Eine schöne Betrachtung

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neuester Beitrag: 25.04.21 09:46
eröffnet am: 04.04.07 20:13 von: moya Anzahl Beiträge: 3
neuester Beitrag: 25.04.21 09:46 von: Lenatsmha Leser gesamt: 2430
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04.04.07 20:13
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1352445 Postings, 7393 Tage moyaEine schöne Betrachtung

Eine schöne Betrachtung

von Thomas Firley

Da Herr Steffens heute Urlaub hat, lesen Sie bitte einen Gastbeitrag von Tom Firley sowie einen Best-Of-Beitrag von Herrn Steffens.

Liebe Leser,

momentan herrscht wieder einmal eine schwierige, aber dafür um so interessantere Börsenphase. Vielleicht lesen Sie es bei den verschiedenen Analysten-Betrachtungen heraus:

Die Mega-Bullen sonnen sich in ihrer aufwärtsgerichteten Grundeinstellung und tun die letzte heftige Korrektur als kurzes Zwischenspiel ab. Die Perma-Bären warnen vor weiteren Korrekturen, die ganz sicher einmal kommen werden; daneben sei die letzte Korrektur nur ein kleiner Vorgeschmack gewesen auf das, was da kommen möge.

Nun, ich bin weiterhin bulish eingestellt. Und dies trotz der immensen Schuldenblase in den USA und trotz der Gefahren, die aus dem Iran drohen. Ich möchte hier nichts beschönigen, aber in the long run – langfristig gesehen – und in der Retrospektive werden auch die aktuellen Probleme solche sein, die gemeistert werden müssen und gemeistert werden wurden...

S&P 500 auf 1600 Punkte

Was macht mich langfristig so optimistisch? Dazu zeige ich Ihnen einfach, warum der amerikanische S&P 500 auf kurz oder lang die 1.600-Punkte überschreiten muss.

Chart

In diesem Monats-Chart sehen wir die Entwicklung des S&P 500 von 1950 bis heute. Wie Sie sehen, habe ich vier Trendkanäle eingezeichnet. Zu den einzelnen Phasen:

Phase Grün: Von Ende 1949 bis Mitte 1986 steigt der S&P in einem breiten Kanal mit einer jährlichen “Steigung” (also Verzinsung) von ca. 6%. Pedantische Charttechniker mögen bitte in dieser Darstellung auf genaueste Zahlen verzichten...

Phase Lila: In Zeitraum von Mitte 1986 bis Anfang 1995 bewegt sich der S&P 500 bereits in einem wesentlich steileren, aber auch engeren Trendkanal. Die jährliche Verzinsung liegt hier bei ca. 12% jährlich.

Rote Phase: Und hier – zwischen Anfang 1995 und Mitte 2000 – sehen wir, dass dieser Zeitraum per se eine Übertreibung darstellt. Der Trendkanal wird noch steiler und noch etwas enger. Die jährliche Steigung bzw. Verzinsung des S&P 500 liegt bei unglaublichen 23%.

Kurzer Exkurs
Wirken 23% auf den ersten Blick nicht unglaublich für Sie? Dann rechnen Sie einmal nach, was passiert, wenn Sie 10000 Euro über 5 Jahre lang zu einem Zinssatz von 23% anlegen könnten. Ihr Geld würde sich in etwa verdreifachen (wie der S&P 500 im genannten Zeitraum...)

Halten wir kurz fest: Die meisten Anleger in Deutschland sprechen von der “Mega-Hausse seit Mitte der 90er”. Bei dieser Betrachtung wird aber deutlich, dass diese Mega-Hausse schon wesentlich früher, nämlich bereits Anfang der 80er Jahre begonnen hat.

Zur aktuellen Phase

Phase rosa: Ich nenne diese Phase nicht die rosa Phase, weil mein mittlerweile 5 Tage altes Töchterchen Paula (ich soll Sie schön grüßen) gerne rosa trägt, sondern weil rosa die letzte Farbe war, die im Chart einigermaßen gut zu erkennen ist. Also:

Die rosa Phase kennzeichnet den Aufwärtstrend seit 2003. Dieser Aufwärtstrend hat eine Steigung von etwas über 12% und ist auch etwas “breiter” als die Hausse Ende der 90 Jahre.

