Licht und Schatten bei der Zeitarbeit

Seite 1 von 1
neuester Beitrag: 30.11.06 09:55
eröffnet am: 30.11.06 08:47 von: bammie Anzahl Beiträge: 6
neuester Beitrag: 30.11.06 09:55 von: biberficken Leser gesamt: 4215
davon Heute: 1
bewertet mit 0 Sternen

30.11.06 08:47

8970 Postings, 7734 Tage bammieLicht und Schatten bei der Zeitarbeit

Arbeitsform

Licht und Schatten bei der Zeitarbeit

Die "Arbeitnehmerüberlassung" profitiert vom wirtschaftlichen Aufschwung. Händeringend suchen die Unternehmen neue Mitarbeiter. Fachkräfte sind inzwischen schwer zu finden.



Berlin - "Sie nehmen den Bus X11 Richtung Schöneweide bis zum S-Bahnhof Lichterfelde, dann gehen sie noch 200 Meter weiter, die Firma ist auf der linken Straßenseite." Jana Förster dirigiert einen ihrer Berliner Mitarbeiter per Telefon zu seiner Einsatzstelle am Wochenende. Es ist eine ihrer Aufgaben als Vermittlerin bei einer Zeitarbeitsfirma. Vielleicht ist die enge Betreuung ein kleiner Teil des Erfolgsgeheimnisses der Zeitarbeitsbranche. So kann die Firma auch Menschen einstellen, die in ihrer Arbeit gut sind, aber manchmal Schwierigkeiten bei der Selbstorganisation haben.

Das Geschäft mit der Arbeitnehmerüberlassung, wie die Zeitarbeit offiziell heißt, läuft jedenfalls. Firmen wie Randstad oder Adecco stellen Mitarbeiter ein und verleihen deren Arbeitskraft. Vorteil für die Kundenunternehmen: Sie müssen die Zeitarbeitnehmer nur dann bezahlen, wenn sie sie wirklich brauchen. Gibt es keine Arbeit, können die Zeitarbeiter einfach zurückgeschickt werden. Einem festen Mitarbeiter zu kündigen, ist wesentlich komplizierter. Die verleihenden Firmen profitieren, indem sie für ihre Mitarbeiter mehr Geld vom Kunden kassieren, als sie in Form von Lohn auszahlen.

Ob die Mitarbeiter dabei selbst auch profitieren? "Die Bezahlung ist nicht besonders", sagt Laura O'Connor*. Die Irin arbeitet für Adecco als Sekretärin beim Technologiekonzern IBM. "Aber ich habe trotz meiner schlechten Deutschkenntnisse schnell eine Stelle gekriegt." Adecco ist dabei kein Risiko eingegangen: Sara wurde erst eingestellt, als sie die Tätigkeit bei IBM sicher hatte. Ihre Tätigkeit dort ist nicht projektgebunden und zeitlich unbefristet. Dabei besteht klassische Zeitarbeit meist aus Vertretungen oder aus anderweitig bedingt zeitlich begrenzten Einsätzen.

Dass die Bezahlung schlecht ist, sagen die meisten Zeitarbeitnehmer. Statt elf Euro pro Stunde wie seine fest angestellten Kollegen bekomme er nur 7,95 Euro, erzählt Martin Huber*. Als gelernter Heizungsmonteur ist der 42-Jährige einer der viel gefragten Facharbeiter. Trotzdem ist er ist auf die Zeitarbeit angewiesen. Ja, einen Aufschwung am Bau gebe es schon - aber eingestellt werde trotzdem nicht, sagt er. Die Stelle bei der Zeitarbeitsfirma zu finden, war dagegen kein Problem: Einen Monat war er nach seiner Entlassung arbeitslos, seitdem ist der Berliner bei Randstad beschäftigt. "Arbeitslosigkeit kann ich mir nicht leisten, ich habe Frau und Kind."

Der Schritt zur Zeitarbeit lag nahe. Randstad kannte er schon von seiner vorherigen Stelle. Für die bei seiner Firma beschäftigten Zeitarbeiter erstellte Huber die Dienstpläne. Die Arbeit hat sich verändert, erzählt er, obwohl er weiter im gleichen Beruf tätig ist. Statt für eine Firma arbeitet er jetzt für viele verschiedene. Meist erfährt er zwei Tage, bevor ein Einsatz endet, von dem bevorstehenden Wechsel. Dann bekommt er einen Anruf von seiner Vermittlerin, die ihm den neuen Einsatzort mitteilt. "Wenn man vorher fest gearbeitet hat, muss man sich schon umstellen", sagt Huber. "Man muss viel fahren und trifft ständig neue Leute."

