Jetzt scheint es doch noch zu funktionieren, Strabag geht an die Börse: Das heißt Haselsteiner geht an die Börse. Rund 28 Mill. Aktien sollen lt. dpa in der heutigen "SZ des Saarlandes" zum Zeichnungspreis von über 40 Euro das Stück fast 1,5 MRD. Euro in die Kasse spülen. Am 19.10.2007 sollen die Stücke erstmals an der Börse gehandelt werden können. Haselsteiner hat nach meinem Infostand einmal über 50% der WTB-Aktien erworben, die will er doch wohl nicht vergammeln lassen.
Rückblick: 27.04.2007 | 19:18 | (Die Presse) Der mit den Russen tanzt Den Börsegang hat Strabag-Boss Hans Peter Haselsteiner in letzter Minute einfach abgeblasen. Der Coup eines Mannes, der sich nichts pfeift? Investmentbanker sind in der Regel ziemlich abgebrüht. Muss man wohl auch sein, wenn man einen so stressigen Job hat, regelmäßig mit Millionen jongliert und phasenweise die Nachtruhe nur vom Hörensagen kennt. Trotzdem gab es diese Woche einige, die schlicht und einfach fassungslos waren. So etwas, sagten sie geschockt, so etwas hätten sie noch nie erlebt. Etliche waren in den vergangenen Tagen in diverse Finanzmetropolen ausgeschwirrt, um betuchte Investoren von einer neuen, heißen österreichischen Aktie zu überzeugen. Am Mittwoch wurden sie kurzerhand zurück beordert. Einfach so. Der für den Donnerstag geplante Startschuss für den Börsegang des Baukonzerns Strabag war abgesagt worden. „Wir haben wirklich unglaublich viel Arbeit in die Sache gesteckt“, stammelte ein Investmentbanker am Donnerstag. Dass Strabag-Boss Hans Peter Haselsteiner plötzlich den russischen Oligarchen Oleg Deripaska als neuen Konzern-Miteigentümer aus dem Ärmel zaubern würde – damit war ja wirklich nicht zu rechnen gewesen. Zumal in der Strabag selbst die Vorbereitungen für das Going Public auf Hochdruck gelaufen waren. Hans Peter Haselsteiner hat die Sache trotzdem ganz einfach abgeblasen. Weil was Besseres daher gekommen ist, wie er sagt. Jetzt sind die Investmentbanker natürlich schwer enttäuscht. Trotzdem fällt über Haselsteiner kein böses Wort. Da kann in Wiener Kreisen noch so geargwöhnt werden, dass Haselsteiner von den Russen schlicht und einfach zu dem Deal genötigt wurde. Oder dass er Probleme mit dem Börse-Prospekt gehabt habe. Mumpitz, sagen die Investmentbanker: Sie sehen die Episode als exzellentes Beispiel, um die zwei herausragenden Eigenschaften des 63-Jährigen zu veranschaulichen. Erstens: Hans Peter Haselsteiner gilt als brillanter Unternehmer. Der Strabag-Boss hat den Ruf, eine unheimlich rasche Auffassungsgabe und ein stark ausgeprägtes unternehmerisches Gespür zu haben. „Russland ist für die Baubranche der Markt schlechthin“, sagt ein Investmentbanker. „Haselsteiner musste die Chance ergreifen, die ihm das Deripaska-Engagement bietet. Es war ein Super-Schachzug. Man kann ihm nur gratulieren.“ Zweitens: Hans Peter Haselsteiner ist ein beinharter Geschäftsmann. Andere hätten wahrscheinlich Skrupel, so mir-nichts-dir-nichts den größten österreichischen Börsegang abzusagen. Dem Image des Unternehmens und des Wiener Finanzplatzes ist so etwas ja nicht sonderlich zuträglich. Nicht so Haselsteiner. Er pfeift sich prinzipiell nichts. „Bei geschäftlichen Interessen kennt er keine Tabus“, heißt es in der Branche. Ein Konkurrent ätzte einmal, dass der Agnostiker Haselsteiner wohl auch beten würde, würde es das Geschäft erfordern. Haselsteiner zieht sein Ding durch. Und zwar mit ordentlichem Tempo, bitteschön. Weil ungeduldig ist er auch. Und aufbrausend. Das bekommen nicht nur seine Manager in schöner Regelmäßigkeit zu spüren, der Strabag-Boss fährt auch Geschäftspartnern gut und gerne über den Mund. „Ich habe Ihnen nicht das Wort erteilt“, herrschte er einmal sein Vis-à-vis bei Verhandlungen an. Von einem Hans Peter Haselsteiner lässt man sich so etwas gefallen. Ein Manager aus der Branche sagt warum: „Mit Porr-Chef Horst Pöchhacker ist es sicher angenehmer, ins Geschäft zu kommen weil er berechenbarer und gediegener ist. Wenn es aber um ein Projekt geht, um das gekämpft werden muss, mache ich das lieber mit Haselsteiner.“
