Kurskapriolen oder Abzocke? [11:00, 15.06.07]
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Von Redaktion BÖRSE ONLINE
Schwere Vorwürfe gegen Bäckermeister-Börsenguru Markus Frick im Internet. Er soll nahezu wertlose Aktien empfohlen und Kurse nach oben getrieben haben. Die Wertpapieraufsicht BaFin und die Staatsanwaltschaft in Berlin prüfen. Hier schon die ersten Einzelheiten.
Markus Frick - "Der Vermögensexperte"
Markus Frick - "Der Vermögensexperte"
„Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von Make Money.“ So begrüßt Markus Frick jeden Samstag die Zuschauer auf dem Sender N24. Der Börsenguru, Hotline-Betreiber und gelernte Bäcker, weiß, wie man das Publikum begeistert, das vom Reichwerden träumt. „Jeder kann es schaffen“, lautet seine Botschaft, die er immer und immer wiederholt. Und dann greift er schon mal zum Hammer, setzt eine Schutzbrille auf und schlägt vor laufender Kamera ein mit Geldscheinen prall gefülltes Sparschwein in Stücke – wie Jim Cramer aus dem US-TV-Vorbild „Mad Money“. So will Frick klar machen, dass „ungenutztes Geld“ an die Börse fließen sollte. Damit unbedarfte Anleger nicht in Gefahr geraten, warnt er auch: „Die Börse ist keine Einbahnstraße, nicht nach oben und auch nicht nach unten.“ Inbrünstig predigt er Stopp-Kurse und Risikokontrolle. Für diejenigen, denen das zu kompliziert ist, hat er die Lösung parat: „Gehen Sie auf meine Web-Site www.markus-frick.de. Dort erhalten Sie ein kostenloses Probeexemplar meiner E-Mail-Hotline“, wirbt er in der Sendung ungeniert.
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Wer das tut und dann vielleicht noch die Hotline für 898 Euro pro Jahr abonniert, erlebt ein Wunder: Er wird unter anderem auf kleine, bis dato unbekannte Rohstoffwerte hingewiesen, die erst eine Weile im amerikanischen Freiverkehr vor sich hin dümpeln, und sich dann in Deutschland zu wahren Kursraketen entwickeln: Star Energy, Stargold, und – empfohlen am 1. Juni – Russoil. Denn Guru Frick war nach eigenen Angaben ja immer wieder nach Moskau gereist, um für seine Kunden interessante Aktien zu finden. Bei Russoil kam am Morgen des 1. Juni eine Ad-hoc Meldung über eine „definitive Kaufvereinbarung“ mit einem russischen Öl- und Gasunternehmen, „dessen Assets zu 100% in Sibirien liegen“. Prompt empfahl er den Wert in seiner Hotline zum Kauf. Die Umsätze und die Kurse schossen hoch, wie so oft bei Empfehlungen von Markus Frick. Russoil sprang von 80 Cents auf 1,40 Euro. Die Anleger waren begeistert.
Lesen Sie weiter auf Seite 2: Auf einmal kippte offenbar die Stimmung.
Aber auf einmal kippte offenbar die Stimmung. Denn Frick nahm gleichzeitig die Aktie von Stargold, die monatelang stark gestiegen war, von der Liste. Der Wert stürzte von mehr als fünf Euro auf 50 Cents ab – und Russoil ebenfalls. Die Aktie notiert wieder bei 40 Cents. Daraufhin ging ein Wutaufschrei durch die Internetboards: „Betrüger, Abzocker“ – waren noch die harmloseren Bezeichnungen. Sofort wurde kräftig recherchiert, wurden Akten der amerikanischen Wertpapieraufsichtsbehörde SEC zu den von Frick empfohlenen Aktien zusammengetragen und eine Protestaktion von betroffenen Anlegern im Internet ausgelöst. Der Sender N24 und die BaFin wurden mit Beschwerden bombardiert. Bei der Staatsanwaltschaft in Berlin ging eine Anzeige wegen fortgesetzten Kursbetrugs ein. Sowohl Bafin als auch Staatsanwaltschaft Berlin prüfen die Vorwürfe, erklärten Sie gegenüber Börse Online.