Damit das Prinzip Zeitarbeit funktioniert, braucht es vor allem Menschen wie Jana Förster. Die junge Berlinerin arbeitet als Disponentin, so heißen Arbeitsvermittler im Fachjargon, beim deutschlandweiten Marktführer Randstad. Auch sie weiß, dass den Zeitarbeitern viel abverlangt wird. "Deshalb sind die meisten unserer Mitarbeiter relativ jung. Die sind oft mobiler und flexibler."

Die Vorstellung, dass Arbeitsvermittler den ganzen Tag nichts anderes tun, als mit Bewerbern zu sprechen, ist falsch. "Die Hälfte meiner Arbeitszeit verbringe ich in den Kundenunternehmen", erklärt Förster ihre Tätigkeit. "Die kommen mit ihren Jobs nicht unbedingt zu uns, ich suche sie vor Ort." Die andere Hälfte der Zeit ist sie im Büro. Macht Verträge mit den Kunden, die Lohnabrechnung, führt die Personalakten.

Natürlich spricht sie auch mit Bewerbern, Mitarbeitern und koordiniert. Wer kann wann wo sein? Die Fähigkeiten der Mitarbeiter müssen den Anforderungen des Einsatzes genau entsprechen. Um das zu gewährleisten, muss die Vermittlerin die bei den Kunden wartenden Aufgaben kennen. Als sie mit ihrer Tätigkeit anfing hat, wurde sie deshalb in die Betriebe geschickt. Dort konnte sie selbst sehen und ausprobieren, was die von ihr vermittelten Mitarbeiter später tun müssen.

Das Zeitarbeitssystem ist offensichtlich erfolgreich. Momentan werden händeringend zusätzliche Mitarbeiter gesucht. Die Branche bekommt den vielfach angekündigten Fachkräftemangel längst zu spüren. Das gehe auch den Konkurrenzunternehmen so, sagt Förster, man kenne sich untereinander. 120 Fachkräfte betreue sie momentan, sie könnte aber viel mehr vermitteln. Besonders qualifizierte Handwerker, etwa Elektriker und Schlosser, fehlen.

Martin Huber profitiert davon nur wenig. Gerne hätte er Zeitarbeit als Sprungbrett genutzt, um wieder eine Festanstellung zu finden. Aber, so sagt er, "Zeitarbeit ist für die Firmen billiger, da stellt keiner ein". Allerdings wirkt sich der Fachkräftemangel für ihn trotzdem positiv aus. "Früher musste ich als Zeitarbeiter Hilfstätigkeiten machen, die sonst keiner erledigen wollte. Heute bin ich gleichberechtigt."

* Name geändert

Artikel erschienen am 30.11.2006, welt.de  

30.11.06 09:12
6

104 Postings, 6622 Tage biberfickenZeitarbeit = Sklavenhandel der Neuzeit

Zeitarbeit bereichert die Zeitarbeitsfirmen immer mehr,wenn man bedenkt das z.B. die Firma Siemens eine Zeitarbeitfirma beauftragt für das Siemens Unternehmen einen Elektroniker zu finden.Jetzt das unverschämte an dieser Zeitarbeitsfirma ist,das man als Zeitarbeiter laut BZA (Bundeszeitarbeitstarif) je nach Ballungsgebiet nur 6,20 Brutto die Stunde bekommt und Siemens zahlt aber fast 35,- Euro die Stunde und zahlt somit jeden Monat zwischen 5000,- bis 6000,- Euro an die Zeitarbeitsfirma ! Der Gewinn für die Zeitarbeitsfirma ist enorm wenn man alle Kosten abrechnet ! Ich habe mal einen Monat in einer Zeitarbeitsfirma (Name Randstad) gearbeitet und der Mitarbeiterumgang war miserabel,man wurde wie ein Arsch behandelt ! Wo ist der Sinn einen Zeitarbeiter einzustellen und Ihn nach einer Anlernphase wieder zu entlassen,wenn man doch einen Mitarbeiter mit einer Probezeit von 6 Monaten einstellen kann um zusehen ob er das Unternehmen nicht doch zuverlässig unterstützen kann.Der Kostenfaktor Zeitarbeiter ist viel höher für ein Unternehmen als wenn ich einen Mitarbeiter nur eine 6 Monatige Probezeit oder einen Jahresvertrag gebe(Motivation).Fakt ist solche Firmen die Zeitarbeitsfirmen beauftragen sind zu faul um sich wirklich um Mitarbeiter zu bemühen und so funktioniert auch das Firmeninterne-Missmanagment ! Ich kann jeden nur abraten bei solchen Zeitarbeits-Sklavenhändler zu arbeiten,man wird inoffiziel um seine Vergütung von vorn bis hinten beschissen ! Adecco ist das beste Beispiel,wie man Großkotzig bekannte Sportfirmen sponsert und den eignen Zeitarbeits-Mitarbeiter nur Hungerlöhne anbietet !  