Nun zur Auflösung meiner Behauptung, der S&P 500 steigt auf 1.600 Punkte. Betrachten Sie bitte den nächsten Chart:

Chart

Hier gibt es für den Zielpunkt 1.600 Punkte zwei Varianten:

1.) Der blaue Punkt. Würde der S&P 500 sich so verhalten, wie er es im Schnitt die letzten 56 Jahre getan hat, dann würde die 1.600er Marke genau zum Jahresanfang 2008 erreicht werden.

2.) Die etwas komplizierte Variante: Sie erkennen auch in diesem Chart die lila Phase, die ich mit dem aktuellen 2003-Aufwärtstrend verbunden habe. Wie Sie sehen, habe ich die Übertreibungsphase Ende der 90er “ausgeklammert”. Es wird deutlich, dass sich der S&P inmitten dieses Kanals befindet und es aus aktueller Bullen-Sicht erst im Bereich von 1.200 Punkten brenzlig werden würde.

Als Hilflinie habe ich den roten, “schöneren” Aufwärtstrend eingezeichnet. Schöner einfach nur deswegen, weil er wesentlich mehr Punkte im S&P 500-Verlauf “trifft” als der Kanal. Wer sich etwas mit Charttechnik beschäftigt, wird wissen, dass dies auch logisch erscheint...

Oszilliert der S&P 500 weiterhin an diesem Aufwärtstrend wird die 1.600er Marke übrigens “erst” im Sommer 2008 erreicht.

Viel Erfolg an der Börse
Ihr

Tom Firley


Teilen Sie Ihr Börsenjahr anders ein!

von Jochen Steffens

Sie sollten sich angewöhnen, Ihr persönliches Börsenjahr nicht vom 1. Januar bis 31.Dezember laufen zu lassen, sondern vom 1. Oktober bis zum 31. September. Ich weiß, das hört sich seltsam an, aber der Mensch neigt nun einmal dazu, alles in gewisse „Räume“ zu unterteilen, um sein Umfeld zu begreifen. „Zeiträume“ sind dabei besonders beliebt, normalerweise durch die Jahreszeiten vorgegeben. Es ist sehr wichtig für viele Menschen, einen Schlussstrich ziehen zu können (zum Beispiel unter ein schlechtes Börsenjahr), um mit neuem Mut und Elan in ein neues Jahr zu starten. Das haben wir alle nun zum Jahreswechsel erlebt, einem Zeitpunkt wo sich jedes Jahr aufs neue viele Menschen vornehmen, dass im nächsten Jahr alles besser werden wird.

Blöd ist aber, dass der wirkliche Jahreswechsel nicht zu den Börsenjahreszeiten passt! Einfache Lösung: Trennen Sie sich als Trader vom Jahreszeitenkalender und gestalten Sie sich ein eigenes Börsenjahr! Jahresanfang ist: 1. Oktober!

Das hat den positiven Effekt, dass Sie das Jahr meistens schon einmal positiv starten. Mit schnellen Gewinnen im Rücken ist man gleich viel entspannter und so können Sie wesentlich lockerer die weitere Planung gestalten. Wenn Sie einmal dick im Plus sind, ist es schließlich auch leichter, diese Gewinne mit Stopps abzusichern!

Beginnen Sie also auf jeden Fall jede größere Investition im Oktober! Allerdings nicht auf einmal, sondern nach und nach, da der Oktober crashgefährdet ist. Diese hohe Crashgefahr begründet sich wie folgt: Wenn der Oktober sich nicht so entwickelt, wie erwartet, entsteht im Markt ein hohes Frustrationspotential, welches zu übermäßigen Verkäufen führen kann. Kommt es zu einem solchen Einbruch/Crash, ist das in den allermeisten Fällen ebenfalls eine gute Gelegenheit einzusteigen.

Achten Sie natürlich auch darauf, wie sich die Börsen vorher entwickelt haben, sollten Sie bis zum August- Oktober seit Januar stark gestiegen sein, wäre natürlich Vorsicht angebracht! Keine Frage!

