Beitrag #1 ist irgendwie zeitlos. Man muss sich nur den Spieletheoretiker weg denken:
Liebe Griechen: Wer will eigentlich was von wem? Oder besser gesagt: Liebe griechische Regierung!
Die 18 Euro-Staaten wollen von euch kein Geld, die wollen euch auch nichts aufzwingen. Es kann alles so bleiben wie es ist.
Es ist genau anders herum: Ihr wollt was von den 18 Euro-Staaten und zwar jede Menge Geld, nämlich Milliarden. Das ist die Ausgangslage: Griechenlands Regierung will etwas.
Ok, das kann auch so sein, denn man kann in der EU um Hilfen bitten. Aber niemand, wirklich n i e m a n d, kann doch erwarten, dass weitere Milliarden durch den Schornstein gejagt werden, ohne die Aussicht zu haben, dass die griechischen Schulden jemals zumindest etwas zurückgezahlt werden. Bereits jetzt wird die Tilgung der Altschulden ausgesetzt. Der Zins ist künstlich niedrig. Die EZB stützt die Refinanzierung der Banken.
Die notwendigen Strukturreformen, die z. B. Portugal, Spanien und Irland geholfen haben, haben Tsipras & Co. zurückgefahren, obwohl es 2014 Erfolge gab. Stattdessen werden wieder z. B. Familienangehörige eingestellt und gleich zum Beamten gemacht; in der Schweiz liegende Millionen an Schwarzgeld werden nicht abgerufen, Korruption blüht weiter etc. etc. etc.
Es kann so bleiben: Werdet doch einfach alle Beamte. Wie wäre das denn? Gut? Ok, dann macht das doch, aber was geht das die anderen Völker der EU an?
Nein, niemand will euch bevormunden: Das kann alles so bleiben, aber dann gibt es eben auch keine neuen Hilfen. Nur darum geht es am Sonntag.
Wie es so ist und wie es wird, wenn man ohne Reformen weiterwurstelt, das ist gerade in diesen Tagen in Griechenland zu sehen. Das Geld wird knapp. Kleine Scheine gibt es immer weniger. Ohne Gegenleistung werden EU und IWF die Geldautomaten nicht wieder auffüllen.
Die Börsen juckt das wenig. Griechenland ist nicht mehr systemisch, sondern unwichtig und zusehends einsamer. Eine durch Tsipras und den in Finanzfragen völlig unwissenden Spieletheoretiker Graf Zahl selbst erzeugte Einsamkeit:
- Es war ein grandioser Fehler, auf die Angst der Märkte vor einem Grexit zu setzen. Und es war ein grandioser Fehler, ein Referendum auszurufen, denn das bot der EU und dem IWF die Chance, am Montag auszutesten, ob die Märkte im angesichts eines näher rückenden Grexits nervös werden. Das war nicht der Fall. Die griechische Regierung hat sich damit selbst entwaffnet. Die Kunden der Bank haben erkannt, dass die Erpresser harmlos sind. Die den Märkten vorgehaltene Waffe wurde Varoufakis aus der Hand geschlagen: Das Erpressungspotential des Grexits ist dahin, bzw. nur noch gering. Jetzt wird es von Tag für Tag einsamer, das Problem häutet sich. Die Griechen haben das nicht verdient und sie werden Sonntag richtig abstimmen. Dann fegt es die Regierung Tsipras weg oder es wird noch einsamer.
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