Diese Woche hat der S&P 500 ein neues Allzeithoch erreicht. Der DAX wird meiner Einschätzung nach in der kommenden Woche über 8.000 Punkte springen. Von dort aus ist es nur noch ein Katzensprung bis zum Allzeithoch aus dem Jahr 2000 bei 8.136 Punkten.
Die Wirtschaft in den USA, die von Japan und die vom Rest der Welt haben sich unterschiedlich entwickelt. In Deutschland und im Rest Europas brummt die Wirtschaft. So auch in den BRICs (Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien und China) sowie in den angrenzenden Ländern.
In Japan hingegen fürchtet man die Auflösung der Carry-Trades und tut alles, um den Yen weiter zu schwächen. So ist der Yen der beste Exportschlager und vermeidet Kursanstiege im Landesinnern.
In den USA ist die Binnenkonjunktur am Boden. Die Immobilienpreise stagnieren bzw. sinken. Im trägen Immobilienmarkt dauert die notwendige Marktbereinigung sicherlich noch 10 bis 15 Monate. Während die Bereinigung bei den beteiligten Finanzinstituten bereits stattgefunden hat, wird es noch einige Zeit in Anspruch nehmen, bis die zu viel geplanten Neubauten gebaut und vom Markt aufgenommen wurden, um anschließend wieder anziehende Preise im Immobiliensektor zu ermöglichen.
Die katastrophale Situation im Automobilsektor habe ich ebenfalls im Heibel-Ticker ausführlich beschrieben: General Motors hat die Chance vertan, mit Kirk Kerkorian strukturelle Änderungen in der Branche vorzunehmen. Bei Ford kämpft Alan Mullaly wacker um graduelle Verbesserungen. Chrysler wird gerade auf den Schlachthof geführt. Zehntausende wurden bereits entlassen, dennoch ist die Ertragssituation nicht besser geworden.
Und nun gerät noch ein drittes Standbein der US- Binnenkonjunktur unter Druck: der Einzelhandel. Die Prognosen wurden Ende vergangenen Jahres kräftig nach unten korrigiert, sodass es bislang kaum zu herben Enttäuschungen kam. Dennoch, wenn Sie sich die Mitschriften der Quartalsberichte und der anschließenden Fragestunde mit den Analysten bei den Einzelhändlern anschauen, werden Sie viel Pessimismus finden. Target, BestBuy, Circuit City, Sears, Home Depot, Wal-Mart, Federated, Lowes, usw. Überall finden Sie verhaltene Ausblicke. Der Umstand, dass diese Unternehmen nicht in den Keller rasseln, sind die bereits sehr vorsichtigen Schätzungen, die bislang meist erreicht werden konnten.
Katastrophale Zustände also bei Immobilien, Autos und im Einzelhandel. Dennoch Rekordkurse an den Börsen. Werfen Sie einen Blick auf die Wochen-Performance der wichtigsten Indikatoren, anschließend werde ich Ihnen aufzeigen, wo die Hausse stattfindet.
INDIZES 31.5.07 Dow Jones 13.628 1,39% NASDAQ 2.604 2,64% S&P 500 1.530 1,53% DAX 7.883 2,42% Nikkei 17.959 2,89% Euro/US-Dollar 1,3460 0,28% Euro/Yen 163,89 0,69% 10-Jahre-US-Anlei 4,89% 0,03 Umlaufrendite Dt 4,43% 0,05 Feinunze Gold USD $663,22 1,37% Fass Crude Öl USD $64,99 0,03%
Trotz der drei Problembranchen haben sämtliche Indizes diese Woche Zuwächse verzeichnet, ja sogar Rekordzuwächse. Und das, obwohl in China ein Sack Reis umgefallen ist – ähem, die Börsenumsatzsteuer von 0,1 % auf 0,3 % angehoben wurde. Die Shanghai Börse ist in Folge dieser politisch motivierten Änderung um 6 % eingebrochen. Wieder einmal waren die Schockwellen an den Finanzmärkten der ganzen Welt zu spüren, in Deutschland brach der DAX um über 1 % ein.
Erst vor zwei Wochen hatte der chinesische Finanzminister gesagt, dass er Sorge habe, der chinesische Aktienmarkt würde in eine Spekulationsblase laufen. Und wie die chinesische Politik eben ist, er hat die Steuer für Aktiengeschäfte mal eben verdreifacht und damit das Zeichen gesetzt, dass er ein Auge auf die Aktienmärkte hat.
Im heutigen Depot-Check hat mir ein Leser ein Depot mit vier chinesischen Werten präsentiert. In Sachen Risikostreuung ist das untragbar. Soviel, wie er in diesen Tagen verdient, wird er über Nacht verlieren, wenn er nicht den goldrichtigen Ausstiegszeitpunkt trifft.
