Martin Siegel Exklusivinterview Friday, 10. Dec 2004, 17:58 Unternehmen: GOLDFIELDS - Harmony Gold Martin Siegel ist der Fondsmanager des PEH-Q-Goldmines Fonds (WKN 986366 ISIN LU0070355788) und veröffentlicht Kommentare zu den Entwicklungen des Goldmarktes auf seiner Homepage: www.goldhotline.de
Andreas Lambrou (www.Emfis.com):
Einleitung
In den letzten vier Jahren stieg der PEH-Q-Goldmines Fonds um etwa 150 Prozent und konnte in diesem Zeitraum die weltweiten Aktienmarktindizes deutlich schlagen. In diesem Jahr konnte der Fonds trotz steigender Goldpreise nicht von diesem Trend profitieren, da der Fonds vor allem in Australien und Südafrika engagiert war und demnach stärker auf Substanz, als auf kurzfristigen Ertrag ausgerichtet war. In diesem Jahr waren es aber vor allem die nordamerikanischen Goldwerte, die von einer Schwäche des US-Dollars profitierten. Da ich davon ausgehe, dass sich dieser Trend mittel- und langfristig umkehren wird, halte ich die Ausrichtung des PEH-Q-Goldmines Fonds für vorteilhaft.
Aufgrund der im Moment sehr angespannten Situation bei den südafrikanischen Minenwerten und dem Übernahmeangebot von Harmony an Gold Fields, habe ich Herrn Siegel über die Aussichten der südafrikanischen Minenwerte befragt. Im 12-Monatsvergleich verloren Durban Roodepoort Deep Ltd (DROOY) 60 Prozent, gefolgt von Harmony (HMY) mit minus 45 Prozent und Gold Fields (GFI), die aufgrund ihrer stärker diversifizierten Strategie lediglich 15 Prozent ihres Wertes abgeben mussten. Dass südafrikanische Goldminen interessant sind, hat spätestens der Einstieg von Norilsk Nickel bei Gold Fields eindrucksvoll bewiesen. Wir freuen uns daher Martin Siegel über seine Meinung, zu den südafrikanischen Minenwerten befragen zu können.
Andreas Lambrou (www.Emfis.com)
Herr Siegel, die Südafrikanischen Goldminen sind im internationalen Vergleich trotz des Anstiegs des Goldpreises zurückgeblieben, obwohl das Land ein Wesentlicher Goldproduzent ist. Woran liegt das?
Martin Siegel (Siegel Investments www.goldhotline.de) Die aktuelle Entwicklung in Südafrika hängt maßgeblich mit dem starken Rand zusammen. Der Rand hat sich gegenüber dem US-Dollar in den letzten Jahren fast verdoppelt. Da die Minen ihre Kosten in Rand abrechnen und die Erlöse in US-Dollar anfallen, drückt dies natürlich die Gewinne. Doch dieser Zustand ist nicht haltbar. Südafrika ist ein Dritte Welt Land und der Währungstrend wird sich auch wieder einmal umkehren.
Andreas Lambrou (www.Emfis.com)
Sollte man auf eine mögliche Rand Schwäche spekulieren und südafrikanische Goldminen bevorzugen?
Martin Siegel (Siegel Investments www.goldhotline.de)
In jedem Fall benötigen sowohl die Investoren, als auch die Goldminengesellschaften ein erhebliches Maß an Ausdauer, denn niemand kann mit Sicherheit sagen, wann der Währungstrend kippt. Wenn er dies jedoch tut, dann kann es sehr schnell gehen und dementsprechend zu einem erheblichen Anstieg der Minenwerte führen. Allerdings sollte man sich aufgrund der aktuellen Problematik auf die großen Goldminenwerte wie Gold Fields oder Harmony konzentrieren. Alle Werte, ab der Größe der Durban Deep Roodeport, sollte man meiden, da diese Gesellschaften unter Umständen von der Pleite bedroht sein könnten und die Stärke des Rands unter Umständen nicht überleben werden.
Andreas Lambrou (www.Emfis.com)
Südafrika besitzt zurzeit einen boomenden Aktienmarkt und ein für ausländische Investoren attraktives Zinsniveau. Wer ist in der Lage diesen Trend umzukehren?
