Habe gestern nachmittag beim Absacken auf Grund der Yahoo-Warnung/Thai-Putsch meine SP-500 Puts mit kleinem Gewinn verkauft. Grund: Ich erwarte heute eine Erleichterungs-Rallye, weil die Fed aller Voraussicht nach die Zinsen NICHT erhöhen wird. Die gestrige - evtl. "schön" manipulierte (wg. der Novemberwahlen) - PPI-Kernrate, wonach wir jetzt "Deflation" in USA haben (sie signalisierte eine Kern-Inflation von -0,3 % nach +0,1 % im letzten Monat - wer's glaubt wird seelig), war eine Art Vorausbotschaft, dass die Fed abermals stillhalten wird. Die Zinsfuture-Märkte preisen ebenfalls keine Zinserhöhung der Fed ein - und sie liegen meist richtig.
Strategisch macht das Sinn. Die Regierung stellt die Statistiker, und sie will im Amt bleiben. Folglich errechnen die Regierungsstatistiker geschönte Inflations-Zahlen, auf Grund deren die Fed nicht weiter erhöhen muss. Die Aktienkurse steigen, die Wähler sind zufrieden, und die Regierung bzw. die Statistiker werden wiedergewählt. QED. Auf Grund dessen könnte der rituelle September-Abverkauf dieses Jahr sogar "ausfallen" - weil er der Regierung nicht ins Konzept passt.
Kommt diese Erleichterungs-Rallye, so könnten die alten US-Index-Hochs erreicht oder sogar durchbrochen werden. Ich glaube nicht, dass dieser Ausbruch nachhaltig sein wird. Ich erwäge daher, ihn als neuerlichen, günstigeren Short-Einstieg zu nutzen. Das könnte beim SP-500 im Bereich um 1340 bis 1350 interessant werden. Was ich definitiv nicht möchte, ist, von der idiotischen Bullenhorde mit meinen Shorts breitgetrampelt zu werden (daher mein gestriger Verkauf).
Das Problem (für Shorter) ist zurzeit, dass die Börse wegen der extremen bullischen Grundstimmung, die angesichts der vielen bedrohlichen Fakten schon an blinde Euphorie grenzt, jedwede Zahlen bullisch aufnimmt:
- Der stark gefallene Ölpreis wird als Plus gewertet, weil er die Inflation senkt und die Verbraucher-Kaufkraft erhöht. Das ist zwar einerseits korrekt; andererseits könnte der Ölpreis ebensogut deshalb gesunken sein, weil aufgrund der um sich greifenden Wirtschaftsschwäche die Nachfrage zurückgeht und/oder weil Hedgefonds wegen zunehmender Risiko-Aversion (auf Grund dieser Schwäche) ihre Long-Positionen in Öl/Gas/Energie glatt stellen bzw. glatt stellen müssen (Hedgefondpleite bei Amaranth). Die große Frage lautet daher: Kann der Kaufkraftgewinn, den fallende Ölpreise erzeugen, den Kaufkraftverlust durch steigende Hypothekenbelastungen kompensieren oder gar überkompensieren? Ich bin mir nicht ganz sicher, meine aber: Nein.
- Die gestrigen PPI-Zahlen, wonach die Kerninflation nun bei angeblich -0,3 % liegt, wird von der Börse positiv aufgenommen, weil die Fed nun nicht mehr weiter zur Inflationsbekämpfung die Zinsen erhöhen muss. Tatsache ist jedoch, dass der PPI-Preisrückgang vor allem darauf zurückgeht, dass US-Autohändler ihre Preise drastisch senken mussten, um ihre Halden an sonst unverkäuflichen Neuwagen abzubauen. So gesehen ist der niedrige Preisanstieg ein SCHWÄCHESIGNAL. Außerdem dürften die Erzeugerpreise wegen der stark rückläufigen Energie-/Rohstoff-/Commodity-Preise gesunken sein. Da stellt sich allerdings die Frage, ob eine bereinigte Rate "ohne Energie und Nahrungsmittel" dann überhaupt noch Sinn macht, wenn das Ergebnis "Deflation" ist - obwohl die Preise in USA überall in den Himmel schießen, wie jeder dort weiß.
An die Schadenfroh-Sektion: Mein Depot befindet sich zurzeit auf einem Allzeithoch. Durch den Shortverkauf stieg der Depotwert zwar nur um 1,5 % - aber immerhin stieg er.
An die Mitshorter-Sektion: Für den, der an die Short-Story glaubt - wie ich -, ist ein solcher Ausstieg riskant. Es könnte gut passieren, dass demnächst überraschend der Absturz kommt und ich nicht dabei sein werde... |