30.11.06 09:17
1

42128 Postings, 9259 Tage satyrEine Bekannte hat mal bei Persona gearbeitet

bekam 6,95 Euro ,Fahrgeld musste man selbst bezahlen,das waren
im Endeffekt 6 Euro brutto die Stunde.
Und als sie aufhörte haben sie versucht sie noch zu bescheissen.
Absolut dubios die Vögel.  

30.11.06 09:30
2

104 Postings, 6622 Tage biberfickenmit der Arbeits-Not anderer Geld verdienen

finde ich abscheulich.Das schlimme ist bei den Bewerbungsgesprächen das Mitarbeiter-rumgelüge und die vielen Falschaussagen.Dann die vielen kleinen Bestechnungsgeschenke von den Zeitarbeitsfirmen an die Firmen zu bestimmten Anlässen (Weihnachtzeit = Präsentkorb und andere Nettigkeiten),die tollen neuen geleasten Zeitarbeitsfirmen-Wagen die alle 3 Jahren wechseln ! Der Geschäftsfüher von der Zeitarbeit Manpower Deutschland fuhr Porsche Turbo,S-Klasse und besitzt 3 Luxus-Villen in Europa ! Wir zahlen nur nach Tarif,waren immer die Lockangebote am Telefon von den Zeitarbeitsfirmen ! Ja Scheiße ist,man fährt hin zur ZA und nach einem kurzen Gespräch stellt sich herraus,Tarif nach Ihren BZA-Vorstellungen ! Echt beklopptes System und die Arbeitsagenturen unterstützen solchen Sklavenhandel noch ! Armes Deutschland !  

30.11.06 09:41

16600 Postings, 8173 Tage MadChart@biberficken

Letztlich leben die Zeitarbeitsfirmen vom deutschen Kündigungsschutzgesetz. Es ist in der Tat so, dass der Spread zwischen dem Gehalt des ZA-Angestellten und dem, was z.B. Siemens an Randstad dafür bezahlt, enorm ist. Aber das rechnet sich für Siemens immer noch, da keine Lohnnebenkosten anfallen und im falle einer Beendigung des Arbeitsverhältnisses keine Abfindungen o.Ä. bezahlt werden müssen.

Ich kenne haufenweise Leute, die früher fest bei Siemens waren und heute als Freelancer bei irgendwelchen Unternehmensberatungen arbeiten, die sie wiederum an Siemens verleihen. Zum Teil arbeiten die sogar im gleichen Zimmer wie früher, aber sind eben nicht mehr fest angestellt.

In diesem Bereich liegt übrigens der Spread be etwa 20%, d.h. die Unternehmensberatung verlangt 80 Euro die Stunde und der Freelancer bekommt 64 Euro.

 

30.11.06 09:55
1

104 Postings, 6622 Tage biberficken@madchart

Ja ich kenne das mit Siemens ! die eignen Leute entlassen und über irgendwelche Agenturen bekommen Sie meistens wieder Ihren alten Arbeitsplatz zurück.Aber wenn ich das Missmanagmet heute bei Siemens sehe,kann ich nur lachen und staune das es die Firma noch gibt ! wo das Mobilfunkgerät sein Boom hatte,baute Siemens eine Fertigungsstraße in Berlin auf mit einem Kostenfaktor von 15 Mill. Euro ! und nach einem Jahr hat man alles ins Ausland verlangert und die Mitarbeiter entlassen ! Infineon machte seit Jahren nur Verluste in Deutschland und baute seine Produktionslinie in Tschechien auf,wo ein Ing. nur 1100,- Euro im Monat bekommt und ein Produktionsmitarbeiter nur 450,- Euro.Ach über den Saftladen Siemens könnte man soviele schöne Sachen an die Öffentlichkeit bringen,das der Konzern morgen pleite wäre ! Der kleine Siemens-Skandel ist er die Spitze des Eisberges !  

   Antwort einfügen - nach oben