Schwitzende Fonds und brennende Bären?
von Jochen Steffens
Auf einem sehr interessanten Seminar in München konnte ich endlich einmal Marc Faber persönlich kennen lernen. Zudem hörte ich Bill Bonner, der in seinem Vortrag etwas weitreichend auf die Kreuzzüge zurückgriff, um Parallelen zur Börse und Politik zu entwickeln. Und nach einer Woche dringend notwendigem und erholsamen (auch krankheitsbedingten) "Urlaub", melde ich mich nun wieder zurück an Bord.
Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit für die vielen Mails bedanken, in denen Sie mir eine gute Genesung gewünscht haben.
Und wieder ist es wie immer: Wenn man nicht täglich an der Front agiert und die Veränderungen der internationalen Indizes verfolgt, reicht bereits eine Woche, um sich "außen vor" zu fühlen. So habe ich das Wochenende genutzt, gelesen und studiert, telefoniert und diskutiert - und versucht, die Entwicklungen der Märkte nachzuvollziehen. Das alles nur, um schließlich festzustellen, dass die Indizes sich in dieser Woche lediglich seitwärts bewegt haben.
Die Märkte haben sich demnach netterweise entschlossen, während meiner Abwesenheit zu konsolidieren. Einerseits erfreulich, so habe ich nichts verpasst, anderseits steht damit immer noch die Frage im Raum:
Jahresendrallye oder nicht?
Was mich heute etwas irritiert: In den Medien hört man dauernd das Wort "Jahresendrallye". Normalerweise kommt eine Jahresendrallye nicht, wenn alle davon reden. Doch andererseits ist genauso verblüffend, dass alle davon reden, offenbar aber kaum jemand darin investiert ist. Es ist, als warteten alle auf das entscheidende Signal. Überall starren die Anleger auf die Indizes und warten auf ein Zeichen - wie auch immer das aussehen soll.
Und wieder ist die Börse wie immer: Es wird abgewartet: Wann endlich ist der Einsteig wirklich "sicher"? Als geneigter Investor's Daily Leser werden Sie wissen, dass eine Rallye sich in der letzten Phase des dreistufigen Verlaufs befindet, wenn sich alle sicher sind, dass es nur noch nach oben gehen kann. Diese Sicherheit ist noch nicht da.
Es ist auch trotz allem Gerede über die Jahresendrallye noch keine Euphorie zu spüren.
Sollte der Markt nach dem heutigen Tag allerdings noch weiter mit Dynamik nach oben gehen, dann wird den Bären ganz schön das Fell brennen. Denn wir sind mit über 4200 Punkten auf einem Niveau, bei dem den Fonds- und Vermögensverwaltern der kalte Schweiß auf der Stirn steht. Besonders denen, die das Geld ihrer Kunden in sichere Anlagen mit niedrigen Zinsen geparkt haben. Was ist, wenn der Markt bis zum Jahresende durchstartet? Was ist, wenn der Dax bis zum Jahresende 10 oder 15 % zugelegt hat und die eigene Performance den Dax deutlich unterbietet?
Sie können sich vielleicht vorstellen, wie nervös diese Marktteilnehmer mit jedem steigenden Punkt im Dax werden. Sie alle hoffen, dass es sich bei dem aktuellen Bruch der Seitwärtsbewegung des Dax nach oben um einen False Break handelt, einen falschen Bruch. Auch das ist immer noch möglich.
Allerdings erzielte der Dax heute ein neues Jahreshoch und brach damit zum zweiten Mal die 4175er Marke. Charttechnisch sind das bullishe Signale. Nun wird es langsam eng - zumal das vierte Quartal allgemein als das stärkste Quartal im Jahr gilt und in diesem Jahr noch nicht viel passiert ist.
Ein wenig wird auch der Ausgang der Entscheidung über eine Neuwahl in der Ukraine den Markt beeinflussen. Aber, hier gilt wie immer:
Politische Börsen sind kurze Börsen ...
Und eins noch:
Der Einzelhandel meldet ein erfreuliches erstes Adventwochenende. Ich kann das nur bestätigen. Die Notwendigkeit nach dem Urlaub einzukaufen, trieb mich am Samstag in die Kölner Innenstadt. Das war ein großer Fehler! Köln war völlig überlaufen, unglaubliche Menschenmengen verstopften die Weihnachtsmärkte und die Fußgängerzone.
Mein natürlich äußerst "subjektiver" Eindruck war, dass es in Köln noch nie so voll war. Das lässt hoffen, dass der Einzelhandel diesmal ein wesentlich besseres Weihnachtsgeschäft erwarten darf. Auch das könnte zumindest einige Werte im Dax beflügeln.
17.15. Uhr: Gerade ist es zu einem scharfen Einbruch an den Märkten gekommen. Den Grund habe ich noch nicht in Erfahrung bringen können, morgen mehr dazu ...
Gruß Moya