Aber noch wächst die chinesische Wirtschaft mit zweistelligen Zuwachsraten und zieht die ganze Welt mit. Hier sind die Branchen, die am stärksten davon profitieren und für die Rekordstände bei den Aktienindizes sorgten:
AGRAR
Die verfügbaren Flächen des Ackerbaus werden immer besser bewirtschaftet. Monsanto liefert die besten Samen, teilweise genetisch verändert, um auch in den entlegenen Gebieten gute Ernten zu sichern. Monsanto wächst mit 24 % p.a. Und notiert auf einem KGV von 35. Ich halte ein KGV von 45 für möglich.
John Deere liefert die Maschinen für den Ackerbau und wächst mit 12 % p.a. Das KGV von 16 ist für dieses hochprofitable Unternehmen zu niedrig.
Die Chemical & Mining Co. of Chile produziert Düngemittel für die Agrarindustrie, beiläufig entsteht dabei noch Lithium, welches für die modernen Batterien gebraucht wird. Bei der Umweltbewegung, die wir in den vergangenen Wochen erlebten, erwarte ich schon bald einen neuen Vorstoß für Elektroautos, die natürlich alle das schon heute knappe Lithium für ihre Batterien brauchen würden.
BAUMASCHINEN
Gleichgültig, ob für den Straßenbau, Häuser oder Goldminen, die Spezialfahrzeuge von Caterpillar sind weltweit im Einsatz. Die Aktien von Caterpillar werden derzeit etwas gebremst, da vielen Anlegern die Verstrickung Caterpillars mit dem ach so schwachen Immobiliensektor der USA Angst einjagt. Aber Caterpillar hat das heimische Geschäft im Griff und wächst überproportional im Ausland.
Im Vergleich zu Terex, Manitowoc und dem japanischen Wettbewerber Komatsu ist Caterpillar derzeit am besten aufgestellt. Mit 12 % Umsatzwachstum ist das KGV von 13 günstig.
ÖL - INFRASTRUKTUR
Foster Wheeler und McDermott International halten die Infrastruktur für die Ölversorgung instand. Gleichgültig, ob Kraftwerke, Raffinerien oder Pharmaproduktionen, Stillstand ist teurer als jegliche Instandhaltungskosten.
In meiner Zeit bei Hoechst von 1995 bis 1999 habe ich bei einem Petrochemieunternehmen (Ticona) SAP R/3 eingeführt. Das größte Projekt war stets die Instandhaltung der Produktionsanlage. Einmal im Jahr wurde die Produktion heruntergefahren und alles wurde überholt. Die Kosten gingen in die Millionen. Ein außerplanmäßiger Stillstand der 24 h laufenden Produktion wäre extrem teuer.
Die Weltkonjunktur brummt und derzeit ist es nicht eine Frage des Kostensparens, sondern des Produzierens. Die Produkte können auf dem Weltmarkt zu fast jedem Preis verkauft werden, vorausgesetzt, man kann produzieren.
Foster Wheeler hat ein KGV von nur 17 und wächst mit 34 % p.a., McDermott wächst mit 14 % p.a. Und hat ein KGV von 17. Das Ende der Kursanstiege ist hier noch lange nicht erreicht.
FLUGZEUGBAU
Das Drama bei Airbus hat Ihr Autor hier in Hamburg aus nächster Nähe mitbekommen. Boeing lacht sich eins ins Fäustchen, denn die Auftragsstornierungen und auch die Aufträge, die Airbus nicht bekommen hat, landen alle auf dem Schreibtisch von Boeing. Die Gewinne steigen überproportional an, da Boeing nun das einzige Unternehmen ist, das Großraumflugzeuge zuverlässig liefern kann.
Nachdem die Fluggesellschaften bereits auf den Kurzstreckenflügen durch Billigangebote kräftig durchgeschüttelt wurden, rüstet man sich nun für einen entsprechenden Kampf bei den Überseeflügen. Viele Wettbewerber wollen da natürlich mit den besten Fliegern in den Kampf eintreten.
Der Kurs von Boeing ist bereits aufgrund der Airbus-Pleite um 33 % abgehoben. Im Vergleich zu den Kursanstiegen bei kleineren Flugzeugbauern, die nicht einmal von Airbus profitieren, kann Boeing noch weiter ansteigen.
Übrigens: Alan Mullaly, der CEO, der gerade versucht, Ford zu retten, hat selbiges bei Boeing erfolgreich geschafft. Um die Jahrtausendwende hat er Boeing umstrukturiert.
ÖL UND GAS
Man sollte meinen, dass die Energieprobleme der Welt gelöst wurden und dass es ausreichend billiges Öl und Gas für die nächsten Generationen gibt. Doch der Ölpreis ist wieder deutlich über 60 USD und auch der Gaspreis ist nach dem Ausmerzen der spekulativen Schwankungen inzwischen wieder auf dem aufsteigenden Ast.
