Skepsis bleibt angebracht Von Marco Dalan
DaimlerChrysler schreibt im dritten Quartal keine Verluste. Ein Grund zum Jubeln ist das nicht. Angesichts des eigenen Anspruchs, in der Autoindustrie das Maß der Dinge sein zu wollen, sind die Zahlen zu dürftig.
Zugegeben: Mercedes hat sich besser entwickelt als erwartet. Einerseits wurden die Kosten dramatisch gesenkt, andererseits wurden einige wichtige Modelle wie die S- und die E-Klasse gut vom Markt aufgenommen. Die Lkw-Sparte fährt angesichts des Booms schier von alleine und die Finanzdienstleistungen haben sich gut entwickelt.
Doch solange nicht alle vier Zylinder gleichzeitig dauerhaft rund laufen, kann Konzernchef Dieter Zetsche nicht von einem Erfolg sprechen. Die Sparte Chrysler aber, die in guten Jahren ebensoviel zum Konzernumsatz und -ergebnis beiträgt wie die Marke mit dem Stern, wird aller Voraussicht nach bis weit ins Jahr 2007 brauchen, um sich von dem neuerlichen Rückschlag zu erholen. Denn die Wettbewerbslage in den USA wird sich noch weiter verschärfen. Zudem bleibt abzuwarten, ob die sparsameren Chrysler-Modelle, die auf den Markt kommen, ebenso gut von den Verbrauchern angenommen werden wie die der japanischen und koreanischen Konkurrenten. Überdies hat die US-Autogewerkschaft UAW es bisher abgelehnt, Chrysler Erleichterungen bei den Gesundheitskosten zu gewähren.
Doch selbst, wenn es gelingen sollte, in den USA innerhalb der kommenden zwölf Monate erfolgreich zu sein, bleibt Skepsis angebracht. Bei DaimlerChrysler gibt es seit der Fusion 1998 eine Konstante - irgendwo im Konzern brannte es stets. Konzernchef Dieter Zetsche weiß, dass die Uhr vor allem bei Chrysler tickt. Er muss sich von dieser Belastung befreien - auf die eine oder andere Weise.
Artikel erschienen am 26.10.2006
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