Bis jetzt habe ich immer die Erfahrung gemacht, daß Analysten das Gegenteils davon prophezeien, was wirklich eintritt. So kann man in den Emfehlungen ganz gut den Kaffeesatz lesen. Daß die Nasdaq evt. bald noch mal Luft holt, um ihren Langfristchart alle Ehre zu machen, ist eine Sache, aber neg. Prognosen auf die next Jahre sind eine andere. Dennoch spielen Dinge wie hohe Ölpreise auf einmal wieder eine führende Diskussionsrolle - obwohl der Ölpreis i.d. letzten Monaten auch schon hoch war. Wichtig ist halt das psychologische Moment - und das sagt klar: Die meisten denken positiv im Aktienleben und wollen die Preise durch Statements wie diese drücken, dennoch argumentierene sie (M.S.) (diesmal) korrekt. Und das könnte ihnen dann übel aufstoßen - denn wer denkt schon 3 Jahre vorraus, wenn die Abrechnungen der Renditen und Beurteilungen vom Übereinenchef längstenfalls 12 Monatsmäßig behandelt werden. Da fällt Konsequenz schwer:
Magere Börsenzeiten in Sicht [Morgan Stanley]
Die Investmentbank Morgan Stanley Dean Witter rät ihren Kunden, das Portfolio defensiver auszurichten, die Aktienquote zu verringern und Anleihen aufzustocken. Jay Pelosky, Anlagestratege bei Morgan Stanley, rechnet mit einem abnehmenden Wachstum der Weltwirtschaft von 4,9 Prozent in diesem auf 4,2 Prozent im kommenden Jahr und negativen Auswirkungen auf die Unternehmen: ?Wir können uns ein Gewinnwachstum von mehr als 12 Prozent kaum vorstellen.?
Damit seien auch die Zeiten vorbei, in denen die Indizes um jährlich 20 Prozent zulegen. ?Kursgewinne wie in den Jahren 1995 bis 1999 sind eher unwahrscheinlich. Die Auswahl der richtigen Branchen und Aktien wird noch wichtiger?, so Pelosky.
Sinken die Renditeaussichten für Aktien, werden festverzinsliche Anlagen wieder interessanter. Morgan Stanley reagiert auf die Lage, indem es die Aktienquote im globalen Modellportfolio in einem ersten Schritt von 74 auf 72 Prozent absenkt. Im Gegenzug stockt das Haus Hochzinsanleihen und Junk Bonds (Anleihen mit geringerer Bonität) auf. Die Cash-Position bleibt bei fünf Prozent.
Im Aktienportfolio hält Morgan Stanley sechs Prozent Bares. Die Aktienanlagen in den Regionen USA und Asien stockt die Investmentbank leicht auf, Europa und die Emerging Markets leicht ab. Die Märkte hätten im vierten Quartal noch die Chance, eine Zwischenrallye einzulegen, fünf bis zehn Prozent Kursanstieg seien drin, denkt Jay Pelosky.
Morgan Stanley Dean Witter werde die voraussichtliche Mini-Hausse zu nutzen, um den Aktienanteil im Gesamtportfolio weiter abzubauen. Peter Canelo, Aktienstratege des Hauses, glaubt, der S&P 500 könnte noch bis auf 1.650 Punkte steigen. Allerdings sei die ?Jahresend-Rallye? noch nicht ausgemachte Sache. Die Vielzahl der Neuemissionen könnte die Liquidität der Anleger über beanspruchen und so die Rallye verhindern.
Telekommunikation, Finanzen und Energie sind die von Morgan Stanley favorisierten Branchen für die Phase der wirtschaftlichen Abschwächung. Jay Pelosky empfiehlt Werte wie SBC Communications, Verizon und Qualcomm aus dem Telekomsektor. Unter den europäischen Werten gefallen Telefonica und Colt Telecom dem Experten.
Finanzaktien sollten von den nicht weiter steigenden Zinsen profitieren. Citigroup und Chase Manhattan, die Sumitomo Bank und die brasilianische Unibanco stehen auf der Empfehlungsliste von Morgan Stanley. Wegen der voraussichtlich weiterhin hohen Ölpreise bleibe auch der Energiesektor interessant, Schlumberger und Halliburton gute Titel.
Nach der Banc of America in der vergangenen Woche, ist Morgan Stanley bereits das zweite große Investmenthaus, dass die Aktienquote im Modellportfolio reduziert.
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