UnternehmenVerhandlungspoker mit CerberusDaimler wird Chrysler nicht losDaimler will seine verbliebene Beteiligung am angeschlagenen US-Autobauer Chrysler schnell loswerden. Doch nun drohen die Verhandlungen mit dem Finanzinvestor Cerberus zu scheitern - wegen "überzogener Preisvorstellungen".Zwischen dem Stuttgarter Autohersteller Daimler und dem Finanzinvestor Cerberus ist es über den Verkauf der restlichen Daimler-Anteile an Chrysler zu einem offenen Streit gekommen. Das Geschäft sei durch überzogene Forderungen von Cerberus erheblich erschwert worden, teilte Daimler am Mittwoch in Stuttgart mit. Cerberus fordere zu viel Geld - mehr als der Investor selbst für Chrysler ausgegeben habe. "Die jetzt gestellten Ansprüche gehen über den Rahmen der vertraglich festgelegten, möglichen Garantie- und Gewährleistungsverpflichtungen hinaus", schrieb Daimler. Den Stuttgartern gehören noch 19,9 Prozent an dem US-Autohersteller. Den Minderheitsanteil hatte Daimler vor einem Jahr behalten, als Cerberus kurz vor dem Ausbruch der Finanzkrise den verlustträchtigen US-Autobauer für 7,4 Mrd. $ gekauft hatte. Im Juli hatte Daimler den Buchwert der Beteiligung mit 171 Mio. Euro beziffert. Im gleichen Vorjahreszeitraum lag dieser noch bei 1,4 Mrd. Euro. Ende September 2008 hatte Daimler den geplanten Rückzug bekannt gegeben. Die 1998 geschlossene "Hochzeit im Himmel" mit Chrysler hatte sich für den Stuttgarter Traditionskonzern nie so recht ausgezahlt. Immer wieder verhagelten die Verluste aus den USA die Bilanz des Mercedes- und Smart-Herstellers. Auch nach dem weitgehenden Ausstieg im vergangenen Jahr musste Daimler noch ein Fünftel der Chrysler-Verluste auf eigene Rechnung nehmen. Die drei großen US-Hersteller Chrysler, General Motors und Ford sind von der herben Absatzflaute in der Branche besonders hart getroffen. Sie verbrennen jeden Monat Milliarden und fürchten, schon bald insolvent zu sein. Derzeit verhandeln die Chefs der drei Konzerne mit dem US-Senat über staatliche Hilfen. Daimler wehrt sich gegen Vorwürfe von Cerberus: Der Investor werfe den Stuttgartern eine "nicht ordnungsgemäße Geschäftsführung" in der Zeit zwischen der Vertragsunterzeichnung und dem Verkauf von Chrysler vor. Das bezeichnete Daimler als "absurd". Das Management will die Gespräche mit dem Investor aber weiterführen. "Die Verhandlungen mit Cerberus sind aus unserer Sicht weder gescheitert noch beendet", sagte ein Daimler-Sprecher. "Aus unserer Sicht sollen die Gespräche fortgeführt werden." Die Daimler-Aktie gab nach der Mitteilung deutlich nach. reuters, 15:33 Uhr© 2008 Financial Times Deutschland |