Martin Siegel (Siegel Investments www.goldhotline.de)
Den Hauptgrund für den starken Rand sehe ich vor allem in einer absolut unverantwortlichen Notenbankpolitik begründet. Die südafrikanische Industrie verliert im internationalen Vergleich deutlich an Wettbewerbsfähigkeit. Nehmen wir nur einmal die Weinindustrie, als Beispiel. Vor einigen Jahren lagen die Weinländer Chile, Australien und Südafrika in etwa gleichauf. Nehmen wir als Beispiel eine Flasche Rotwein, der zur Jahrtausendwende 2,00 US-Dollar kostete. Heute ist die Flasche währungsbedingt rund 80 Prozent teurer, als noch zur Jahrtausendwende und kostet im Export etwa 3,60 US-Dollar. Chilenischer Rotwein heute lediglich 2,10 US-Dollar. Australischer Rotwein vielleicht 2,20 US-Dollar. Diese Diskrepanz schränkt die Möglichkeiten von Südafrikas Weinbauern im Export stark ein. Zudem leidet die heimische Wirtschaft unter den viel zu hohen Zinsen, die ihr von der südafrikanischen Notenbank auferlegt werden.
Der einzige Vorteil den die Rohstoffexporteure in Südafrika noch besitzen, sind die international gestiegenen Rohstoffpreise, die den Goldpreisanstieg noch in den Schatten stellen. Wie zum Beispiel der Anstieg der Kohle-, Chrom- und Vanadiumpreise. Aber auch hier muss man sehen, dass diese Industrien Kohleindustrie Südafrikas derzeit nicht in der Lage war ihre Reserven in dem Maße aufzubauen, wie es die Kohleförderer in Brasilien oder Australien können. Kommt es vielleicht ausgehend von einer chinesischen Wachstumsabschwächung, zu einem Rückgang der Kohlepreise, dann bekommen die südafrikanischen Förderer schnell erhebliche Probleme.
Diese Beispiele kann man natürlich auch auf jeden anderen zyklischen Rohstoff beziehen. Denken Sie nur an die dramatische Entwicklung des Kupferpreises, der in den 90er Jahren bis 2001 von 1,50 US-Dollar pro Pfund auf 0,50 US-Dollar pro Pfund gefallen ist und eine Pleitewelle bei allen Kupferminen ausgelöst hat, die mit ihren Produktionskosten teilweise deutlich höher lagen. Trotz tendenziell steigender Rohstoffpreise sollte man diese zyklischen Effekte keinesfalls unterschätzen.
Andreas Lambrou (www.Emfis.com)
Die südafrikanische Wirtschaft ist demnach gar nicht so stark, wie uns im Ausland suggeriert wird?
Martin Siegel (Siegel Investments www.goldhotline.de)
Auf keinen Fall. Die Wirtschaft Südafrikas wird mit dieser Geldpolitik ruiniert, wenn nicht irgendjemand irgendwann interveniert. Zudem glaube ich, dass die Politik das Resultat von Entscheidungen ist, die nicht in Südafrika getroffen werden, sondern von Investmentbanken aus dem Ausland, die von den spekulativen Geldzuflüssen nach Südafrika profitieren.
Andreas Lambrou (www.Emfis.com)
Wie sollte man sich also verhalten, wenn man in Goldminen investieren möchte?
Martin Siegel (Siegel Investments www.goldhotline.de)
Im Moment beobachte ich die politische Situation in Südafrika sehr genau und beobachte täglich den Wechselkurs des US-Dollars zum Rand. Sobald man hier eine wesentliche Trendwende feststellen kann, werden Goldminenfonds ihre aktuelle Untergewichtung in Südafrika aufheben. Traditionell habe ich in meinem Fonds eine Gewichtung von 30 Prozent in südafrikanischen Goldminen gehalten. Aufgrund der aktuellen Probleme habe ich diese Gewichtung nach und nach auf zurzeit 15 Prozent heruntergenommen. Sobald sich der Währungstrend umkehrt, wird die Gewichtung wieder angepaßt.
Andreas Lambrou (www.Emfis.com)
Sie halten in Ihrem Fonds Aktien von Harmony und Gold Fields. Wie beurteilen Sie die aktuellen Diskussionen bezüglich einer Übernahme von Gold Fields durch Harmony?
Martin Siegel (Siegel Investments www.goldhotline.de)
In meinem Fonds habe ich Gold Fields Aktien verkauft und dagegen Harmony gekauft. Obwohl Gold Fields ein besseres Management besitzt und zudem die besseren Goldminen in Südafrika besitzt sowie auch international sehr gut aufgestellt ist, habe ich mich zu diesem Schritt entschlossen, da Harmony zurzeit in gar keiner so schlechten Position ist.
