Siltronic geht beim Preis auf Fondsmanager ein Spanne liegt unterhalb der Analystenbewertungen
HANDELSBLATT, 16.3.2004 scc FRANKFURT/M. Ein besserer Start in die Zeichnungsfrist als dem Erfurter Halbleiterunternehmen X-Fab ist gestern dem Börsenkandidaten Siltronic gelungen. Im vorbörslichen Handel notierte die Siltronic-Aktie, deren Bookbuildingspanne von 14,50 bis 19 Euro festgelegt wurde, beim Wertpapierhändler Lang & Schwarz in einer Spanne von 17,10 Euro bis 17,50 Euro. Beim Börsenmakler Schnigge bewegte sich die Aktie des Herstellers von Siliziumscheiben für die Halbleiterindustrie beinahe gleichauf zwischen 17 Euro und 17,50 Euro. Die erste Neuemission seit zwei Jahren, X-Fab, war vor zwei Wochen mit Pannen an den Start gegangen.
Für den erfolgreichen Start von Siltronic machten Marktbeobachter die Tatsache verantwortlich, dass das Unternehmen beim so genannten Pricing den Investoren noch einmal entgegen gekommen ist. Nach aktuellem Emissionspreis ergibt sich für Siltronic eine Bewertung zwischen 1,305 und 1,710 Mrd. Euro. In den letzten Wochen waren Analystenstudien kursiert, die von Bewertungen zwischen 1,5 Mrd. und über zwei Mrd. Euro ausgingen und von Fondsmanagern als zu hoch empfunden wurden. "Wir tragen mit dieser Preisspanne auch den Terroranschlägen von Madrid und der damit verbundenen Unsicherheit an der Börse Rechnung", sagte Siltronic-Vorstand Wilhelm Sittenthaler.
Zu den Zukunftsaussichten konnte das Management wegen der Grundsätze der Deutschen Börse, die mit Beginn der Zeichnungsfrist gelten und weiter gehende Vorhersagen als im Prospekt verbieten, wenig sagen. Immerhin ließ Finanzvorstand Günter Koch anklingen, dass im ersten Quartal branchenweit ein steigender Bedarf an Siliziumscheiben absehbar sei. Ob im laufenden Jahr die Rückkehr in die schwarzen Zahlen zu schaffen ist, ließ er offen. 2003 lag das Betriebsergebnis bei minus 86,9 Mill. Euro. "Wenn es zu Preissteigerungen in der Branche von elf Prozent käme, wie dies Wettbewerber erwarten, ist ein Gewinn zu erwarten", sagte Koch. Er rechnet jedoch mit unveränderten Preisen, weshalb er auch für 2004 von einem Betriebsverlust ausgeht. Die Analysten der DZ-Bank rechnen in einer aktuellen Studie zur Emission damit, dass Siltronic 2004 einen Verlust vor Zinsen und Steuern von 19,9 Mill. Euro erwirtschaftet, 2005 aber einen Gewinn von 63,7 Mill. Euro erzielt.
Lob findet bei den Analysten der DZ Bank, dass Siltronic durch seinen Fokus auf die 300-mm-Technik - hier zählt das Unternehmen zu den Top drei der Welt - in einem Wachstumsmarkt tätig ist, der stärker wächst als der gesamte ebenfalls anziehende Halbleitermarkt. Durch die Mittel aus dem Börsengang habe das Unternehmen den finanziellen Spielraum, um im Konsolidierungsprozess der Branche eine aktive Rolle zu übernehmen. Auf der Gegenseite kann jedoch auch die hohe Marktmacht der Kunden zu Margendruck führen, heißt es.
Siltronic ist nach eigenen Angaben Zulieferer von 24 der 25 weltweit größten Konzerne der Halbleiterindustrie. Mit dem koreanischen Infineon-Rivalen Hynix - dem einzig fehlenden Unternehmen - könnte man in den nächsten zwei Monaten ins Geschäft kommen, meint Konzernchef Sittenthaler. |