Doch Ölkonzerne wie Exxon und Royal Dutch notieren auf einem KGV von 12 und 9 resp. Exxon ist das Unternehmen, dass den größten, jemals erwirtschafteten Quartalsgewinn vorzeigen kann. In der ganzen Welt wird fieberhaft nach neuen Ölvorkommen gebohrt, Gas wird aufwändig verflüssigt, um die Transportierbarkeit zu erhöhen und die politische Situation in den meisten großen Ölförderländern ist mehr als instabil.
Im Gasbereich ist Halliburton stark, doch auch diese Aktie notiert noch auf einem KGV von 15.
Ich erwarte für diesen Sektor weiter anziehende Kurse.
INDUSTRIEMETALLE
Kupfer und Nickel kann derzeit kaum ausreichend produziert werden, um die explodierende Nachfrage zu sättigen. Insbesondere Kupfer wird von den Chinesen aufgesogen. Freeport McMoRan (FCX) hat gerade erst Phelps Dodge übernommen und damit die Oligopol-Struktur der Branche untermauert. Die Preise werden dort also auch künftig gute Gewinnmargen enthalten.
Aber auch Lundin Mining ist ein Unternehmen, das in diesem Bereich gut mitspielt, insbesondere durch geschickte Übernahmen.
INTERNET
Vergessen Sie den Technologiesektor bis zum Ende des Sommers. Abgesehen von Apple gibt es keine Technologieaktie, die sich dem saisonalen Abwärtstrend des Technologiesektors entziehen kann. Apple ist in meinen Augen nicht mehr ein Technologieunternehmen, sondern ein Modeunternehmen und stellt sich daher gegen den Trend.
Aber der Internetsektor boomt wieder. Zuletzt habe ich im Jahr 2000 junge Internetpioniere mit diesem Glänzen in den Augen gesehen. Es werden Geschäftsideen auf ein paar Seiten gekritzelt und damit geht man dann auf Investorensuche. Eine halbe Million Euro sollte ein Privatinvestor schon locker machen für eine Idee, um dann in einem Jahr ein paar Millionen nachschießen zu dürfen, so die Vorstellung der Jungunternehmer.
Auch bei Ihrem Autor laufen seit einigen Wochen die Drähte heiß. Ich bin so zufrieden mit dem Heibel-Ticker, dass ich sehr schwer von einer Idee zu überzeugen bin. Zumal gerade im Internet meiner Ansicht nach die Crux das Know-how des Gründerteams ist, und das kann man mit Geld nicht kaufen. Im Internet kann jeder mit dem entsprechenden Können bereits sehr viel erreichen, ohne viel Kapital einzusetzen.
Aber mir scheint es, als seien einige Privatinvestoren auf der Suche nach der nächsten zündenden Idee und sind bereit, dafür ihr Risikokapital in unausgegorene Geschäftspläne zu streuen. Ich habe bereits einige Angebote und Geschäftsideen vorgelegt und horrende Gehälter versprochen bekommen. Und überall steht über der Stirn meiner Gesprächspartner „Reich werden, aber schnell!"
Aus Sicht der Gründer ist es genau jetzt die richtige Zeit, Kapital einzusammeln. Ob Google oder YouTube, alle begannen mit einer ausgefallenen Idee.
Google strebt wieder zu neuen Höchstkursen. Yahoo! verliert seinen Chief Technology Officer Farzad Nazem. Als Architekt von Panama, der neuen Werbeplattform Yahoo!s, die Googles AdWords Konkurrenz machen soll, hat er eine zentrale Rolle gespielt. Sein Ausscheiden ist ein weiteres Indiz dafür, dass die Stimmung bei Yahoo! nicht stimmt. CEO Terry Semel muss gehen, bevor die Aktie wieder Auftrieb erhält.
Nutznießer ist natürlich Google, das den Abstand zu seinen Verfolgern weiter vergrößert. Diese Woche gab es einen Bericht über die verschiedenen Meßmethoden bei Suchanfragen. Verschiedene Institute veröffentlichen immer wieder verschiedene Marktanteile von Google, Yahoo! und MSN an Suchanfragen. So erhält man den Eindruck, dass die Anteile ziemlich stark schwanken.
In Wahrheit ist aber bei allen Statistiken zu beobachten, dass die Führung von Google weiter ausgebaut wird. Gleichgültig, wie gemessen wird, und ob Google mit 40 % oder mit 75 % Marktführer ist, die Anteile steigen im Vergleich zu den jeweils vorangegangenen Messungen an.
Gestern ist Google endlich wieder über 500 USD gesprungen. Ein neues Allzeithoch bei 513 USD ist in greifbare Nähe gerückt.
FAZIT
Im Gegensatz zur Spekulationsblase aus dem Jahr 2000 sind die Kursanstiege derzeit durch Gewinnanstiege untermauert. Einen Börsencrash fürchte ich also nicht.
Doch eine Korrektur möchte ich nicht ausschließen und wie es danach weiter gehen könnte, ist ebenfalls fraglich. Mehr dazu im nächsten Kapitel.
Mehr unter: www.heibel-ticker.de
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