Die Jahreszeiten der Börse

Der Mensch liebt Vergleiche und Metaphern, so kann er sich Dinge besser merken und vorstellen. Deswegen ist es ganz interessant, die Börse in folgende Jahreszeiten unterteilen, die sehr gut die jeweilige Börsensituation beschreiben.

Der Börsenfrühling geht vom 1. Oktober bis Ende Dezember.

Der Börsensommer von Januar bis März.

Der Börsenherbst von April-Juni.

Der Börsenwinter von Juli-September.

Im Börsenfrühling sprießen die Kurse, alles wächst und gedeiht. Allerdings kann es auch noch zu Wintereinbrüchen kommen (Crashgefahr im Oktober), deren Häufigkeit und Intensität aber in Richtung Börsensommer immer weiter abnehmen.

Im Börsensommer von Januar bis März herrscht allgemeine Sommerstimmung, allerdings ist die Dynamik der Kurssteigerungen oft nicht mehr so stark wie im Frühling. Hin und wieder gibt es Sommergewitter, aber insgesamt ist alles etwas weniger impulsiv als im Frühling. Schließlich hat man meistens schon deutlich gestiegene Kurse hinter sich.

Der Börsenherbst von März bis Juni ist auch mit dem normalen Herbst zu vergleichen: Mal gibt es einen goldenen Herbst mit warmen positiven Temperaturen (steigenden Kursen), mal ist der Herbst verregnet nass und stürmisch. Auf jeden Fall sollte der Börsianer im Herbst die Ernte einfahren (Sell in may and go away).

Richtung Börsenwinter, also ab Juli bis September wird es dann meistens zäh mit den Kursen. Nichts will mehr so richtig wachsen, es passiert nicht viel. Der Winter steht für Stagnation, der natürliche Lebenszyklus legt eine Pause ein. Auch an den Börsen herrscht in dieser Zeit oft Stillstand.

Wenn Sie diese Börsenjahreszeiten immer in Ihre Anlageentscheidung einfließen lassen, dann werden Sie auf jeden Fall langfristig wesentlich bessere Performance erzielen, auch wenn diese Metapher lediglich den "Idealfall" beschreibt. Säen Sie im Börsenfrühling (Oktober) und ernten Sie Ende des Sommers oder im Herbst.

Eine sichere Strategie

Ich lege einen großen Teil meines Vermögens, welchen ich nicht zum traden brauche, zu guten Zinsen (sofern möglich) an. Den zu erwartenden Zinsgewinn investiere ich in Zockerscheine. Dazu mal ein Beispiel.

Wir nehmen einmal eine Grundsumme von 100.000 € an (einfach weil es so einfach zu rechnen ist). Diese legen Sie zu 3 % Zinsen an. Das macht 3000 € Gewinn (Steuern lassen wir einmal beiseite).

Diese erwarteten 3000 € investieren Sie in einen Zockerschein. Diese Scheine können 1000 % machen, oder aber ein Totalverlust werden.

Natürlich starten Sie damit immer im Oktober, so haben Sie eine hohe Rallyewahrscheinlichkeit! Wenn der Zockerschein 1000 % macht, dann haben Sie 33.000 € erwirtschaftet. Sprich, Sie haben auf die Gesamtsumme, also auf ihr Gesamtvermögen(!) 33 % Gewinn gemacht. Das ist extrem viel, denn wer legt schon sein Gesamtvermögen in Aktien an! Aber es kommt natürlich noch besser: Sie haben dann nämlich 33 % Gewinn ohne jedes Verlustrisiko(!) erzielt!

Sie können schließlich nur die 3000 € verlieren, die Sie als Zinsertrag am Ende des Jahres erhalten werden! So bleibt ihre Anfangssumme also auf jeden Fall erhalten (auch wenn die Kaufkraft durch die Inflation abnimmt, aber das ist natürlich immer so, auch wenn Sie Gewinn machen).

Mit welcher anderen Strategie können Sie bis zu 33 % Gewinn mache, ohne eine Cent Ihres Vermögen zu riskieren?

