Hintze sorgt für Heiterkeit Von Reinhard Lüke, 14.02.12, 10:21h, aktualisiert 14.02.12, 11:15h Staatssekretär Peter Hintze hat offenbar eine neue Lebensaufgabe gefunden: die Verteidigung von Bundespräsident Wulff. Dafür geht er eisern durch die Mühlen der Talkshows - diesmal bei "Hart aber fair". Immerhin erntete er die größten Lacher
Peter Hintze, der ehemalige CDU-Generalsekretär. (Bild: dapd)
Hatte Frank Plasberg seinen Polit-Talk „Hart aber fair“ in den letzten Wochen mit starrem Blick auf die Quote zum schlichten Appendix des ARD-Erfolgs-Formats „Markencheck“ verkommen lassen, musste er sich diesmal notgedrungen wieder selbst ein Thema einfallen lassen. Dass es am Ende exakte dasselbe war, mit dem er seine letzte Sendung vor dem Mitsurfen auf der Service-Welle bestritten hatte, könnte man als Armutszeugnis sehen. Auf der anderen Seite sorgt aber die Causa Christian Wulff, die hier gestern abermals zur Diskussion stand, mit immer neuen Kapriolen auch nach wie vor für reichlich Gesprächsstoff. „Christian Wulff – Eine Zumutung?“– das war forsch gefragt, doch leider hielt die Debatte nur bedingt, was der Titel der Sendung verhieß. Dabei hatte die Zusammensetzung der Runde ja durchaus Hoffnung gemacht, dass es bei „Hart aber fair“ endlich einmal wieder kontrovers zugehen könnte. Doch hochkarätige Fürsprecher des Bundespräsidenten sind in diesen Tagen nur noch schwer zu finden. So saß da, wie schon am Vorabend bei Günther Jauch, wieder einmal Peter Hintze (CDU), hauptberuflich Staatssekretär im Bundeswirtschaftministerium, der mit der Verteidigung von Christian Wulff eine neue Lebensaufgabe gefunden zu haben scheint. So wetterte der gelernte Pfarrer einmal mehr gegen eine Medienkampagne, brachte den Vorwurf der „selbstreferentiellen Skandalisierung“ der Zeitungen unfallfrei über die Lippen und sorgte schließlich doch nur für allgemeines Gelächter, als er allen Ernstes erklärte, der Bundespräsident habe sämtliche gegen ihn erhobenen Vorwürfe entkräftet. Somit hatten die Vertreter der Gegenseite bei „Hart aber fair“ leichtes Spiel. Thomas Oppermann, Geschäftsführer der SPD-Fraktion im Bundestag, wies Hintze auf die nach wie vor bestehenden Ungereimtheiten von Hausbau bis Sylt-Urlaub hin und Journalist und Ex-Politikerberater Michael Spreng titulierte Hintze als „den letzten Mohikaner“. Benjamin von Stuckrad-Barre, seit seinem Job als Co-Autor von Helmut Dietls ziemlich missratener Satire “Zettl“ als Experte für den Berliner Politik-Betrieb unterwegs, war vermutlich eingeladen worden, um die Debatte durch ein paar starke Sprüche anzuheizen. Doch der Pop-Literat gab sich geradezu handzahm, erklärte lediglich, dass Wulff ihn an Jan Ullrich erinnere, der über Jahre behauptete, nie gedopt zu haben, bis ihn nun ein Gericht verurteilte. Den schwächsten Part in der Runde lieferte eindeutig lieferte der Anwalt und ehemalige FDP-Politiker Mehmet G. Daimagüler, der lediglich den Grundsatz der Unschuldsvermutung anmahnte und ansonsten riet, Christian Wulff in Ruhe seine Arbeit machen zu lassen. Für Befremden sorgte Daimagüler gleich zu Anfang mit seiner Bemerkung in Richtung Stuckrad-Barre, er sei „doch auch kein Engel“. Womit er womöglich auf gewisse Drogenprobleme seines Mitdiskutanten anspielen wollte. Mit Verlaub: Benjamin von Stuckrad-Barre ist nicht unser Staatsoberhauptund will sich um dieses Amt auch nicht bewerben. Für Heiterkeit im Saal sorgte in erster Linie immer wieder Peter Hintze, der seine Verteidigungsstrategie, wonach Christian Wulff doch auch nur ein Mensch sei, konsequent durchhielt. Von Frank Plasberg hinterlistig gefragt, woher der Bundespräsident nach zwei Monaten Medienbeschuss die Kraft nehme, seiner Arbeit nachzugehen, wurde Hintze pastoral. „Es wird gestärkt durch das Gerechtigkeitsempfinden, das er hat“, ließ der Berater wissen und legte gleich noch eins drauf: „Er weiß für sich, dass er alles richtig gemacht hat.“ Was nichts anderes heißt, als dass die Öffentlichkeit die Beurteilung der Causa Wulff gefälligst dem subjektiven Gerechtigkeitsempfinden des Bundespräsidenten überlassen soll. Eine Bemerkung, die Michael Spreng dazu brachte, dem Bundespräsidenten-Verteidigungsminister partiellen Realitätsverlust zu attestieren. Und unter dem Verweis auf die provinziellen Peinlichkeiten von Wulffs Vergehen sorgte Spreng gestern auch für den größten Applaus des Studiopublikums mit der Bemerkung: „Uns allen hängt der Fall zum Hals raus!“ Was natürlich nicht ausschließt, dass der Fall vermutlich noch in dieser Woche in einer weiteren Talk-Show verhandelt wird. |