Das positive Chaos als Prinzip hatte absolut nichts mit dem möglichen Flüchtlinsgstrom zu tun.
Ich meinte lediglich, man solle in Europa nicht immer so tun als wäre ein Flüchtlingsstrom von 300.000 oder auch 500.000 Menschen der Untergang Europas. Es gab auch in den 90er Jahren innerhalb Europas genug Flüchtlinge, und das haben wir auch verkraftet. Für mich sieht es wieder mal so aus als würden sich die reichen Staaten absichern. Solange in Afrika Despoten herrschten, machte man mit ihnen Verträge, wie man mit Flüchtlingen umgeht, damit entweder gar nicht erst nach Europa kommen oder wenn sie abgeschoben werden, wohin sie dann in Afrika wieder ausgesetzt werden. Auch jetzt scheint die allererste Angst der Europäer der Flüchtlingsstrom zu sein, anstatt die grundsätzliche Problematik anzugehen. Ich find das alles sehr heuchlerisch, und ich finde auch Deutsche, die zu erst an die Flüchtlinge denken, die Europa überschwemmen und überfremden könnten, arg kurzsichtig und oft auch egoistisch.
Bezüglich positives Chaos ging es mir einfach um die prinzipielle Frage, was aus chaotischen, anarchistischen Zuständen auch positives entstehen kann, wobei das eh eine Definitionsfrage ist. Anarchie ist ja sehr negativ besetzt in seiner Definition, aber das kann man auch anders interpretieren. Jedenfalls gab es in der DDR direkt nach der Wende auch eine abgeschwächte Form der Anarchie, zumindest im Selbstverständnis der Leute, und das war für viele Leute die spannenste Zeit mit tollen Entwicklungen in kultureller und sozialer Hinsicht ihres Lebens. Und wie man in Lybien sieht, ist ja das Vorurteil, jetzt würde überall Gewalt ausbrechen und niemand kümmert sich mehr um Strukturen und das sonstige öffentliche Leben, total falsch. Es gibt überall Leute, die sich in Räten und Duiskussionsrunden zusammenfinden, um über die Zukunft zu debattieren, genau wie in Ägypten. Auch die Versorgung und gesundheitliche Unterstützung wird in Eigenregie versucht zu gewährleisten. Solche Zeiten empfinde ich als sehr spannend und positiv, auch wenn sie vom Staatengebilde und unseren Vorstellungen eines Staates eigentlich das reine Chaos sind. Genau das ist ja das Problem. Unsere Vorstellungen von Staat und staatlicher Gewalt. ----------- Zukunft ist gut für alle (Dr.Udo Broemme) |