Nachfolgend will ich die wichtigsten Erkenntnisse aus der Q3 Telefonkonferenz kurz zusammenfassen. Quellen sind:
Ich hatte Polytec Aktien Anfang des Monats zu 8,5€ gekauft. Die Ebit-Marge hatte sich von im Durchschnitt 6% in den drei Vorquartalen auf 8,7% im Q3 16 sprunghaft verbessert (siehe Folie 6). Meine Vermutung war, dass die in Q3 stark gesteigerte Ebit-Marge die nachhaltig verbesserten Kostenstrukturen wiederspiegelt und somit auch die Aktie eine Neubewertung erfahren wird. Nach ersten Informationen aus dem Q3 Bericht wurde in der Telefonkonferenz nun ausführlich erörtert woraus die Ebit Verbesserungen resultieren. Diese setzen sich jeweils zur Hälfte zusammen aus der mittlerweile automatisierten Produktion von Transportboxen für Ifco in Ebensee, sowie der Verlagerungen von Teilen der Produktion von Gochsheim und Weiden nach Tschechien.
- Automatisierte Produktion in Ebensee: In Ebensee wurden 11,6 Mio. € in die vollautomatisierte Produktion der Transportboxen für die Firma Ifco investiert. Der Produktionsauftrag für Ifco wurde Anfang des Jahres an Land gezogen. Hierbei handelte es sich um den größten Einzelauftrag in der 30 Jährigen Geschichte von Polytec. In Ebensee produzieren 14 Spritzgießmaschinen im Drei-Schicht Betrieb die Transportboxen (teilweise auch am Samstag und Sonntag). Diese 14 Maschinen werden nur noch von einer Arbeistkraft betreut. Der CFO kommt in der Telco ins Schwärmen. Wenn man normalerweise von Produktivitätssteigerungen im einstelligen Prozentbereich berichtet, so konnte man durch diese Maßnahme die Produktivität vervierfachen. Auch die Logistikprozesse wurden halbautomatisiert. Die Ertragskraft ist sogar weitaus besser als intern geplant. Mittlerweile hat man mit diesen Anlagen die Ertragsziele für das Gesamtjahr 2016 bereits bei weitem überschritten. Die Anlage wurde bis Juli 2016 auf die Kapazität von 32.000 Einheiten am Tag bzw. 952.000 Einheiten je Monat ausgebaut. (Siehe auch Folie 15)
- Verlagerung von Teilen der Produktion aus den Verbundwerkstoff-Fertigungsstätten Weiden (D) und Gochsheim (D) nach Tschechien. In Weiden wurde die Belegschaft mehr als halbiert und Produktionsmittel nach Tschechien verlagert. Die Lohnkosten sind in Tschechien um 70% unter dem Level der deutschen Belegschaft. Hierzu hatte man im Vorjahr in Tschechien Fabrikhallen gekauft die nun genutzt werden. Dadurch wurden die Personalkosten um mehr als 70% reduziert. Obwohl die neu angeschafften Maschinen erst seit dem 4. Quartal laufen, machten sich die Personalkostenreduktionen bereits in den letzten zwei Quartalen bemerkbar. (im Q2 war der Personalaufwand belastet durch einmalige Zahlungen in die Pensionskasse in Höhe von EUR 2,9 Mio. Ansonsten hätte bereits Q2 eine Ebit Marge von gut 8% ausgewiesen.) Durch die beiden Maßnahmen konnten die Kostenquoten also nachhaltig gesenkt werden. Weitere Optimierungen nach der Anlaufphase in Tschechien sind wahrscheinlich. Evtl. finden sich auch weitere Potentiale für eine höhere Automatisierung (Polytec Performance System). „Given the fact that we just began the new style operation in the Czech Republic and that we are the opinion that we can reach synergy effects and upgrade our efficiency in the Czech Republic and in the some other plants a well due to our further efforts within the Polytec performance system. We think at least some hints toward the sustainability of our earnings platform should be given. …”
Weitere Informationen aus der Telco:
- Zum nur moderat gesteigerten Umsatz wurde ausgeführt, dass es sich hierbei um Projektverschiebungen bei einigen Automobil-Kunden (VW, Jaguar, Volvo) handelt – also um Entwicklungsprojekte und nicht um Produktverkäufe. („Not a single Euro is missing in serial business“) Die Projekte wurden nur geschoben und nicht gestrichen. Volkswagen hat Entwicklungsprojekte verschoben. Man vermutet, auch basierend auf Kundengesprächen, dass VW sich in Richtung Leichtbauweise neu fokussiert um die E-Mobilität voranzutreiben. Dies ist also ein Indiz für steigende Umsätze und zeigt, dass Polytec eher Profiteur der Umbrüche im Automobilmarkt sein sollte.
