Die Rohstoff-Woche – Ausgabe 06/2011: Seltene Erden: Versorgungslücke ab 2012 wahrscheinlich
Sehr geehrte Leser der Rohstoff-Woche,
etwas später als gewohnt erhalten Sie heute Ihre neue Rohstoff-Woche. Eine kurzfristig anberaumte Minentour durch Südafrika hat meinen letztwöchigen Zeitplan gehörig durcheinander gewirbelt, sodass ich Ihnen erst heute wieder ein spannendes Thema aus dem Bereich der Rohstoffe näherbringen kann.
Bei all der Hysterie um die Geschehnisse in Japan, Libyen und einigen weiteren arabischen Staaten, ist die Problematik um die so genannten Seltenen Erden oder breiter gefasst die so genannten kritischen Elemente beinahe komplett in den Hintergrund getreten. Dabei könnten es gerade diese wenigen Elemente sein, die ganze Volkswirtschaften in die Knie zwingen.
Die aktuelle Ausgangslage bei den Seltenen Erden dürfte Ihnen weitestgehend bekannt sein. China produziert momentan etwa 95% aller Seltenen Erden weltweit. Die Fördermenge beziehungsweise der prozentuale Anteil an der weltweiten Fördermenge variiert zwar innerhalb dieser 17 Elemente, im Durchschnitt liegt man mit einem Anteil von 95% an der gesamten Weltproduktion jedoch ziemlich richtig. China besitzt damit eine Marktmacht sondergleichen und kann – wenn es denn will – die einzelnen Preise spielend beeinflussen. Gerade auch deshalb, weil man die Anzahl der aktuell produzierenden Seltenen Erden – Minen außerhalb Chinas an einer Hand abzählen kann.
Dem ist sich China natürlich bewusst. Der frühere Staatschef Deng Xiaoping erkannte dies schon im Jahre 1992 und prägte damals den Ausspruch „Der Mittlere Osten hat Öl, China hat Seltene Erden“, in Anspielung darauf, dass der so genannte „Westen“ sich ebenso darauf verlässt (oder nennen wir es lieber „darauf ausruht“), dass die großen Erdölfördernationen im Mittleren Osten ihr Erdöl auch in Zukunft weiterhin billig an die großen Industrienationen in Nordamerika und Europa „verschachern“. Deng Xiaoping erkannte damals schon, dass sich technischer Fortschritt im 21. Jahrhundert nur mit dem massiven Einsatz von Seltenen Erden verwirklichen lassen wird. Und es kam letztendlich auch genauso, wie Xiaoping vorausgesagt hatte. Der Bereich der Seltenen Erden wurde auf der westlichen Halbkugel eigentlich komplett vernachlässigt. Die Technologien des 20. Jahrhunderts verlangten noch nicht so hohe Mengen an Seltenen Erden, sodass man diese zu Spottpreisen aus dem Reich der Mitte importieren konnte. Der teure Bau von eigenen Minen war einfach nicht notwendig.
Mal ganz davon abgesehen, dass sich der Bau von Seltenen Erden Minen angesichts der niedrigen Preise in den 1990ern wohl überhaupt nicht gelohnt hätte. Vielleicht war das ja auch gerade das Kalkül der Chinesen in den 1990er Jahren?! Gut, dies ist zwar eine gewagte Hypothese, würde aber irgendwie passen. Nun kam es zu Beginn des 21. Jahrhunderts aber so, wie es nach Ansicht von Xiaoping kommen musste: Der technische Fortschritt begann immer rasanter Fahrt aufzunehmen. Immer neue Produkte wie modernere Handys, Flachbildschirme, IPods, IPads und so weiter kamen auf den Markt. Diese verschlangen immer mehr an Seltenen Erden und machten neben ihren neuen Besitzern eigentlich nur einen glücklich: China! Denn die Exporte an Seltenen Erden schnellten rapide in die Höhe. Und heute ist quasi die ganze Welt abhängig von ihnen. Während China in 2006 noch etwa 60.000 Tonnen an Seltenen Erden exportierte, halbierten sich diese Exporte bis zum Jahr 2010.
Noch gibt es bei den Seltenen Erden nur äußerst selten Engpässe von einzelnen Elementen. Dies könnte sich jedoch bereits ab dem kommenden Jahr 2012 ändern. Denn spätestens dann dürfte die weltweite Nachfrage nach den begehrten Elementen selbst das Angebot aus China übersteigen. Denn gerade die chinesische High-Tech-Branche ist es, die die größte Nachfragesteigerung bei Seltenen Erden verzeichnet. Da erscheint es natürlich nicht verwunderlich, dass China seine Schätze für die eigenen Unternehmen zurückhält. Branchenkenner gehen aktuell sogar davon aus, dass das Angebot an Seltenen Erden ab spätestens 2015 stagnieren wird. Die weltweite Nachfrage wird allerdings im gesamten kommenden Jahrzehnt weiter rapide ansteigen.
Nun stellt sich natürlich die Frage, inwieweit eine weitere Nachfragesteigerung nach Seltenen Erden anderweitig befriedigt werden kann. Denn eines steht so oder so grundsätzlich fest: So selten, wie der Name der so genannten Seltenen Erden es verheißen mag, sind Seltene Erden nämlich gar nicht! Thulium, das seltenste stabile Element der Seltenen Erden, ist innerhalb der Erdkruste immer noch häufiger vorhanden als Gold oder Platin. Cer, Yttrium und Neodym kommen in der Erdkruste sogar häufiger vor als beispielsweise Blei. Lediglich Promethium, ein kurzlebiges radioaktives Element, ist in der Erdkruste wirklich selten.
Das lässt darauf schließen, dass es auch außerhalb Chinas signifikante Seltene Erden – Lagerstätten geben muss. Wie etwa das Mount Weld Projekt von Lynas Corp. Doch nicht nur in West-Australien werden große Vorkommen an Seltenen Erden vermutet. Auch in den USA, Grönland, Indien, Brasilien, Malaysia, Südkorea, Vietnam und den ehemaligen GUS-Staaten konnten signifikante Vorkommen an Seltenen Erden nachgewiesen werden beziehungsweise werden solche dort vermutet.
Weitere Informationen zum Spektrum der Seltenen Erden erhalten Sie in der kommenden Ausgabe der Rohstoff-Woche. Darin enthalten wird dann auch ein Hinweis auf einige interessante Unternehmen aus diesem Bereich sein.
Das Zitat der Woche:
„Kümmere Dich mehr um Deinen Charakter als um Deinen Ruf, denn Dein Charakter ist, wie Du wirklich bist, während Dein Ruf nur das ist, was andere von Dir denken.“- John Robert Wooden (* 14. Oktober 1910 in Martinsville, Indiana; † 4. Juni 2010 in Los Angeles) war ein US-amerikanischer Basketballspieler und -trainer. Als Cheftrainer der UCLA-Basketballmannschaft (UCLA Bruins) gewann er zehn NCAA-Meisterschaften, davon sieben in Serie von 1967 bis 1973. Er war mit Abstand der erfolgreichste Trainer der Wettbewerbsgeschichte, kein anderer Trainer kann mehr als vier Titelgewinne vorweisen. Während seiner aktiven Zeit erhielt er den Spitznamen „the Indiana Rubber Man“, später wurde er „the Wizard of Westwood“ genannt.
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