Verstehe Deine Empörung und Erbitterung, die in Deinem letzten Posting zum Ausdruck kommt. Du verurteilst zwar auch die israelische Luftangriffe, aber Du empfindest eben nur mit einer Partei. Ist wohl normal, wenn man sich zugehörig fühlt. Wenn Du aber soweit gehen würdest, den Palästinensern ein Recht auf Widerstand zuzugestehen, ist doch die Frage, wie dieser denn aussehen soll. Sollen sie statt der Anschläge lieber bis zum jüngsten Gericht Protestbriefe schreiben?
Noch ein Wort zu dem, was dieser Verdi mir vorzuwerfen zu müssen glaubt:
Ist wohl leider immer noch so, dass ein kritischer Umgang mit der Rolle der Juden bei uns oder auch in Israel schnell diese Schlagwörter ins Spiel bringt: Nazi, braun, Glatzkopf, um aus dem Sprachgebrauch von Freund Verdi zu zitieren. Verdammt nochmal, es muss doch irgendwann möglich sein, rund zwei Generationen nach dem Holocaust, auch mal auf Augenhöhe Kritik zu üben und nicht jedem Satz drei Entschuldigungen vorauszuschicken, um erst einmal Schuld und Täter-Opfer-Rolle in den Vordergrund zu rücken. Normalität im Umgang stelle ich mir jedenfalls anders vor. Da gehört auch mal ein deutliches Wort hin und vielleicht rutscht auch mal ein falsches raus.
Ich habe den Juden bei uns hier schon öfters vorgeworfen, (und dieser Vorwurf wurde z.B. Bubis auch aus Israel zuteil) von ihrem Jüdischsein zu profitieren. Sei dies nun z.B. in diesem Jahr die Verdreifachung der Mittel für den Zentralrat oder eine dem Bevölkerungsanteil nicht entsprechender Einfluss auf Medien und Politik. Wenn ich jetzt auch noch die Frage stelle, ob in der finanziellen Situation unseres Landes die 50 Millionen € für die neue Synagoge in München angebracht sind, wird man mir gleich wieder Springerstiefel anziehen wollen.
Du hast die Frage gestellt, wieweit ich persönlich involviert bin. Ich hab hier irgendwann schon mal gepostet, dass meine Oma einen fürchterlichen Schuss hatte (man könnte es auch KZ-Syndrom nennen), weil sie in einem Lager den Hungertod ihrer Eltern miterlebt hat. Bilder von Kinden mit Blähbäuchen kenne ich nicht erst seit Biafra. Die Schuld dieser Leute, bestand darin, Deutsch zu sein. So, wie die Schuld der Juden in Nazi-Deutschland darin bestand, jüdisch zu sein. Gemeinsam ist ihnen, dass sie umgebracht wurden. An wessen Ermordung muss ich mich jetzt schuldig fühlen?
Noch ein Wort: Wenn ich lese "sind wir in Deutschland schon wieder soweit, dass man das sagen darf", dann kann ich nur sagen: Hoffentlich bewegt sich endlich mal was, sonst kommen wir nie aus dieser Erstarrung heraus.
Gruß Rheumax
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