- Darüber hinaus entwickeln sich auch die Bilanzrelationen positiv. Die Eigenkapitalquote konnte im letzten Jahr von 33,2% auf 36,3% verbessert werden (siehe Folie 9). Die Net Financial Debt wurden von 108,8 Mio.€ auf 96,7 Mio. € reduziert. Der CFO sprach davon, dass sich diese Kennzahl mittlerweile auf 90. Mio. € weiter verbessert hat (ab Minute 6, 30 Sekunden im Conference Call). Das Gearing hatte sich im letzten Jahr von 0,7 auf 0,55 verbessert (siehe Folie 10).
- Es wurde auch herausgestrichen, dass man für die Investoren weiterhin eine ordentliche Dividendenrendite bieten will und dass auch nächstes Jahr anstehende Investitionen aus dem Cash Flow finanziert werden.
Zum Thema Elektromobiltät:
- Man sieht sich ganz klar als Profiteur von der Elektrifizierung. Die Effizienz der Batterien ist ziemlich gering. Kunden müssen vermehrt auf Leichtbauteile umstellen. Hier kommt Polytec ins Spiel.
- Darüber hinaus produziert man bereits spezielle Produkte für Elektromobilität wie bspw. Eine „inductive Powering unit“ (worüber aber aus Geheimhaltung nicht näher eingegangen werden darf) oder beispielsweise die Batterieabdeckung für den Volkswagen Golf (siehe Folie 14)
Bewertung: In Q3 wurden 42 Cents je Aktie verdient. Wenn man davon ausgeht, dass die Ergebnisrelationen zumindest auf der Höhe von Q3 bleiben dann ergibt sich daraus für 2017 ein KGV von 9,3/1,68= 5,5. Weitere Optimierungen und Umsatzsteigerungen sind hierbei also noch nicht eingerechnet. Ich gehe davon aus, dass Polytec auch in den folgenden Quartalen die verbesserte Ertragskraft bestätigen kann. Analysten werden daraufhin ihre Gewinnziele überarbeiten und die Kursziele weiter anheben. Die Bilanzrelationen werden sich schnell weiter verbessern und höhere Kursziele rechtfertigen. Wenn man annimmt, dass die Aktie mit einem KGV von 9 fair bewertet ist dann ergibt sich daraus ein Kursziel von 15€ und ein Potential von ca. 60%. Aktuell werden im Allgemeinen Automobil-Titel stark gemieden - es sei denn man wird mit Elektromobilität in Verbindung gebracht. Wenn die Börse erkennt, dass Polytec ein wichtiger Player im Bereich Leichtbauweise und damit auch Elektrifizierung ist dann könnte man Polytec auch mit weitaus höheren KGVs bewerten...
Am Besten Ihr hört Euch selbst den Mitschnitt zur Telefonkonferenz an. Habe ich etwas vergessen oder kommt Ihr zu einer anderen Bewertung?
Viele Grüße,
Fundamentalist (Die Äußerungen sind nur meine persönliche Meinung und keine Anlageempfehlung)
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