Wacker Chemie geriet diese Woche durch eine Studie zu den Erneuerbaren Energien unter Druck. Der Preis für das Polysilizium werde weiter fallen, so die Studie.
Polysilizium ist letztlich nichts weiter als Sand am Meer, Quarzsand, der zu hochreinem Silizium unterschiedlicher Strukturen verarbeitet wird. Silizium ist also nicht rar, manchmal laufen jedoch die Produktionskapazitäten und die Nachfrage auseinander.
Polysilizium wird überwiegend von der Solarbranche sowie von der Chipindustrie genutzt. Insbesondere die Solarbranche hat in den vergangenen Jahren ihre Kapazitäten explosionsartig ausgebaut und in Folge dessen große Mengen an Polysilizium nachgefragt. Heute bestehen auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette für Solarpanel große Lagerbestände, während gleichzeitig eine Konsolidierung in der Branche stattfindet.
Die Konsolidierung folgt stets einem exzessiven Wachstum und verhindert derzeit weiteres Wachstum. Wer mehr Produktionskapazitäten braucht, der kauft diese lieber beim Wettbewerber ein als ein neues Werk zu planen. Es gibt derzeit genügend Wettbewerber, die knapp bei Kasse sind und ihre Produktionskapazitäten drosseln müssen. Ein Nachfragewachstum nach Polysilizium ist in einem solchen Marktumfeld kaum zu finden.
Und aufgrund des exzessiven Wachstums, geprägt von überzogenen Erwartungen an die steuerlichen Förderungen von Solarenergie sowie die bevorstehende Netzparität an vielen Orten, haben die Marktteilnehmer ihre Läger aufgefüllt. Lagerbestand bindet Kapital und ist somit teuer. Nicht selten ist es günstiger für das Unternehmen, den Lagerbestand unter dem Einkaufspreis zu verscherbeln als das Kapital für lange Zeit zu binden. So fällt der Preis für Polysilizium teilweise sogar unter die Produktionskosten.
Die Aktie hat diese Entwicklung bereits vorweggenommen. Sie ist in diesem Jahr um 60% eingebrochen und notiert derzeit bei 70 Euro auf einem KGV 12e von 8. Gleichzeitig wird eine Dividendenrendite von 4,3% geboten. Ich halte dieses Kursniveau für sehr günstig und die Dividende für gesichert und sehe daher das aktuelle Kursniveau als einen Boden an. Wacker Chemie hat kaum Schulden und dürfte auf Sicht von 12-18 Monaten eher wieder ein KGV von 11 bis 12 erreichen.
Die Solarbranche erlebt eine Konsolidierungsphase, sie wird jedoch nicht verschwinden. Die Netzparität steht bevor, und der Preisverfall beim Polysilizium wird dieses Ziel noch näher in den Fokus der Anleger rücken. Die Marktschwäche ist also in meinen Augen nur eine vorübergehende Erscheinung. Nach wie vor würde ich die Finger von allen Solarunternehmen lassen. Wacker Chemie ist in erster Linie ein Chemieunternehmen, das einen Einsatzstoff für die Solarbranche liefert. Die Nachfrage nach Polysilizium wird früher oder später wieder ansteigen, und während wir warten, gibt es eine ordentliche Dividendenrendite, die uns die Wartezeit versüßt.
Als kleinen Bonus sehe ich das Engagement von Wacker Chemie in der Chipindustrie. Auch diese Industrie ist nach den rückläufigen PC-Absätzen unter Druck, doch in meinen Augen wird dieser Rückgang bereits durch die starke Nachfrage nach den neuen Geräten wie Smartphones und Touchpads kompensiert. Es ist auch hier nur eine Frage der Zeit, bis die Nachfrage nach Polysilizium aus diesem Bereich wieder ansteigt.
Wenn Sie weiterhin Einschätzungen zu aktuellen Entwicklungen über Wacker Chemie und anderen Aktien von Stephan Heibel lesen möchten, dann melden Sie sich bitte kostenfrei und unverbindlich in der folgenden Anmeldebox für seinen Börsenbrief Heibel-Ticker an.
Die Lösung der selbstgestrickten Schuldenkrise muss her, die Banken müssen die Gelder für geplante Projekte freigeben, dann geht die ""Post "" ab