Bonner Solarstrom-Unternehmen peilt eine Milliarde Umsatz anSolarworld sucht neue Erfolgsstory Von Christoph Stehr Der Klimawandel ist das beste Argument für Strom aus Sonnenlicht. Kein Wunder, dass die Bonner Solarworld AG glänzende Geschäfte macht. Am Donnerstag (24.05.07) erfahren die Aktionäre, wo noch Wachstumschancen liegen. Die Anleger der Tochter Solarparc treffen sich schon am Mittwoch. Frank Asbeck brachte Solarworld an die Börse Börsianer sind eine verwöhnte Bande. Als Frank Asbeck, Gründer und Vorstandschef der Solarworld AG, jüngst für 2007 einen Umsatz- und Gewinnsprung von jeweils 20 Prozent ankündigte, sackte die Aktie in den Keller. Bei anderen Unternehmen hätten Sektkorken geknallt. Doch für die Solarstrombranche gelten strengere Maßstäbe - dreistelliges Wachstum ist normal. Deshalb wird die Solarworld-Hauptversammlung am Donnerstag (24.05.07) im Bonner Kongresszentrum Bundeshaus kein Spaziergang für den Vorstand des Unternehmens, das weltweit der größte Hersteller von Fotovoltaik-Anlagen ist. Die Konzerntochter Solarparc, deren Aktionäre am Mittwoch zusammenkommen, betreibt Solar- und Windkraftwerke. Seit Asbeck 1999 Solarworld an die Börse gebracht hat, ist die Aktie um das 50-fache gestiegen. Da wird es schwierig, die Erfolgsstory fortzuschreiben, zumal 2006 ein Rekordjahr war: Der Umsatz legte gegenüber dem Vorjahr um 45 Prozent auf 515 Millionen Euro zu, der Gewinn gar um 151 Prozent auf 131 Millionen Euro. Wenn man Sondereffekte wie die Übernahme der Solarsparte von Shell herausrechnet, blieben immer noch 73 Millionen Euro netto in der Kasse hängen - ein Plus von 40 Prozent. Nach 12,5 Cent Dividende pro Aktie im Vorjahr wird die Hauptversammlung beschließen, nun 20 Cent auszuschütten. Mehr Anlagen als in jedem anderen Land weltweit Boombranche Solarenergie? Es ist nicht unternehmerisches Geschick allein, das diese Geldmaschine und ihre 1.400 Beschäftigten antreibt. Im Grunde hängt die ganze Branche am Subventionstropf: Das 1999 beschlossene Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) legt Einspeisevergütungen fest, zu denen Stromversorger wie Eon oder RWE den Ökostrom abnehmen müssen. So erklärt sich, warum in einem Land, das nicht von der Sonne verwöhnt ist, mehr Fotovoltaik- und Solarwärme-Anlagen ans Netz gehen als irgendwo sonst auf der Welt. Bei der Fotovoltaik wird Sonnenenergie direkt in Strom umgewandelt, während die so genannten Sonnenkollektoren das Licht bündeln und damit Wasser, etwa für die Heizung, erhitzen. Verbraucher zahlt die Zeche 220.000 Anlagen wurden 2006 in Deutschland neu installiert. Zusammen leisten sie etwas mehr als ein Kohlekraftwerk - eine aufwändige Technik, für die der Verbraucher über erhöhte Strompreise die Zeche zahlt. Trotzdem führt kein Weg an den erneuerbaren Energien vorbei. Im Kyoto-Protokoll haben sich die Industrienationen verpflichtet, den Ausstoß des Treibhausgases CO2 zu senken, das für den Klimawandel verantwortlich ist. Die Bundesregierung wird weiter Geld in Ökostrom pumpen: Bis 2020 soll der Solaranteil an der Stromerzeugung von gegenwärtig 0,4 auf 1,5 Prozent steigen. Der Berliner Energieprofessor Volker Quaschning schätzt, dass die deutsche Solarbranche auch künftig zwischen 20 und 40 Prozent jährlich wächst. "Für einen wirksamen Klimaschutz wären sogar noch größere Wachstumsraten nötig und mit breiter politischer Unterstützung in den wichtigsten Industrieländern auch möglich", sagt Quaschning. Bald geringere Förderung von Solarstrom? Innovative Technologien Für das Solarworld-Management spricht, dass es nicht nur mit dem Rückenwind aus der Politik segelt. Der wird zwar nicht umschlagen, aber er weht auch nicht stur geradeaus. Noch in diesem Jahr kommt eine Novelle des EEG, die die Einspeisevergütungen anpasst. Wirtschafts- und Umweltministerium scheinen sich einig zu sein, Solarstrom weniger als bislang zu fördern, während Windkraft und Biogas bessere Konditionen erwarten dürfen. Asbeck bleibt gelassen, weil er über den bald gesättigten deutschen Markt hinausschaut. Bis 2009 will er seinen Umsatzanteil in Fernost, vor allem Korea, auf 25 Prozent verdoppeln. Da er insgesamt eine Milliarde Euro Umsatz anpeilt, wären das 250 Millionen, also knapp die Hälfte des aktuellen Geschäftsvolumens. Erfolg dank breiter Produktpalette Die Rechnung dürfte aufgehen. Nach dem guten ersten Quartal 2007 wird Asbeck auf der Hauptversammlung bestätigen, dass er die Gewinnprognose für das Gesamtjahr - jene 20 Prozent, die die Börsianer gar nicht spannend fanden - anzuheben gedenkt. Mittelfristig sieht es ebenfalls gut aus. Eine aktuelle Studie des Düsseldorfer Bankhauses HSBC Trinkaus & Burckhardt lobt die breite Produktpalette: Solarworld stellt nicht nur komplette Fotovoltaik-Anlagen her, sondern beliefert auch Wettbewerber mit Komponenten: vor allem mit den "Wafer" genannten Siliziumscheiben, die das Sonnenlicht in Strom umwandeln. Asbeck hat allen Grund, an seinem Aktienpaket von 25 Prozent plus einer Aktie festzuhalten, und dies wird er auch auf der Hauptversammlung bekräftigen. Den Aktionären kann das recht sein: Der Anteil des Vorstandsvorsitzenden wirkt wie eine Sperrminorität, die vor feindlichen Übernahmen schützt. Saludos aus Chile - Concepción, 24.5.2007 O:50h |