Quelle: Investor's Daily Abonnenten

Gruß Moya 

 

04.04.07 20:16
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1352445 Postings, 7393 Tage moyaStagflation in den USA?

Stagflation in den USA?

von Jochen Steffens

Und da sind wir wieder bei der 7000 Punkte Marke im Dax und gerade hat er auch noch das letzte Hoch rausgenommen und damit ein neues Jahreshoch ausgebildet! Das letzte offene Gap wurde also gerade geschlossen, die W-Formation hat gezogen.

Mit der rechten Maustaste hier klicken, um Bilder downzuloaden. Um Ihre Privatsphäre besser zu schützen, hat Outlook den automatischen Download dieses Bilds vom Internet verhindert.
Chart

Was ist aber nun mit den gefährlichen Carrytrades, oder der Zusammenbruch des US-Immobilienmarktes? Was ist mit dem Absturz der Märkte ins Bodenlose?

Nein, die Themen sind nicht aus dem Markt, sie sind immer noch aktuell. Das waren sie aber auch schon vor dem kleinen Crash. Die Carrytrades wurden schließlich vorher schon auf dem G7-Treffen besprochen und der Zusammenbruch des US-Immobilienmarkt wird schon seit 2003 heiß diskutiert.

Wie immer haben NACH den fallenden Kursen die Analysten und Kommentatoren Gründe gesucht, und auch gefunden. Nur, diese Gründe haben Panik verbreitet, die wieder einmal, wie eigentlich fast immer, völlig übertrieben war. Sie sehen, auch dieses Mal hat sich all die Panik und Sorge als unbegründet erwiesen – bis jetzt. Und wieder einmal hat sich bestätigt: Kaufe die Panik, verkaufe die Euphorie.... (der erste Teil davon).

Aber so ist die Börse: Sie neigt ein wenig zur Hysterie. Freud, der sich mit Hysterikern perfekt auskannte, hätte seine helle Freude daran gehabt.

Auf einmal haben es alle gewusst

Und siehe da, viele der Panikschieber und Untergangspropheten, der Permabären und andere, tun nun so, als hätten sie es doch gewusst. Schon immer! Ich finde es okay, wenn man, nachdem man mal tief in die Kiste mit den falschen Prognosen gegriffen hat, das nicht unbedingt anschließend auch noch jeden Tag heraushängt. Schließlich kann das jedem passieren. Aber dann so zu tun, als hätte man doch gewusst, dass der Dax wieder an das letzte Hoch läuft, als wäre es doch völlig klar gewesen – nein, so geht es nicht! Leider ist das aber ein doch sehr weit verbreitetes Phänomen.

Zahlen weisen auf Stagflation hin?

Dabei gibt es im Moment tatsächlich belastende Gründe, auf die der Markt aber seltsamerweise überhaupt nicht panisch reagiert: Mir gefallen die letzten US-Zahlen nicht: Der PCE Deflator, der im Februar auf 2,4 % angestiegen ist, die bezahlten Preise im ISM-Index, die einen deutlichen Aufwärtstrend verzeichnen. Das alles sind sehr klare Zeichen, dass die Fed die Zinsen NICHT senken wird. Auf der anderen Seite kann sie die Zinsen auch nicht weiter anheben, denn die Zeichen für eine klare Abschwächung des US-Wirtschaftswachstums sind deutlich. Erleben wir also nun eine Phase der Stagflation?

Stagflation und die Unmöglichkeit der Zinsanhebung

Ich wette, falls die Kurse wieder einbrechen, wird das Thema Stagflation als neues Angst- und Panikthema wieder entdeckt. Aus diesem Grund jetzt schon einmal im Vorfeld eine sehr ausführliche und ich hoffe einfach verständliche Ausführung dazu.