Ohne ausgeprägter Kämpfernatur hätte Haselsteiner wohl auch kaum einen Konzern mit Europaformat zimmern können. Gut 30 Jahre hat er dafür gebraucht: In den frühen siebziger Jahren kam er als Steuerberater zur Kärntner Baufirma Isola & Lerchbaumer. Dann heiratete er Unternehmenstochter Ursula Lerchbaumer und übernahm kurze Zeit später das Ruder in der Firma nach dem Tod seines Schwiegervaters. Die atemberaubende Expansion im Zeitraffer: Haselsteiner macht aus der „kleinen Quetschn“ die Ilbau AG, übernimmt den Konkurrenten Soravia, gründet die Bauholding, schnupft die deutsche Strabag sowie die österreichische Era Bau auf. 2005 übernimmt er schließlich die insolvente deutsche Walter Bau – und avanciert zur Nummer fünf in Europa. Diese Geschichte ist schon unzählige Male geschrieben worden – und Haselsteiner erzählt sie auch bereitwillig. Über die Probleme, die der familiäre Hintergrund mit sich bringt, hat er in der Öffentlichkeit hingegen nie ein Wort verloren. Dafür hat er gegenüber Freunden schon einmal angemerkt, dass er sich ein wenig Dankbarkeit der Gründer-Familie erwarten würde. Doch die scheint das eher umgekehrt zu sehen. „Mörderisch eitel“ sei Haselsteiner halt, meint ein Bekannter. Was hätte ihn wohl sonst bewogen, seinerzeit für das Liberale Forum zu kandidieren? Auch seine Aktivitäten abseits der Strabag werden reihum als Eitelkeit interpretiert: „Haselsteiners Freund Günter Rhomberg ist Präsident der Bregenzer Festspiele“, erzählt einer. „Und jetzt ist Haselsteiner Präsident der Festspiele in Erl.“ Auch seine Kunstsammlung erinnere frappant an Karlheinz Essl – wenn auch als Schmalspur-Variante. Eitelkeit ist es wohl auch, die Haselsteiner zu einem Mann voller Widersprüche macht – um es einmal höflich zu formulieren. In der Öffentlichkeit gibt sich der Freimaurer gerne als liberaler, locker-lässiger Typ. „In Wahrheit ist er stock-konservativ“, schmunzelt ein Freund. Haselsteiner erzählt gern über sein kleines, sparsames Auto, mit dem er das Auslangen findet. Dass er gleichzeitig mit einem Firmen-Jet herumdüst, ist offenbar eine zu vernachlässigende Tatsache. Bei so einem Flug soll er sich einmal in die Lektüre der Kronen Zeitung vertieft haben, erzählt ein Mitreisender. Als er sich beobachtet fühlte, zerknüllte er das Blatt demonstrativ mit den Worten „so ein Blödsinn“.
Dass er einst für das LIF im Nationalrat saß, ändert auch nichts daran, dass er sich mit Politikern aller Couleurs arrangieren kann – sofern es dem Geschäft nützt. Politisch ist er bestens vernetzt, flächendeckend. Sogar mit BZÖlern hat er eine Gesprächsbasis – etwa mit dem früheren BZÖ-Verkehrsminister Hubert Gorbach. Dessen Kabinettschef Christian Ebner holte sich Haselsteiner übrigens als Kommunikationschef in den Konzern. Vor den letzten Nationalratswahlen tat er öffentlich kund, dass er die SPÖ zu wählen gedenke. Man darf davon ausgehen, dass Christian Konrad, Boss des Strabag-Miteigentümers Raiffeisen, darüber nicht sonderlich erbaut war. Aber wie gesagt: Haselsteiner pfeift sich nichts. DIE NUMMER FÜNF Der Baukonzern Strabag ist mit einem Umsatz von über zehn Mrd. Euro die Nummer fünf in Europa. Das Unternehmen ist vor allem in Deutschland und Osteuropa umtriebig. Russland wird als der am stärksten expandierende Markt des Konzerns bezeichnet. Der russische Oligarch Oleg Deripaska soll da nachhelfen. Er erwirbt 30 Prozent der Strabag und pumpt eine Mrd. Euro in den Konzern. Je 35 Prozent gehören Haselsteiner und Raiffeisen. ("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2007)
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