n den letzten Wochen hat Telepolis wiederholt über zwei AKW im US-Bundesstaat Nebraska berichtet, die von den Fluten des über die Ufer getretenen Missouri bedrängt werden. Am AKW Fort Calhoun ist die Lage weiter bedrohlich. Seit fast einem Monat schon ist es vom Hochwasser eingeschlossen, und offensichtlich ist Wasser inzwischen in einen Teil der Gebäude eingedrungen, wie die chinesisch Nachrichtenagentur Xinhua berichtet. Auch das ebenfalls in Nebraska stehende AKW Couper Nuclear Station wird weiter vom Hochwasser gefährdet.
Aus dem Xinhua-Bericht sowie aus zahlreichen Beiträgen auf unabhängigen Webseiten wie hier geht hervor, dass in den USA inzwischen eine wilde Gerüchteküche am Brodeln ist. Beigetragen hat dazu vermutlich, dass nachprüfbare Informationen nur schwer zu bekommen sind und die Behörden, vorsichtig ausgedrückt, mit ihrer Informationspolitik in den ersten Wochen sehr zurückhaltend waren. Russische Atomexperten behaupten, dass Informationen der IAEA zeigen, die Regierung Obama habe zunächst eine Nachrichtensperre erlassen. Zur Beruhigung der Öffentlichkeit trägt auch nicht gerade bei, dass etwas weiter nördlich in North Dakota wegen der gleichen Überschwemmungen unterirdische Silos, in denen atomare Interkontinentalrakten untergebracht sind, mit Sandsackbarrieren und Wasserpumpen geschützt werden müssen. Und schließlich erhitzten auch die rekordverdächtigen Buschfeuer in New Mexico, die bis auf wenige Kilometer an ein Lager mit radioaktiven Müll heran kamen, noch immer die Gemüter. Dort, im legendären Los Alamos, wo die ersten Atombomben entwickelt wurden, stehen, so die International Business Times aus New York, 30.000 Fässer, die unter anderem das Ultragift Plutonium enthalten, in einer einfachen oberirdischen Lagerhalle.
Vor diesem Hintergrund fragt das Blatt, wie sicher die überalterte AKW-Flotte der USA tatsächlich ist, und ob wirklich auszuschließen sei, dass für die US-Atomindustrie gleiches gelte, wie für ihr japanisches Gegenstück, wo gefälschte Sicherheitsberichte seit Jahrzehnten üblich seien. Die Verquickung der Industrie mit der Aufsichtsbehörde und deren laxer Umgang mit den "tausenden" Problemen der mehr als 100 US-amerikanischen AKW spreche nicht unbedingt dafür. Wiederholt seien Sicherheitsnormen und Grenzwerte einfach runtergeschraubt worden, wenn Lecks und Risse in den Anlagen aufgetreten seien.
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