Woher weht der Wind?
Die Windparkprojektierer haben es trotz des Booms bei den Windradherstellern nicht leicht - DER AKTIONÄR nimmt die Branche unter die Lupe.
Trotz guter Geschäfte bei den Anlagenbauern Repower, Nordex und Co weht bei den Projektierern von Windparks wie Plambeck oder Energiekontor nur ein laues Lüftchen – auch die Aktienkurse haben lange keinen Sturm mehr erlebt. Zwar steigt die Nachfrage nach Windparks stetig an, doch in der Zeit zwischen der Planung, dem Bau und der anschließenden Übergabe an den Investor lauern einige Risiken. So kann die Projektgenehmigung durch die Behörden zwischen wenigen Monaten und mehreren Jahren liegen. Die dann bestellten Anlagen haben wegen der enormen Nachfrage ebenfalls Lieferzeiten von bis zu 15 Monaten. Aus alt mach neu
Der Zeitfaktor spielt aber auch eine positive Rolle: „In den nächsten Jahren dürfte das sogenannte Repowering, das Erneuern veralterter Anlagen, anstehen“, so der Pressesprecher des Bundesverbandes Windenergie gegenüber dem AKTIONÄR. Das Investitionsvolumen in diesem Bereich könnte bis 2020 rund 45.000 Megawatt, also etwa 50 Milliarden Euro betragen. Dem viel diskutierten Off-Shore-Geschäft misst er hingegen eine untergeordnete Rolle bei. Zwar ist die dafür entwickelte Technologie für den Gesamtmarkt wichtig, doch speziell die deutsche Küste ist durch das Wattenmeer eher ungeeignet für Windparks. Schadensbekämpfung
Die oben beschriebenen Verzögerungen haben der 2006er-Bilanz von Energiekontor ordentlich zugesetzt. Der Umsatz brach im Vergleich zum Vorjahr um fast 57 Prozent auf knapp 15 Millionen Euro ein. Unterm Strich blieb ein Verlust in Höhe von zwei Millionen Euro. Künftig hoffen die Bremer aber auf vermehrte Rückflüsse aus Investitionen in selbstgeführte Windparks. „Zudem soll bis 2008 ein Großteil der Umsätze im Ausland generiert werden“, so die Firmensprecherin. In Portugal wurde bereits mit Bauarbeiten begonnen – in Großbritannien befinden sich Projekte in Planung. Wie genau sich die Maßnahmen auf die Geschäfte niederschlagen, kommuniziert Energiekontor nicht. Doch es ist sehr wahrscheinlich, dass erst 2008 mit einer nachhaltig positiven Entwicklung gerechnet werden kann. Fest steht indes, dass das Unternehmen an der Dividendenpolitik festhält: 0,20 Euro sollen für 2006 ausgeschüttet werden.
Konkurrent Plambeck traut sich Vorhersagen zu: Die Gesamtleistung im Konzern soll nach 93 Millionen Euro im Jahr 2006 auf 160 bis 180 Millionen Euro zulegen, das EBIT sogar von 0,3 auf 12 bis 16 Millionen Euro. Nach einem Verlust von 0,26 Euro im Vorjahr könnten somit rund 0,20 Euro Gewinn je Anteilschein hängenbleiben. Ein Grund für diesen Optimismus ist der 2006 geschlossene Vertrag mit dem Windpark-Finanzierer Babcock & Brown: Bis Anfang 2009 errichtet Plambeck für die Australier 30 Windparks mit 300 Megawatt Leistung. Das Geschäftsvolumen beläuft sich auf rund 400 Millionen Euro. Damit es nicht zu Verzögerungen kommt, hat das Unternehmen mit Vestas bereits einen Vertrag über die Lieferung von 112 Windenergieanlagen geschlossen. Zudem wurde ein Projekt in der Nordsee genehmigt. Das gefällt scheinbar auch Credit Suisse: Derzeit hält das schweizerische Investmenthaus rund fünf Prozent der Aktien des Windanlagenprojektieres aus Cuxhaven. Der Rahmen passt
Der weltweit erwartete Ausbau der Windenergie verspricht noch einiges an Potenzial – auch bei den Projektierern. Energiekontor muss im laufenden Geschäftsjahr aber erst noch zeigen, woher der Wind weht. Die allgemein guten Rahmenbedingungen im Bereich der erneuerbaren Energien als auch die Charttechnik könnten aber weitere Kurszuwächse bringen – allerdings eignet sich das Papier nur für sehr spekulative Anleger. Bei Plambeck hingegen stehen die Zeichen auch fundamental auf Grün. Der Einstieg von Credit Suisse bestätigt dies. Als Depotbeimischung ist das Papier des Windspezialisten durchaus eine kleine Sünde wert.
Kursziel bei Plambeck: 5,50 Euro. Stopp: 2,95 Euro. |