Stagflation ist eine Zusammensetzung aus den Wörtern: Stagnation und Inflation. Eigentlich ein Phänomen, dass es so gar nicht geben dürfte. Denn wenn die Wirtschaft stagniert oder in eine Rezession verfällt, dann haben immer weniger Leute Arbeit, verdienen weniger, etc. Sprich es wird weniger konsumiert. Die Unternehmen verkaufen weniger, der Konkurrenzdruck steigt. In einer solchen Situation können die Unternehmen keine Preiserhöhungen durchsetzen, weil sie dann ihre Produkte nicht mehr absetzen könnten. So gesehen widersprechen sich Inflation und Stagnation.

Ein unmögliches Phänomen war geboren

Aber Stagflation tauchte trotzdem auf, denn wie immer ist das Unmögliche durchaus möglich. Zum ersten Mal entstand sie während der Ölkrisen Anfang der siebziger Jahre. Und hier sehen wir auch den eigentlichen Grund für Stagflation: Es muss ein sogenannter Angebotsschock auftauchen, etwas dass das Preisniveau erheblich beeinflusst.

Denn dieser Effekt, dass bei einer schwachen Wirtschaft, die Preise durch den höheren Konkurrenzdruck eher sinken, muss durch einen externen Faktor (Ölpreis, Ernteausfälle, etc) überkompensiert werden.

Der Ölpreis stieg dramatisch und wirkte sich entsprechend deutlich auf die Inflation aus. Das reichte aber damals noch nicht. Erst als dann auch noch die Zentralbanken die Zinsen erhöhten, um dieser Inflation entgegen zu steuern, kam es zu der wirtschaftlichen Krise bei hoher Inflation. Da hatten die Zentralbanken einfach nicht nachgedacht. Okay, kann passieren, sollte aber nicht. Denn das, was damals passiert ist, war eigentlich nur logisch.

Eine wichtige Erkenntnis für die Zukunft

Die eigentliche Erkenntnis aus den Ölkrisen war aus wirtschaftstheoretischer Sicht, dass man die durch den Angebotsschock entstandene Inflation nicht mit höheren Zinsen bekämpfen kann (Sie erinnern sich vielleicht, das habe ich auch schon mal vor einem Jahr zu diesem Thema geschrieben, als die Medien "Stagflation" als Panikthema entdeckt hatte), sondern Liquidität zur Verfügung stellen muss. Aus folgenden Gründen:

Diese Inflation, die sozusagen von außen importiert wird, unterscheidet sich von der Inflation, die durch einen Wirtschaftsboom ausgelöst wird, ganz erheblich. In dem Fall der importierten Inflation verknappt sich die dem Konsum zur Verfügung stehende Geldmenge und die Geldumlaufgeschwindigkeit sinkt; während in zweiten Fall, der durch einen Boom ausgelösten Inflation, die Geldmenge konstant ist oder wächst, aber die Geldumlaufgeschwindigkeit massiv zunimmt.

Die Geldumlaufgeschwindigkeit und die Geldmenge

Das mit der Geldumlaufgeschwindigkeit ist so zu verstehen: Wenn eine Wirtschaft boomt, dann sind die Arbeitsplätze sicher, es werden hohe Löhne bezahlt, die Menschen haben eine rosige Zukunftsperspektive und sind bereit, viel Geld für allen möglichen Blödsinn auszugeben. Die Sparneigung ist niedrig, die Vorsorgeneigung ist niedrig, denn schließlich wird es ja immer (!) so weiter gehen – warum sich also Sorgen machen.

In guten Zeiten:

In solchen Zeiten wechselt das Geld immer schneller die Besitzer: Der Arbeiter hat es kaum in der Tasche, dann trägt er es auch schon zum Bäcker, um sich dort die neueste Stereoanlage zu kaufen (das macht man ja heute nicht mehr im Elektrofachmarkt). Der Bäcker rennt mit dem durch seine Sonderaktion „Stereoanlage“ verdientem Geld zum Möbelhaus namens „Schlecht, teuer aber In“ , um sich den neuesten Wohnzimmerschrank zu kaufen, der alte war ja schon älter als ein Jahr. Und wenn es nicht reicht, dann wird eben ein Kredit aufgenommen, egal! Es geht ja immer weiter, dieser Boom!

