Köln (dpa) - Die Staatsanwaltschaft hat am Donnerstag das Kölner Büro und das Bielefelder Privathaus des ehemaligen Arcandor-Chefs Thomas Middelhoff durchsucht.
Das bestätigte dessen Sprecher. Gegen Middelhoff hatte die Staatsanwaltschaft Bochum nach dem Beinahe- Zusammenbruch des Warenhauskonzerns Karstadt ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Untreue eingeleitet. Die Durchsuchungen waren Teil einer bundesweiten Korruptionsrazzia. Der Bochumer Oberstaatsanwalt Gerrit Gabriel sagte, die Durchsuchungen richteten sich "gegen frühere Verantwortungsträger und leitende Mitarbeiter des Arcandor-Konzerns wegen des Verdachts der Untreue". Außer der ehemaligen Karstadt- Mutter standen offenbar frühere Verantwortliche der Sparkasse Köln- Bonn und des Oppenheim-Esch-Immobilienfonds in Troisdorf im Rhein- Sieg-Kreis im Visier der Ermittler. Middelhoffs Anwalt Sven Thomas sprach von einer "Aktion für die Galerie". "Wir haben der Staatsanwaltschaft schon vor einem Jahr angeboten, alle Unterlagen zur Verfügung zu stellen. Darauf haben wir keine Reaktion erhalten. Jetzt ist das Material medienwirksam abgeholt worden", sagte der Düsseldorfer Strafverteidiger. Die Kölner Staatsanwaltschaft ließ Büros und Wohnungen im ganzen Bundesgebiet durchsuchen, die Bochumer Staatsanwaltschaft sprach von Durchsuchungen an neun Orten. Insgesamt waren am Donnerstag mehr als 200 Ermittler von Polizei, Justiz und Steuerbehörden aktiv. Seit längerem schon ermittelt die Kölner Staatsanwaltschaft gegen frühere Verantwortliche des Bankhauses Sal Oppenheim wegen Untreueverdachts. Dabei geht es Zeitungsberichten zufolge um Darlehen, die Sal Oppenheim an die einstige Arcandor-Großaktionärin Madeleine Schickedanz vergeben haben soll. Oberstaatsanwalt Günther Feld bestätigte am Donnerstag nur, dass insgesamt 17 Objekte in Köln, Bonn und Troisdorf sowie in Städten in Nord- und Süddeutschland durchsucht wurden. Das Ermittlungsverfahren werde wegen des Verdachts auf "Vermögens-, Korruptions- und Steuerdelikte" geführt, sagte Feld. Die Oppenheim-Esch Holding äußerte sich überrascht über die Durchsuchungen. "Wir können diesen Vorgang in keiner Weise nachvollziehen", ließ die Dachgesellschaft mitteilen. Sie habe in den vergangenen Monaten mit der Staatsanwaltschaft umfangreich kooperiert und ihr alle erbetenen Akten überlassen. Die strafrechtlichen Anschuldigungen seien seit längerem bekannt. "Die Vorwürfe sind falsch und werden sich als haltlos herausstellen. Wir werden weiter wie bisher mit den Behörden kooperieren." Der Oppenheim-Esch-Immobilienfonds liegt derzeit im Streit mit der Stadt Köln. Der Europäische Gerichtshof hatte einen Mietvertrag für die Kölner Messehallen, die der Fonds errichtet hatte, für wettbewerbswidrig und nichtig erklärt. Anschließende Verhandlungen zwischen der Stadt und dem Fonds über eine neue Regelung zu den Hallen waren ergebnislos geblieben. Seit zwei Monaten zahlt die Messe nun keine Miete mehr an Oppenheim-Esch, sondern nur noch deutlich niedrigere "Ausgleichszahlungen". Stadtsprecher Gregor Timmer sagte am Donnerstag: "Wir müssen uns gesetzeskonform verhalten, und das schließt die Mietzahlungen nach altem Muster aus." Quelle: dpa-info.com GmbH |