Chinas Industrie boomt - Wirtschaft droht Überhitzung | | - Scott Hillis - Peking, 11. Aug (Reuters) - Trotz der Belastungen durch die Folgen der tödlichen Lungenkrankheit Sars hält der Boom in Chinas Industrie ungebrochen an, aber es lauern auch Gefahren. Am Montag vorgelegte Daten zeigen, dass die steigenden Einkommen der Chinesen insbesondere die Nachfrage nach Autos, Handys und Computern rasant zunehmen lassen. Da die Konsumenten zugleich aber immer mehr Kredite aufnehmen und die Zentralbank die Liquiditätsversorgung beschleunigt, sehen Volkswirte vermehrt Gefahren einer Überhitzung der rasant wachsenden Wirtschaft. Zudem dürften die Erfolge im Exportgeschäft die Kritik vor allem aus den USA und Japan an der chinesischen Währungspolitik neue Nahrung geben. In Washington und Tokio hält man den chinesischen Yuan, dessen Kurs fest an den Dollar gebunden ist, für unterbewertet, was China unfairerweise Vorteile im Außenhandel bringe. Im Juli steigerte die chinesische Industrie ihre Produktion im Jahresvergleich um 16,5 Prozent, wie das nationale Statistikamt am Montag mitteilte. Auch in den ersten sieben Monaten insgesamt gab es eine Zuwachsrate in etwa dieser Größenordnung. Getragen wird die Entwicklung weiter vor allem von kräftigen Zuwächsen bei Autos (plus 71 Prozent im Juli), Mobiltelefonen (plus 65 Prozent) und Computern (plus 77 Prozent). EXPORTE LEGTEN UM EIN DRITTEL ZU "Die Nachfrage wird weiter steigen, da die Einkommen allgemein steigen", sagte Volkswirt Tai Hui von Standard Chartered in Hongkong voraus. Zudem würden viele dieser langlebigen Güter auch exportiert. Von Januar bis Juli legten die Ausfuhren um ein Drittel auf umgerechnet knapp 202 Milliarden Euro zu. Auch für Deutschland gewinnt der Handel mit China immer mehr an Bedeutung. China löste im vergangenen Jahr Japan als wichtigstes Zielland für deutsche Exporteure in Ostasien ab. Volkswagen<VOWG.DE> ist Branchenprimus an Chinas schnell wachsendem Automarkt. Die Lungenkrankheit Sars, die vor allem Luftfahrt, Tourismus und Gastronomie in Mitleidenschaft zog, hat in China aber die starke Konjunktur im zweiten Quartal etwas gebremst. Das Wirtschaftswachstum verlangsamte sich auf 6,7 Prozent von 9,9 Prozent im ersten Quartal. Nach Einschätzung von Volkswirten stimmen die jüngsten Konjunkturdaten allerdings weiterhin zuversichtlich. "Es gibt einen starken Schwung in der Industrieproduktion, und - zusammen mit den Exportzahlen - zeichnet das ein positives Bild für die zweite Jahreshälfte", sagte Analyst Tai Hui. KREDITNACHFRAGE WÄCHST RASANT Neue Zahlen der Zentralbank zur Geldmengen- und Kreditentwicklung nähren allerdings Sorgen vor einer konjunkturellen Überhitzung. So lagen Ende Juli die Liquiditätsversorgung um gut ein Fünftel und die Kreditvergabe gar um knapp ein Viertel über den jeweiligen Vorjahreswerten. Analysten befürchten, dass die große Kreditnachfrage die Inflation antreibt sowie zu Spekulationsblasen auf dem Immobilien- und dem Automarkt führt. Der chinesische Yuan ist in einer engen Spanne an den Dollar gebunden. Dabei entsprechen einem Dollar 8,2760 bis 8,2800 Yuan. Diese Bindung hat seit 1998 Bestand. Sie macht im internationalen Handel chinesische Exporte günstiger als zahlreiche Konkurrenzprodukte aus dem Ausland. Allen voran die USA wollen China daher bewegen, den Yuan neu zu bewerten. mer/phi |
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