Sprich die Geldumlaufgeschwindigkeit steigt und die Geldmenge (z.B. Kredite) wächst = Inflation

In schlechten Zeiten:

Sind die Zeiten schlecht, dann wird hingegen Vorsorge getroffen, für die Zukunft, für den Fall dass man den Job verliert, oder einfach nur so aus Sicherheit. Das Geld landet also auf Sparbüchern, und wird nicht mehr so schnell ausgegeben. Damit wird einerseits Geld aus dem Kreislauf abgezogen und geparkt (Sparbuch) und andererseits überlegt man sich vier bis fünf Mal, ob man sich wirklich jetzt schon einen neuen Staubsauger leisten kann. Schließlich halten die Klebestreifen noch so gerade den Schlauch zusammen und wozu braucht ein Staubsauger intakte Rollen, man kann ihn ja auch über den Boden schieben/treten. Sprich: Die dem Geldkreislauf zur Verfügung stehende Geldmenge schrumpft, die Geldumlaufgeschwindigkeit sinkt.

Im ersten Fall, den guten Zeiten, muss die Zentralbank reagieren und die Zinsen erhöhen. Dadurch werden auf der einen Seite die Kredite teurer. Man überlegt sich zweimal, ob man bei den Zinsen Geld aufnimmt, um bereits nach einem Jahr einen neuen Schrank zu kaufen. Auf der anderen Seite werden für die Unternehmen Investitionen u.ä. teurer, was dazu führt, dass weniger Arbeitsplätze geschaffen werden und der Konsum ausgebremst wird (um es mal kurz zu machen).

Im zweiten Fall, den schlechten Zeiten, muss die Zentralbank Geld in den Kreislauf reinpumpen, sprich, die Kredite so billig machen, dass die Firmen Investitionen ohne Risiko tätigen können, was wiederum Arbeitsplätze schafft, die wiederum den Konsum anheizen und zu einer neuen Nachfrage führt (auch nur kurz angerissen) .

Soweit die Theorie, nun aber zur Stagflation:

Bei der Stagflation sinkt die Geldumlaufgeschwindigkeit auf der einen Seite, aber die Preise steigen. Ebenso wird bei der Stagflation Geld aus dem Kreislauf genommen. Es fließt zum einen in die Taschen der Ölförderer, also nach außen. Zum anderen haben die Verbraucher aufgrund der höheren Energie- und Spritkosten weniger Geld in den Taschen, das spüren sie und gehen somit wieder in den „Sparer- und Sicherheitsmodus“ über.

Wir haben hier also im Prinzip auf der einen Seite die Wirkung eines Wirtschaftsbooms = steigende Preise und auf der anderen Seite die Folgen einer Rezession = Geldumlaufgeschwindigkeit und Geldmenge sinkt, beziehungsweise steigt nicht so stark. Und das macht die Situation so schwierig.

Zinserhöhungen sind gefährlich!

Erhöht nun die Zentralbank in so einer Situation die Zinsen, verschärft sie die Folgen einer Rezession, ohne aber die hohen Preise (ansonsten Folge des Wirtschaftsboom) sonderlich zu beeinflussen, denn die Wirkung „steigende Preise“ ist schließlich „importiert“.

Die Folgen einer Zinserhöhung sind besonders für die Unternehmen in einer durch einen hohen Ölpreis eingeleiteten Stagflation gravierend. Diese müssen auf der einen Seite die höheren Energiekosten kompensieren, das wirkt sich auf ihre Gewinnmargen aus, haben aber auf der anderen Seite mit einem nachlassenden Konsum zu kämpfen (die Verbraucher haben weniger Geld in den Taschen, s. o.). Wenn die Unternehmen in dieser Situation diese kritische Phase nicht durch billige Kredite überbrücken können, dann müssen sie Arbeiter entlassen. Das wiederum wirkt sich noch mehr auf den Konsum aus und führt zu einem Teufelskreislauf und schlimmstenfalls in eine tiefe Rezession.