Der Grund ist, dass es Harmony gelang fast 12 Prozent aller Gold Fields Aktien zu erhalten und darüber hinaus vermutlich auch den 20 Prozent Anteil von Norilsk Nickel erhalten dürfte. Dies würde Harmony fast ein drittel von Gold Fields sichern. Bezogen auf die Marktkapitalisierung von Gold Fields besitzt der 12 Prozent Anteil bereits heute einen Wert von rund 700 Millionen US-Dollar, was heute 25 Prozent der Marktkapitalisierung von Harmony entspricht. Harmony besitzt schon allein mit diesem Aktienpaket ein erhebliches Druckmittel, um eine Übernahme wenn es sein muss zu erzwingen, denn die Gold Fields Aktionäre dürften kein Interesse an einem fallenden Aktienkurs besitzen. Nachdem die Iamgold Übernahme durch Gold Fields knapp scheiterte dürften einige Investoren das Umtauschangebot aufgrund der relativ günstig bewerteten Harmony Aktien annehmen. Gelingt es weitere Aktionäre, zu einem Umtausch zu bewegen und könnte man sich damit eine 51 Prozent Mehrheit sichern, wäre der Widerstand gebrochen und die Übernahme dürfte erfolgreich beendet werden.
Die einzige Alternative wäre ein „weißer Ritter“, also ein internationaler Goldkonzern, der einen höheren Preis für Gold Fields bezahlt und auch den Norilsk Nickel Anteil erhalten dürfte. Wenngleich ich dies nicht ganz ausschließen möchte, halte ich dieses Szenario allerdings für weniger wahrscheinlich. Denn hiezu müsste ein großer Goldkonzern, zum Beispiel aus den USA, insgesamt sechs Milliarden US-Dollar oder mehr aufwenden. Kapital, welches in dieser Größenordnung nicht so schnell zu mobilisieren ist, selbst wenn Unternehmen wie Blackstone Capital ein Interesse äußern würden.
Außerdem dürfte eine solche Übernahme von Seiten der südafrikanischen Bergbaukammer geblockt werden. Man wird es vermutlich nicht zulassen, wenn ein Kernbereich der südafrikanischen Wirtschaft ins Ausland verkauft werden soll.
Egal auf welches Szenario es hinausläuft, Harmony hat einen strategisch sehr klugen Zug gemacht. Selbst wenn die Übernahme scheitert könnte man seine Bilanz mit dem Verkauf der Gold Fields Anteile aufbessern und wäre in der Lage die wirtschaftlich problematische Phase zu überstehen und in der Lage viele Jahre lang, auch mit Verlust, Gold zu fördern.
Andreas Lambrou (www.Emfis.com)
Wie realistisch halten Sie Spekulationen über eine Nachbesserung des Umtauschangebots?
Martin Siegel (Siegel Investments www.goldhotline.de)
Eine Nachbesserung erscheint mir, wenn ich den aktuellen Kursverlauf von Harmony betrachte, durchaus wahrscheinlich zu sein. Man könnte eine „leichte“ Nachbesserung auf etwa 1,35 erwarten. Dies würde auch exakt der aktuellen Kursdifferenz beider Papiere entsprechen. Da diese Phantasie jedoch vollkommen im Kurs von Gold Fields enthalten ist, empfehle ich die Gold Fields Aktien zu verkaufen und Harmony Aktien zu kaufen.
Andreas Lambrou (www.Emfis.com)
Vielen Dank für das interessante und aufschlussreiche Interview!
Aktueller Monatskommentar für den PEH Q-Goldmines Fonds (30.11.2004)
Mit einem Plus von ca. 1,5% im Monatsvergleich entwickelte sich der PEH Q-Goldmines deutlich besser als der Goldminenindex, der trotz des Goldpreisanstieges ein negatives Ergebnis auswies. Insbesondere die Währungsallokation zeichnete sich für das gute Fondspreisergebnis verantwortlich, da auch die Goldminen hinter der Goldpreisentwicklung zurückblieben.In den südafrikanischen sowie insbesondere in den australischen Goldminenwerten sehen wir bessere fundamentale Voraussetzungen als in den eher ambitioniert bewerteten nordamerikanischen Pendants. Angesichts global steigender Verschuldungsquoten der öffentlichen Sektoren und einer ungehemmt vorherrschenden weltweiten Liquidität erodiert das Vertrauen insbesondere bei den Vordenkern der Finanzbranche in Papiergeld, was generell ein günstiges Umfeld für Gold und Goldproduzenten darstellt.
10.12.04 (al) - copyright EMFIS
Also ein invest könnte sich jetzt durchaus lohnen, bevor die fonds wieder zuschlagen und der kurs weg ist !
viel erfolg !
phy |