Im Artikel zu Leukaemien im Kindesalter von Michaelis et al. wird nicht erwaehnt, dass nach der Praesentation der Ergebnisse durch die damalige Umweltministerin Angela Merkel Ende 1997 auch ernstzunehmende Zweifel an den negativen Befunden der Studie des Instituts fuer Medizinische Statistik und Dokumentation geaeussert wurden. Sie wurden vor einem Jahr u.a. in der kritischen Aerztezeitung "Arzt und Umwelt" 2/98 und dann in den Ausgaben des Berliner "Strahlentelex" vom April, Mai und Juni 1998 vorgestellt. Als Autor dieser Arbeiten moechte ich hier auf das abweichende Ergebnis meiner Ueberpruefung der Daten aus der IMSD- Untersuchung hinweisen.
Wenn im Artikel gesagt wird, die auffaelligen Befunde aus der Vorlaeuferstudie von 1992 haetten sich nicht bestaetigt, so sollten nicht unerwaehnt bleiben, dass dies auch auf eine Aenderung des Testverfahrens zurueckzufuehren ist. Die bei der Untersuchung besonders interessierende Frage, ob vermehrt Leukaemien bei Kleinkindern im Nahbereich der Kernkraftwerke auftreten, muss auch mit den erweiterten Daten aus der neuen Studie bejaht werden, wenn man, wie in der Vorlaeuferstudie, den - der vorliegenden Fragestellung angemessenen - einseitigen Test bei der Pruefung auf Signifikanz verwendet. Dann ist die 49%-ige Erhoehung der Leukaemierate bei Kleinkindern statistisch signifikant (p=0,030).
Die IMSD-Studie umfasst neben Kernkaftwerken auch 3 vergleichsweise kleine Forschungs- und Versuchsreaktoren, ausserdem das Kernkraftwerk Muelheim- Kaerlich und der Hochtemperaturreaktor von Hamm, die beide nur kurze Zeit in Betrieb waren. Beschraenkt man die Auswertung auf die verbleibenden 15 Standorte von Leistungsreaktoren, so errechnet sich eine 53%-ige Erhoehung der Krebsrate bei Kleinkindern unter 5 Jahren in der unmittelbaren Umgebung (0-5 km) der Kernkraftwerke, die sehr deutlich signifikant ist (p=0,0034, einseitiger Test). Die Leukaemierate ist ebenfalls signifikant um 76% erhoeht. |