Bei einer Stagflation wird es keinen Spielraum nach oben geben

Kommt es jetzt in den USA zu einer Stagflation, hat die Fed keinen Spielraum mehr nach oben. Sie wird selbst bei einer Stagflation irgendwann die Zinsen senken müssen. Nur, ich fürchte, dass sie unter Ben Bernanke damit so lange warten wird, wie es eben gerade geht. Also, wenn die Inflationsdaten nicht bald besser werden, sollten wir mögliche Zinssenkungen in diesem Jahr wahrscheinlich nicht erwarten. Gerade dann nicht, wenn der Ölpreis weiter steigt.

Die Prognosen für 2008 verbessern sich zusehends

Vielleicht kommt das ja dann 2008. War ich noch 2006 davon überzeugt, dass 2008 ein schwieriges Jahr wird, habe ich nun immer mehr das Gefühl, dass es ein höchst lukratives Jahr werden kann – eines dieser wenigen Jahre, die aus kleinen Vermögen große machen.

Aber leider müssen dafür noch ein paar Rahmenbedingungen in diesem Jahr gelegt werden. Ich bleibe auf jeden Fall für Sie dran.

Darüber hinaus sollte man das Jetzt nicht vergessen: Es ist einfach sehr auffällig, dass sich die Märkte, wie schon mehrfach gesagt, trotz Iran, hohem Ölpreis schlechter Inflationsdaten und, und, und erstaunlich stark halten!!! Das ist insoweit bullish zu werten. Wenn nun all diese Unsicherheitsfaktoren auch noch nach und nach wegfallen würden, dann gibt es eine starke anhaltende Rally in den Sommer hinein.

Gruß Moya  

 

06.04.07 11:31
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1352445 Postings, 7393 Tage moyaNeuer Volkssport: Koma-Kaufen!

Neuer Volkssport: Koma-Kaufen!

von Axel Retz

Liebe Leserinnen und Leser,

heute möchte ich Ihnen an dieser Stelle die Titelseite meiner gestrigen Ausgabe des EurXProfits vorstellen, der m. E. recht gut die gegenwärtige Marktverfassung wiedergibt:

Geht es Ihnen auch so? Wenn ich an die guten alten Zeiten des „Neuen Marktes" denke, wird es mir heute noch schwindelig. Die Anleger kauften, was immer es zu kaufen gab. Aktien, deren Namen sie noch nicht einmal aussprechen konnten (Infimmenon? Infinitas? Imfeminon?) und von denen sie nichts, aber auch gar nichts wussten.

Was damals regierte, war ein fehlendes Risikobewusstsein, genährt durch den Umstand, dass der Durchschnittsanleger über die an die Börse drängenden Unternehmen ja größtenteils absolut keine Informationen hatte, und sie auch nicht wollte.

Verglichen damit, ist die Sachlage heute eine andere. Carry-Trades, US-Immobilienkrise, Dollarrisiko, extrem hohe Insiderverkäufe in den USA, inverse Zinsstruktur, Dollarrisiko, aus dem Ruder gelaufene Staatsverschuldung, von niemandem mehr berechenbares Volumen an hochspekulativen Derivaten, anhaltend hohe Inflation in den Vereinigten Staaten - all diese potentiellen Risikofaktoren sind jedem ernsthaften Anleger heute bekannt.

Aber die Börsen ignorieren sie. Und nachdem die „März-Scharte" ausgewetzt wurde, scheint das Unverwundbarkeitsgefühl der meisten Marktteilnehmer noch ausgeprägter als zuvor.

Käufe trotz unklarer Risiken sind schon eine wüste Sache, Käufe trotz bekannter Risiken aber sind zweifellos noch ein Stückchen „krasser". Was nicht heißt, dass die Party der Verrücktheiten nicht noch weiter gehen kann. Denn das Regelwerk beim Koma-Kaufen gleicht dem des ähnlich klingenden neuen Jugend-Hobbys: Schluss ist erst, wenn der erste umfällt!

Höre ich mich im Kollegenkreis um, könnte dieser Zeitpunkt sehr nahe sein. Denn Marktkommentatoren, die auch auf die über den Börsen aufgezogenen Gewitterwolken verweisen, berichten mir vom hämischen bis offen aggressiven Kundenkontakten. Das hatten wir schon einmal, aber es ist sieben Jahre her.

Gruß Moya  

 

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