Wie im Märchen

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neuester Beitrag: 25.04.21 09:57
eröffnet am: 18.09.07 22:22 von: lead Anzahl Beiträge: 8
neuester Beitrag: 25.04.21 09:57 von: Kathrinqdkaa Leser gesamt: 2838
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18.09.07 22:22
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3123 Postings, 7334 Tage leadWie im Märchen


HANDELSBLATT, Dienstag, 18. September 2007, 22:03 Uhr
Kommentar zum Fed-Entscheid


Wie im Märchen


Mit seiner kräftigen Zinssenkung von einem halben Prozentpunkt entführt Fed-Chef Bernanke seine Landsleute in die Fabelwelt, wo man mit gutem Willen und einigen Tricks selbst die größten Herausforderungen bestehen kann. Dieses Märchen wird allerdings kein Happy End haben. Ein Kommentar von Torsten Riecke.



 
Die Zinszenkung der Fed soll verhindern, dass die Immobilienkrise die Gesamtwirtschaft der USA in Mitleidenschaft zieht.  
Der Baron von Münchhausen hat bekanntlich versucht, sich an seinem eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen. Genau das gleiche Kunststück versuchen jetzt die Amerikaner inmitten ihrer Immobilienkrise. Den Part des abenteuerlustigen Barons hat dabei der US-Notenbank-Chef Ben Bernanke übernommen.

Bernanke ist den Sirenengesängen der Wall Street gefolgt und hat den Geldhahn ganz weit aufgedreht. Die Börse jubelt. Am lautesten jubeln jene Investoren, die sich in den letzten Jahren kopflos in riskante Anlagen gestürzt haben. Sie können jetzt hoffen, dass die Fed ihre Suppe auslöffelt.

Bernanke kehrt wie sein Vorgänger Alan Greenspan den Scherbenhaufen nach dem Ende einer Spekulationsparty zusammen. Bei Greenspan war es die Dotcom-Blase, bei Bernanke ist es der Immobilienboom. Dass die Fed immer wieder in die Rolle des Straßenfegers gerät, hat sie sich selbst zuzuschreiben.

Hätte die Notenbank die Immobilienblase nicht mit ihrer lockeren Geldpolitik zwischen 2001 und 2004 heraufbeschworen, müsste sie jetzt nicht der schwächelnden Konjunktur zur Hilfe eilen. Das geht noch auf das Konto des früheren Fed-Chefs Greenspan, der in diesen Tagen mit seinen gesammelten Weisheiten durch die Buchläden tingelt.

Aber auch Bernanke hat seinen Teil zur aktuellen Krise auf den Finanzmärkten beigetragen. Hätte er die Warnzeichen auf dem amerikanischen Subprime-Markt früher erkannt und rechtzeitig gegengesteuert, wäre den Märkten der Zickzack-Kurs der Fed erspart geblieben. Zur Erinnerung: Anfang August hatte die Notenbank das größte Risiko noch in der Inflation gesehen. Als sich die Kreditkrise jedoch immer mehr zuspitzte, schickten Bernanke & Co. zehn Tage später einen Brandbrief hinterher. Jetzt war auf einmal die Konjunktur die Hauptsorge der Fed, und die Notenbank stieß ihr Diskont-Fenster weit auf.

Zwar ist es richtig, dass die Krise auf die reale Wirtschaft überzugreifen droht. Wir haben es nicht nur mit einer klassischen Kreditklemme zu tun, aus der man sich mit einer Öffnung des Diskont-Fensters für die Banken wieder befreien kann. Das Baugewerbe befindet sich bereits in einer Rezession. Wenn die Amerikaner erst einmal merken, dass sie ihre Häuser nicht mehr als Geldautomaten nutzen können, könnte auch der bisherige Konsumrausch rasch verfliegen.

Die Geschichte der letzten Finanzkrise 1998 lehrt jedoch, dass sich Liquiditätsprobleme ebenso schnell wieder auflösen können, wie sie gekommen sind. Ähnlich wie heute öffnete die Fed damals die Geldschleusen und schoss weit über das Ziel hinaus. Außerdem sollte die Notenbank trotz der gegenwärtigen Ruhe an der Preisfront die Inflationsgefahr nicht aus dem Auge verlieren. Bei einem Ölpreis von mehr als 80 Dollar je Fass und einem taumelnden Dollarkurs wäre es besser gewesen, Bernanke hätte es bei einem kleinen Zinsschritt belassen.

So werden die Amerikaner spätestens bei der nächsten Spekulationsblase wieder darüber rätseln, warum sie immer noch im Sumpf sitzen.


 

18.09.07 22:30
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3123 Postings, 7334 Tage leadVollkommen richtig! Aber trotzdem wird

der Dax morgen erst noch  einmal ca.80-100 Punkte steigen. Das ist reine Markttechnik.  

18.09.07 22:33
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6338 Postings, 8636 Tage hardyman...und die Journalisten

werden weiterhin wie immer ihr Fähnchen in den Wind halten mit wenn, aber, oder um danach gleich wieder umzuschwenken.
Genau die gleiche Sorte Spezies wie die Analysten.

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"Die Märkte haben nie unrecht,
die Menschen oft."

Jesse Livermore (1877-1940)

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19.09.07 00:01
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57954 Postings, 6118 Tage heavymax._cooltrad.US Bankensektor performt out..

heute haben erstmal die Bankentitel kräftig zugelegt! Bei soviel billigem Geld können
die sich nahezu "maßlos" eindecken, Ihre Hypoverluste komprimieren und schon bald wieder den Markt mit Krediten beflügeln..irgendwie schon ein Witz..wenn sich´s im Kreise dreht!
 

19.09.07 00:03
1

14840 Postings, 6317 Tage darkpassionund wenn sie nicht gestorben sind...

... dann senken sie auch noch morgen weiter die zinsen ;-)  

19.09.07 00:17
1

1791 Postings, 6097 Tage BereuhnixBesonders die Dramaturgie stimmt

Rechtzeitig vor der FED-Sitzung melden die gekauften Statistiker mit -1.4 %
sinkende Großhandelspreise (lachhaft bei dem Ölpreisschub).
Börse, hier werden Sie verarscht.
 

19.09.07 11:50

1791 Postings, 6097 Tage BereuhnixDie Dramaturgie ist derart perfekt daß ich an

einen exzessiven Mißbrauch der Börsen glaube. Es gibt keine schlüssige Erklärung,
warum auf Basis der fundamentalen Daten sowie des limitierten Kreditangebotes u.a. im Interbankenverkehr, die Börse in derart unverhältnismäßiger Form steigt. Prinzipiell kann nur eine schwergewichtige Gruppierung von Geldsäcken dahinter stecken. Wie ferngesteuert.  

19.09.07 11:56

1132 Postings, 6443 Tage centy01Wer hat behauptet das Börse rational ist?

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