Quelle: http://www.ariva.de/...te_halten_GSC_Research_n2249120.html?secu=2732
GSC Research - Bijou Brigitte halten
09:23 21.03.07
Düsseldorf (aktiencheck.de AG) - Der Analyst von GSC Research, Klaus Kränzle, bewertet die Aktie von Bijou Brigitte (ISIN DE0005229504/ WKN 522950) weiterhin mit "halten".
Als, eigenen Angaben zufolge, marktführender Anbieter von Modeschmuck und modischen Accessoires in Europa betreibe der Bijou Brigitte-Konzern ein Filialnetz mit über 900 Filialen im In- und Ausland.
Nachdem Bijou Brigitte Anfang Januar bereits die Umsatzzahl für das vergangene Geschäftsjahr veröffentlicht habe, habe das Unternehmen jetzt eine Indikation für den Konzerngewinn vor Steuern auf Basis des Einzelabschlusses der AG angegeben. Demnach rechne das Hamburger Unternehmen mit einem Konzerngewinn vor Steuern in Höhe von rund 123 (Vj. 113,2) Mio. Euro.
Diese Zahl habe die Analysten negativ überrascht, da sie bislang von einem leicht überproportionalen Anstieg zum Umsatz auf 130,7 Mio. Euro ausgegangen seien. Die neu kommunizierte Zahl würde auf Basis der von den Analysten geschätzten Steuerquote von 34,5 Prozent ein Ergebnis je Aktie von 9,94 Euro bedeuten, was erheblich unter ihrer bisherigen Schätzung von 10,56 Euro läge. Auf die bereits angekündigte Dividende habe mit 6,50 Euro etwas niedriger gelegen als die von den Analysten erwartete Ausschüttung von 7 Euro.
Weniger überraschend, aber ebenfalls unerfreulich sei die Bekanntgabe des erwarteten flächenbereinigten leichten Umsatzminus im ersten Quartal gewesen. Damit setze sich der bereits in 2006 zu konstatierende Trend fort, dass das Umsatzwachstum von Bijou Brigitte nur noch durch neue Filialen gespeist werde. Obwohl dem Kapitalmarkt klar gewesen sei, dass die flächenbereinigten Wachstumsraten der Vergangenheit (2004/2005: je 13,9%) nicht ewig fortgeschrieben werden könnten, enttäusche die Fortsetzung dieses Trends dennoch ein wenig.
Die Analysten hätten die Meldung zum Anlass genommen, ihre Schätzungen nach unten zu korrigieren. Ihre Umsatzprognosereihe würden die Analysten unverändert belassen, da sie für das laufende Jahr aus Vorsichtsgründen bereits ein leichtes Minus beim flächenbereinigten Umsatz einkalkuliert hätten.
Ihre Schätzung für das EBIT hätten die Analysten auf 134,6 Mio. Euro zurückgenommen. Den Konzerngewinn nach Steuern hätten sie leicht auf 91,2 (95,8) Mio. Euro korrigiert, was mit einem Ergebnis je Aktie von 11,26 (11,83) einhergehe. Auch für das Jahr 2008 und die Folgejahre würden die Analysten jetzt von einer etwas flacheren Gewinnentwicklung ausgehen.
Nachdem Bijou Brigitte im Inland auf flächenbereinigter Basis zunehmend an Grenzen stoße, hänge nach Meinung der Analysten der Status als "Wachstumsstory" an einer erfolgreichen US-Expansion. Aufgrund der spärlichen Informationspolitik der Gesellschaft könnten sich die Analysten diesbezüglich noch kein abschließendes Urteil bilden.
Die Analysten würden an dieser Stelle die in ihrer Research-Note vom 25. Januar geäußerten Überlegungen der Auswirkungen der US-Expansion auf die weitere Entwicklung des Unternehmens bestätigen. Bijou Brigitte müsse es gelingen, auch die reifere amerikanische Frau zu überzeugen, statt echtem massiven Schmuck zu den Produkten von Bijou zu greifen und Schmuck eher als Accessoire zu begreifen denn als Statussymbol. Wenn es Bijou gelinge, dies operativ in den USA umzusetzen und kommunikativ auch in der Finanzgemeinde zu verankern, sei das eine neue Basis für eine Wachstumsstory. Bis zur Veröffentlichung konkreter Ergebnisse aus den ersten US-Filialen würden die Analysten jedoch ein derartiges Positiv-Szenario weder in ihren Schätzungen noch in ihrem Bewertungsmodell berücksichtigen.
Da das einzige ähnlich aufgestellte Unternehmen Claire Stores seinen Sitz in den USA habe und zudem wesentlich größer sei als Bijou Brigitte, mache nach Erachten der Analysten eine Peer Group keinen Sinn. Andere spezialisierte deutsche Einzelhändler wie Fielmann oder Douglas würden nicht mit Bijou vergleichbare Geschäftsmodelle aufweisen und würden somit als Vergleichsmaßstab nach Erachten der Analysten ausscheiden.
Ihre Bewertung hätten die Analysten deshalb im Rahmen eines Discounted-Cash-Flow-Modells vorgenommen (Abzinsungszinssatz 7,95%, Ausgangs-Cash-Flow 64,2 Mio. Euro, ewige Wachstumsrate 0%, Beta 1,0). Daraus ergebe sich auf Basis der Schätzungen der Analysten ein fairer Wert von 187,12 Euro. Aufgrund der schlechten Informationspolitik und der daraus resultierenden geringen Transparenz würden die Analysten hierauf weiterhin einen Bewertungsabschlag von 10 Prozent vornehmen und ermittele somit ein Kursziel von 168 Euro.
Das aktuelle 2007er-KGV von 14,2 sei nach Meinung der Analysten insgesamt gerechtfertigt, lasse allerdings auch kaum Spielraum für Kursgewinne übrig. Der am ehesten vergleichbare Mitbewerber Claire Stores aus den USA sei aktuell mit einem KGV von 17 bewertet.
Nach wie vor würden den Analysten die guten Kennziffern des Unternehmens gefallen (hoher Cash-Bestand, sehr hohe Umsatzrendite, zweistellige Wachstumsraten). Dem stünden jedoch einige "Bremsspuren" wie der erwartete Umsatzrückgang auf vergleichbarer Fläche im ersten Quartal 2007 gegenüber. Nachdem Bijou Brigitte den Kapitalmarkt lange Zeit mit hohen Wachstumsraten verwöhnt habe, sei das "Enttäuschungspotenzial" zukünftiger Nachrichten nach Meinung der Analysten sehr groß geworden. Jeder Anleger müsse für sich entscheiden, ob er damit leben könne und wolle.
Die Analysten von GSC Research sehen deshalb die Bijou Brigitte-Aktie aktuell maximal unverändert als Halteposition und haben ihr Kursziel leicht von 172 auf 168 Euro gesenkt. Bei einem weiteren Kursrückgang könnte das Chance-Risiko-Profil der Aktie jedoch wieder ein positiveres Bild bieten. Auch eine erfolgreiche US-Expansion könnte nach Meinung der Analysten nach für neue Kursimpulse sorgen. (21.03.2007/ac/a/nw) |