Wenn man auf diesen Aspekt der Dinge erst einmal aufmerksam geworden ist, glaubt man, noch einen anderen, seltsamen Zusammenhang zu entdecken. Die Stabilität der wechselseitigen Partnerschaft zwischen dem Reiche pflanzlichen Lebens und dem von Tier und Mensch ist ganz sicher nicht so groß, wie es die Tatsache vermuten lassen könnte, daß sie heute schon seit einer Milliarde Jahren besteht. Es gibt viele Faktoren, die ihr Gleichgewicht bedrohen. Einer von ihnen ist der Umstand, daß ein beträchtlicher Teil des Kohlenstoffs, der für den Kreislauf ebenso notwendig ist wie Sauerstoff - keine Photosynthese ohne CO2 - , von Anfang an dadurch verloren gegangen ist, daß gewaltige Mengen pflanzlicher Substanz nicht von Tieren gefessen, sondern in der Erdkruste abgelagert und von Sedimenten zugedeckt wurden. Dieser Teil wurde dem Kreislauf folglich laufend entzogen, und zwar, so sollte man meinen, endgültig und unwiederbringlich. Das Ende schien nur noch eine Frage der Zeit. Wieder geschieht etwas sehr Erstaunliches: In eben dem Augenblick - in den Proportionen geologischer Epochen -, in dem der systematische [systemische - würde man heute sagen (boers.)] Fehler sich auszuwirken beginnt, erscheint wieder eine neue Lebensform und entfaltete eine Aktivität, deren Auswirkungen die Dinge wie beiläufig wieder ins Lot bringen. Homo faber tritt auf und bohrt tiefe Schächte in die Erdrinde, um den dort begrabenen Kohlenstoff wieder an die Erdoberfläche zu befördern und durch Verbrennung dem Kreislauf erneut zuzuführen. Manchmal wüßte man wirklich gern, wer das Ganze eigentlich programmiert.
[Hoimar v. Ditfurth - Zusammenhänge (1974). In: Zusammenhänge - Gedanken zu einem naturwiss. Weltbild, S. 18 ff.] |