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Aktienbäcker Frick lässt das bislang kalt. In seiner Hotline erklärte er: „Ich kann mit Hitze sehr gut umgehen, denn ich bin ja schließlich Bäckermeister.“ Ferner verbreitete er die Vermutung, dass Investmentbanken short gehen, also bewusst Kurse seiner Werte zu drücken versuchen. Johannes Minho Roth von FiveT Capital in Zürich, einem Hedge-Fonds, der auf Small Caps spezialisiert ist, hält das für eine Mär: „Bei diesen Werten gibt es keine vernünftige Wertpapierleihe. Da kann keiner richtig short gehen“, erklärt er.
Lesen Sie weiter auf Seite 3: Schaut man sich die drei besagten von Frick empfohlenen Werte genauer anfällt auf, dass es sich um recht ungewöhnliche Rohstoff-Explorer-Unternehmen handelt. Die meisten von ihnen haben keine nennenswerten Vermögenswerte und kaum Verbindlichkeiten. Joachim Berlenbach, Spezialist für Explorer-Unternehmem bei der Fondsgesellschaft Tiberius Group, warnt: „Hier ist äußerste Vorsicht geboten. Es kann natürlich auch mal einen Explorer geben, der noch keine Vermögenswerte aufweist und der auf eine solide Lagerstätte trifft, aber dies ist äußerst selten. Exploration ist harte Arbeit, und hier sollten schon solide Bilanzen vorliegen, die auch ein Explorationsprogramm unterstützen.“ Mit anderen Worten: Wer nichts hat, kann auch nicht explorieren.
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So wies beispielsweise Stargold Mines, die bis November 2006 noch unter Sockeye Seafood Group firmierte, im Jahresabschluss 2006 laut SEC-Akten gerade einmal einen Cash-Bestand von 7879 US-Dollar auf. Sockeye Seafood war im November 2006 auf seine Tochter Stargold Mines verschmolzen worden. „Das Tochterunternehmen hat weder Vermögenswerte noch Verbindlichkeiten und keine frühere operative Tätigkeit. (...) Es wurde von uns am 8. November 2006 gegründet zu dem einzigen Zweck, den Merger durchzuführen“, heißt es in den SEC-Filings. Zeitgleich mit der Fusion wurde ein Aktiensplit im Verhältnis 1 zu 40 durchgeführt. Danach belief sich die Anzahl der ausgegebenen Aktien auf 81 Millionen Stück – zum Nennwert von ganzen 0,0001 US-Dollar je Aktie. Das ist kein Tippfehler: gemeint ist tatsächlich die vierte Stelle nach dem Komma. Der Unternehmenssitz in San Mateo, Kalifornien, kostete laut Jahresabschluss übrigens ganze 190 US-Dollar Miete pro Monat. In den Files heißt es unter den Risikohinweisen auch: „ Wir erwarten Verluste in der Zukunft, weil wir keine Erträge haben.“ Und: „Aktionäre könnten ihr gesamtes in uns investiertes Kapital verlieren.“
Bei den drei empfohlenen Unternehmen stößt man auf weitere Ungereimtheiten. Vor allem fällt auf, dass gerade in Deutschland, das bekannt ist für seine laxe Aufsicht im Freiverkehr, riesige Umsätze generiert werden, während sich in anderen Ländern nichts tut. Wie kann aus einer Fischbude plötzlich ein an der Börse hochgejubeltes Rohstoff-Explorationsunternehmen werden? Hat sich Guru Frick bei seiner Aktienauswahl vergriffen, so wie es jedem mal passieren kann, der Aktien empfiehlt? BÖRSE ONLINE bleibt dran und wird weiter berichten.
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