diese ewig fortlaufende Mechanik ist es, die sie hindert, gleich mir Kritik am eigenen Leben zu üben, seine Dummheit und Seichtheit, seine scheußlich grinsende Fragwürdigkeit, seine hoffnungslose Trauer und Öde zu erkennen und zu fühlen. Oh, und sie haben recht, unendlich recht, die Menschen, daß sie so leben, daß sie ihre Spielchen spielen und ihren Wichtigkeiten nachlaufen, statt sich gegen die betrübende Mechanik zu wehren und verzweifelt ins Leere zu starren, wie ich entgleister Mensch es tue. Wenn ich in diesen Blättern zuweilen die Menschen verachte und auch verspotte, so glaube doch darum niemand, daß ich ihnen die Schuld zuwälzen, daß ich sie anklagen, daß ich sie für mein persönliches Elend verantwortlich machen möchte! Ich aber, der ich nun einmal so weit gegangen bin und am Rande des Lebens stehe, wo es ins bodenlose Dunkel fällt, ich tue unrecht und lüge, wenn ich mir und den anderen vorzutäuschen versuche, als laufe auch für mich jene Mechanik noch, als sei auch ich noch zu jener holden kindlichen Welt des ewigen Spiels gehörig. [S. 87] Ein Kultbuch, jeder kennt den Titel - wenige den Inhalt.
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