13.08.2008 - aleo solar hat das erste Halbjahr mit deutlich steigenden Umsätzen und Gewinnen hinter sich gebracht. Warum der Wachstumstrend trotz Diskussionen um den spanischen Markt weiter anhalten wird, verrät der Finanzchef des Unternehmens, Uwe Bögershausen, im Interview mit www.4investors.de.
Von den goldenen Zeiten, die Anleger lange Zeit bei Solarenergieaktien genießen konnten, war zuletzt wenig zu sehen. Die Kurse in der Branche standen unter Druck. Vor allem zwei Themen waren es, die die Kurse auf niedrigeres Niveau zogen: Zum einen die, mittlerweile erledigte, Diskussion um eine Neuerung des deutschen Erneuerbare-Energien-Gesetzes, zum anderen die Entwicklung in Spanien.
Manchen Marktbeobachter dürfte die Panik, die am Aktienmarkt um Spanien in den vergangenen Wochen aufkam, grotesk erscheinen. Auch hier steht eine Neuregelung der Solarenergieförderung an, ähnlich wie zuletzt in Deutschland. Ein Umstand, der lange bekannt war, am Aktienmarkt aber wohl von einigen im Zuge des Booms auf der iberischen Halbinsel übersehen wurde. Die Sonderkonjunktur hat der Branche in Spanien im ersten Halbjahr gute Geschäfte gebracht. Nun scheint man am Parkett aber zu stark mit den Befürchtungen um Spanien zu übertreiben.
Auch Uwe Bögershausen, Finanzchef von aleo solar, zeigt im Gespräch mit www.4investors.de für die Ereignisse der vergangenen Wochen wenig Verständnis: „Die Panik rund um Spanien kann ich nur teilweise nachvollziehen“, so Bögershausen, der den spanischen Markt mittelfristig weiter als ähnlich attraktiv wie den deutschen Markt ansieht. Bisher hätten Investoren in Spanien vor dem Hintergrund der geringen Risiken einer Photovoltaikanlage sehr hohe Renditen erwirtschaften können – der Grund für den Boom in Spanien, der auch aleo solar erfasste. Die Gesellschaft steigerte im ersten Halbjahr 2008 den Umsatz vor Ort um fast 50 Millionen Euro auf mehr als 73 Millionen Euro.
Absinkende Vergütungssätze, wie in Deutschland, waren zu erwarten, sagt Bögershausen. Mit einem Zusammenbruch des Marktes rechnet er deswegen nicht. Auch nach der Neuregelung, die in den kommenden Monaten erwartet wird, sollten in Spanien attraktive Renditen für Solarinvestoren erzielbar sein. Für aleo solar wird vor allem eine bessere Förderung von dezentralen Aufdachanlagen wichtig sein, die in Spanien zu kommen scheint. Vor diesem Hintergrund werde „der spanische Markt mittelfristig attraktiv bleiben“, so Bögershausen. Infolge der politischen Neuregelung der Rahmendaten ist aber dort im zweiten Halbjahr und eventuell auch Anfang 2009, je nach Länge des politischen Entscheidungsprozesses, mit einer Abkühlung zu rechnen.
Kein Grund für das Solarenergieunternehmen, in Molltöne zu verfallen. Die EBIT-Marge solle im Bereich von 6 bis 7 Prozent bleiben. Einer Spanne, mit der aleo solar schon vorher rechnete. Die Umsatzprognose wird ebenfalls aufrechterhalten. 2008 sollen mindestens 330 Millionen Euro erreicht werden, 2009 mindestens 380 Millionen Euro. Die Prognosen sind konservativ, Bögershausen sieht „Luft nach oben“, was Raum für positive Überraschungen bringen kann. Verschieben wird sich der Umsatzmix nach Regionen. Während im ersten Halbjahr 59 Prozent des Umsatzes im Ausland erzielt wurde, sollen es im Gesamtjahr „nur“ 40 Prozent sein. Damit wird der Deutschland-Markt im zweiten Halbjahr wenig überraschend der bestimmende Faktor für die Solarenergie-Company sein.
Mittelfristige Wachstumspotenziale werden international unter anderem auch aus Italien kommen. Der Markt wird von aleo solar wie von vielen Experten als kommender Boommarkt angesehen. Im ersten Halbjahr vervierfachte aleo solar den Umsatz hier auf mehr als 12,6 Millionen Euro und sieht sich bestens aufgestellt – auch weil in Italien Wert auf Qualität gelegt würde und der Fokus auf Aufdachanlagen liege, beides Stärken der Gesellschaft. Im Gegensatz zu Spanien, wo der kurzfristige Marktboom zuletzt für Irritationen und Unsicherheit bei Anlegern sorgte, wird Italiens Solarmarkt zwar langsamer, dafür aber nachhaltiger wachsen.
Auch die Gesamtentwicklung im ersten Halbjahr unterstreicht die optimistische Sicht der Gesellschaft. Der Umsatz wurde um 76,9 Prozent auf 159,4 Millionen Euro gesteigert, der Gewinn von 3,5 Millionen Euro auf 7,8 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Bögershausen weist zudem auf die Entwicklung des Cashflows aus operativer Tätigkeit hin. Der hat sich extrem verbessert, ist um rund 28 Millionen Euro auf einen Überschuss von knapp 12,3 Millionen Euro gestiegen. Daran sehe man „sehr deutlich, welches Wertepotenzial wir aufbauen“, so Bögershausen.
Mit dem Aktienkurs ist der Finanzchef allerdings überhaupt nicht zufrieden und sieht den aleo-Anteilsschein im Vergleich zur Peer-Group als fundamental unterbewertet an. Der Blick auf den Chart allerdings verheißt Besserung. Die Aktie hat oberhalb des 52-Wochen-Tiefs von 8,71 Euro zuletzt eine Seitwärtsbewegung hingelegt. Ein Ausbruch über den Widerstand bei 10,50 Euro, der sich in diesen Tagen ebenfalls gezeigt hat, könnte den Trend wieder nach oben drehen und den Optimismus, von dem die Branche und auch das aleo-Papier lange zehrte, zurückkehren lassen. ( mic )
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