Immer wieder taucht die Frage auf, warum bestimmte Bewegungen beim Goldpreis so unerwartet und eben entgegen aller Prognosen eingetreten sind. Vielleicht, weil die Prognosen von falschen Voraussetzungen ausgehen? Z.B. sind die Interessen der FED u.U. anders, als gedacht: Geldpolitik Die Fed - Hüterin des Dollar
von von Bettina Seidl
Stand: 24.09.2009, 08:00 Uhr
Icon facebook Icon Twitter Icon Google+ Icon Briefumschlag Icon Drucker
Sie gilt als eine der wichtigsten Finanzinstitutionen der Welt: die "Fed", die amerikanische Notenbank. Währungshüter in der weltgrößten Volkswirtschaft. Wenn die Finanzgemeinde darauf wartet, ob "die Fed" nun den Leitzins verändert, suggeriert das: Die Fed ist eine Behörde. Doch das ist ein Irrglaube.
Wem genau gehört eigentlich die Fed? Wenn man dieser Frage nachgeht, liest man immer wieder den plakativen Vergleich: "The federal reserve system is as federal as Federal Express". Die Fed ist also ebensowenig staatlich wie der Logistikkonzern Fedex, sondern vielmehr eine privatwirtschaftlich basierte Institution. Im Internet kursiert eine Liste der wichtigsten Eigentümer, darunter Bankiersfamilien wie Rothschild, Lazard Frères, Kuhn Loeb, Warburg, Lehman Brothers, Goldman Sachs, Rockefellers Chase Manhattan, JPMorgan. Von einem "Kartell der Großbanken" ist gar die Rede, das die Fed regiert. Rund um die Fed ranken sich auch diverse Verschwörungstheorien, die die Zentralbank als undurchsichtige, gefährliche Einrichtung beschreiben, durch die die Großbanken Geld abschöpfen.
Die Fed selbst sieht sich ganz anders. Auf ihrer Webseite bemüht sie sich um den öffentlichen Anstrich: "Das Federal Reserve System 'gehört' niemandem und es ist keine private, gewinnbringende Institution. Vielmehr ist es eine unabhängige Einheit innerhalb der Regierung, die sowohl einen öffentlichen Zweck als auch private Aspekte hat." So beschreibt sich die Fed... Welche Version stimmt?
Es klingt, als wäre hier von zwei völlig verschiedenen Einrichtungen die Rede. Was stimmt nun? Wem gehört die Fed? Um diese Frage zu klären, sei zunächst einmal eines vorweg geschickt: Jeder sagt zwar: "Die Fed". Doch die Fed - so wie wir die Europäische Zentralbank (EZB) kennen - gibt es nicht. Eigentlich gibt es nur "das Fed" - das Federal Reserve System.
Dieses System besteht zum einen aus dem siebenköpfigen Board of Governors, was mit Bundesbankrat oder Fed-Vorstand übersetzt werden kann. Zum anderen aus den zwölf regionalen Federal Reserve Banks. Und diese regionalen Fed-Banken gehören einer Vielzahl von Mitgliedsbanken. Rund 2.900 Banken, wie die Fed selbst verrät (Stand März 2004). www.federalreserve.gov [pdf](vgl. S. 12)
Es stimmt also: Die Fed ist keineswegs eine Behörde, sondern eine Privatveranstaltung. 100 Prozent der Fed-Anteile liegen in den Händen privater Banken. Kein einziger Anteil wird von der Regierung gehalten.
Und doch ist auch nicht alles privat: Das Direktorium wird vom Präsidenten der Vereinigten Staaten ernannt, daher ist das Federal Reserve System eben staatlich strukturiert.
Und natürlich übt die Fed die Funktion einer staatlichen Notenbank aus. Sie ist verantwortlich für die Geldpolitik des Landes, die Aufsicht über das Bank- und Finanzsystem, die Finanzmarktstabilität und für die Bereitstellung des Zahlungsverkehrssystems der USA. Wichtiges Gremium ist der FOMC, der bestimmt, ob der US-Leitzins (die Target Rate der Federal Funds Rate) geändert wird. Die Fed kann auch über Eingriffe in den Devisenmarkt entscheiden und somit den Wechselkurs des US-Dollar zu anderen Währungen beeinflussen.
Wenn also über das FED letztlich die Bullionbanken und letztlich die Geschäftsbanken selbst bestimmen können, wann und wieviel Geld gedruckt werden soll, ist klar, dass es in Wahrheit keinerlei Korrelation geben muss, ja in vielen Fällen gar nicht geben kann. Die spannende Freg ist dann nur, ab wann es sich schlicht nicht mehr rechnet, wann also der Druck im Kessel zu hoch wird und der Deckel droht, vom Topf zu fliegen. Ob man sich das aber wünschen sollte, wage ich zu bezweifeln. MKTD |