Genau diese Summe transferiert im Dezember 2019 angeblich der langjährige Treuhänder in Singapur, eine Gesellschaft namens Citadelle Corporate Services, auf sechs Konten in Manila. Das geht aus Kontoauszügen hervor, die dem BR vorliegen. Das heißt doch nicht, dass diese Kontoauszüge echt sind??? die in den Videos sind definitiv nicht echt, das haben die Banken doch ganz klar bestätigt. Sag mal, Hühnchen, alles ok bei Dir? Die Konten hatte der neue Treuhänder Mark Tolentino eröffnet. [auf Anweisung von Leuten, darunter welche, die sich als Wirecardler ausgaben oder Wirecardler waren] Bei einem Treffen mit den angereisten Wirtschaftsprüfern [im März 2020] stellt sich Tolentino als Sohn eines ehemaligen Gouverneurs vor. Vor Gründung seiner Anwaltskanzlei sei er stellvertretender philippinischer Transportminister gewesen. Die Übergabe der Treuhandkonten war laut Tolentino vom früheren Treuhänder in Singapur „initiiert“ worden, wie KPMG im bislang geheimen Anhang zum sogenannten KPMG-Bericht vom 27. April 2020 schreibt. Im Oktober 2019 hatte der Wirecard-Aufsichtsrat KPMG damit beauftragt, eine Sonderuntersuchung auffälliger Geschäfte vorzunehmen [Eichelmann hat nach Absprache mit Braun seinen Kumpel Leitz engagiert, BR folgt hier der Darstellung der StA] Die Wirtschaftsprüfer von EY nehmen schon seit 2009 regulär die Bilanzen des Zahlungsdienstleisters unter die Lupe. Für Florian Toncar, FDP-Bundestagsabgeordneter und Mitglied im Wirecard-Untersuchungsausschuss, ist der Treuhänderwechsel ein höchst auffälliger Vorgang:
Natürlich! Deswegen ist Braun ausgeratste, als er davon gehört hat und sah das Vertrauensverhäktnis zu Marsalek endgültig zerrüttet. Er sprach mit von Knoop und sdagte sinngemäß "Verdammt,aber da müssen wir jetzt irgendwie durch"
--- Um zu verstehen, wie absurd die Sache wirklich war, müssen wir in den März 2020 gehen. Nach wie vor war es Wirecard nicht gelungen, Belege für die Existenz eines Großteils der Gewinne zu liefern. Es gab nur Excellisten oder Kopien von Belegen, aber nicht einmal Listen von Kunden. Die Milliarden sollten bei namhaften Großbanken in Singapur liegen. Plötzlich und unerwartet kam eine neue Nachricht: Das Geld liegt auf den Philippinen. In diesen Tagen legte Corona die Welt lahm, dennoch entschied man sich, ein Team von EY und KPMG nach Manila zu schicken, um den neuen Treuhänder zu besuchen. Ein Mann mit besten Kontakten zur philippinischen Regierung, hieß es. Dabei muss man bedenken, dass Regierungschef Duterte den Ruf eines brutalen Herrschers hatte, gegen den der Internationale Strafgerichtshof vorgegangen ist. Dazu kam, dass man zum neuen Aufseher über die Wirecardmilliarden online lediglich eine Sammlung von YouTube-Videos finden konnte, in denen er Beratung in Scheidungsfragen angeboten hat. In Manila zeigte Tolentino kurz die Auszüge, aber er behielt sie bei sich. KPMG und EY haben sie nicht gesehen. Dann wurden sie schriftlich angefordert. „Im Rahmen unseres Besuches der Banken vor Ort wurde uns am 4. März 2020 von einer Mitarbeiterin der Bankfiliale der Bank 2 mündlich mitgeteilt, dass die entsprechenden Konto Guthaben für Rechnung von Wirecard gehalten werden. Nunmehr vorgelegte Scans der an den Abschlussprüfer gerichteten Bankbestätigungen der Bank 2 und der Bank 3 mit Datum vom 16. März 2020 bzw. vom 17. März 2020, die KPMG vom Abschlussprüfer zur Verfügung gestellt wurden, weisen Gesellschaften von Wirecard als wirtschaftlich Berechtigte der Gelder aus.“ (Leitz, Sven-Olaf, Geschonneck, Alexander – KPMG: Bericht über die unabhängige Sonderprüfung Wirecard AG, 27.04.2020)
Bevor man das Testat unterschreibt, wollte EY noch einmal die Banken in Manila fragen, ob auch wirklich alles in Ordnung ist. Man wandte sich an die höchste Ebene und die Antwort kam recht schnell: „Wirecard? Nie gehört. Wirecard ist kein Kunde bei uns“. Die Wirtschaftsprüfer gerieten in helle Aufregung: „Wir haben Kontenbestätigungen!“. Die schickte man nach Manila und die Antwort war: „Es sind keine autorisierten Bankbestätigungen, wir haben diese Dokumente nicht ausgestellt, die Belege sind spurious“. Alle saßen zusammen in einem Sitzungssaal, die Wirecardmanager, die Firmenanwälte, KPMG und EY und schauten sich an. Einer zog das Handy heraus und googlete das Wort „spurious“. Es bedeutet schlicht „gefälscht“. Als also feststand, dass es keine Gelder gibt, wurde die Staatsanwaltschaft informiert. Man hätte nun vermuten können, dass es dort hektische Betriebsamkeit gegeben hätte und man womöglich die Vorstände in Haft nimmt und eine Durchsuchung durchführt, aber das passierte nicht. Der Leitende Oberstaatsanwalt gab später im Untersuchungsausschuss zu Protokoll, wie es weiterging: Bei einem dieser Schreiben von den Banken in Manila wurde das Wort „spurious“ verwendet. Ich kann zwar Englisch und auch nicht so schlecht; aber das Wort „spurious“ war mir nicht geläufig. Ich habe das dann auch gegoogelt. Es hat wohl mehrere Bedeutungsmöglichkeiten. Die wesentlichen Bedeutungsmöglichkeiten laufen auf „gefälscht“ oder „Fälschung“ hinaus. Es gibt aber wohl die Bedeutung „unberechtigt“ und, ich glaube, sogar „unehrlich“. Einen dringenden Tatverdacht gab es nicht. Denn allein aufgrund des Wissens, das wir hatten, die Bestätigungen sind „spurious“, gab es verschiedene Möglichkeiten, warum sie „spurious“ sind. Und diese ganzen Möglichkeiten waren auch nicht völlig unwahrscheinlich. Konkrete Kenntnis, ob die Konten jetzt existieren, in welcher Höher sie existieren oder ob sie nicht existieren, war damals nicht gegeben. Das konnte man allein diesen Bestätigungsschreiben, die „spurious“ sind, nicht entnehmen.
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