aufwärts oder abwärts?

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neuester Beitrag: 25.04.21 10:15
eröffnet am: 03.10.06 21:19 von: privatman Anzahl Beiträge: 1
neuester Beitrag: 25.04.21 10:15 von: Claudiatnpra Leser gesamt: 1678
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03.10.06 21:19

36 Postings, 6437 Tage privatmanaufwärts oder abwärts?

Die Spannung am Aktienmarkt steigt. Bald werden die Kurse ausbrechen - aber in welche Richtung?

Sonderbar ist es ja schon, was gerade an den Märkten abläuft, sonderbar und ungewöhnlich. Die Gravitationskraft wichtiger Kursmarken scheint nicht zu wirken. Normalerweise werden die Kurse von solchen Marken magisch angezogen, kaum dass sie in ihre Nähe geraten. Und diesmal? Diesmal scheint es eine geheimnisvolle Gegenkraft zu geben, die neue Rekordniveaus verhindert.

Seit zwei Wochen befinden sich die Aktienkurse nun schon in der Nähe solcher wichtiger Marken. Besonders deutlich ist das beim Dow Jones. Dessen Allzeithoch liegt bei 11.750 Punkten, der bisher höchste Schlusskurs bei 11.722 – dazwischen liegt eine Differenz von gerade mal 28 Pünktchen. In der vergangenen Woche versuchte der Dow mehrere Male, seinen Rekord zu knacken. Jedes Mal ging den Märkten vorher die Luft aus.

Die theoretische Basis der Gravitationswirkung liefert die Behavioral Finance mit ihrer Theorie des Ankereffekts. Ihr zufolge orientieren sich Investoren an wichtigen Kursen, wenn sie Anlageentscheidungen treffen. Das können Einstandskurse sein oder Kurse, die auf runde Beträge lauten, oder eben historische Höchstkurse. Dahinter steckt der Gedanke, dass es möglich sein müsste, diese einmal erreichten Rekorde auch ein zweites Mal zu knacken.

Gelingt das nicht oder nur unter großen Schwierigkeiten, dann ist der Markt in der Regel in zwei nahezu gleich starke Lager gespalten, und die Investoren dieser beiden Lager verfolgen genau entgegengesetzte Erwartungen.

In jüngster Zeit sind vor allem die Privatanleger wieder auf Aktien aufmerksam geworden. Investorenkonferenzen werden zahlreicher, die Auflagen der Anlegermagazine nehmen zu, man spricht wieder über die Märkte. Zugleich sind warnende Stimmen zu hören. Die Konjunkturaussichten sind so schlecht wie schon seit langem nicht mehr. Die technische Verfassung der Märkte wird allgemein als mäßig angesehen. Die große Frage ist also: Wer hat den längeren Atem? Solche Anleger, die bereits Aktien haben und auf den erreichten Kursen verkaufen wollen? Oder jene des entgegengesetzten Lagers, die noch zu wenig Aktien in ihrem Bestand haben und noch kaufen sollten?

Wer die Oberhand behält, ist derzeit nicht absehbar. Doch etwas anderes zeichnet sich bereits ab: die Aussicht auf heftige Kursbewegungen mit einem gleichzeitigen Anstieg der Volatilität.

Zumindest war es bisher immer so: Erreichte die z. B. mit dem VDAX gemessene Volatilität im September ein Minimum, so schlugen die Kurse in den darauf folgenden Wochen besonders heftig aus. Dies ist angesichts der recht ausgeglichenen Lager der Bullen und der Bären auch derzeit zu erwarten: Brechen erst einmal die Dämme, werden die Kurse sich besonders heftig bewegen. Ob sie abstürzen oder nach oben schnellen werden, ist aber noch lange nicht klar – selbst wenn zurzeit die Risiken weit größer sind als die Chancen.

Deshalb ist es in den kommenden Tagen umso wichtiger, die Stimmung der Marktteilnehmer zu beobachten, denn sie kann weitere Hinweise auf die Richtung der kommenden Kursbewegungen geben.

Auch an den Rentenmärkten ist die Stimmungskomponente besonders wichtig. Die Zinsen sind angesichts der negativen Konjunkturaussichten bereits deutlich gesunken. Hinzu kam die Entscheidung der Fed, die Leitzinsen in den USA unverändert zu lassen. Inzwischen gilt es als ausgemacht, dass es konjunkturell abwärts gehen wird. Doch diese Einschätzung der Märkte ist schon wieder gefährlich einseitig geworden. Das haben die Reaktionen bei der jüngsten Veröffentlichung von Konjunkturdaten gezeigt.

Entwicklungen, die sich besonders klar abzeichnen, sind besonders gefährlich. Sie liefern die beste Voraussetzung dafür, dass es gerade anders kommt, als alle denken. Aus diesem Grund sollten sich die Anleger zwar weiterhin auf schlechte Konjunkturdaten einstellen. Aber weil diese inzwischen eingepreist sind und keinen Überraschungseffekt mehr bringen, ist es umso wichtiger, sich von überraschend positiven Daten nicht kalt erwischen zu lassen.

Es ist immer schwierig, Positionen gegen die offensichtlich logische Entwicklung aufzubauen. Gerade das erscheint derzeit aber angebracht. Die Zinsen haben die Kraft, wieder zu steigen.

(Quelle: www.zeit.de/online/2006/40/Boers-o-Meter )
 

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