Die Lieblingsaktien der Redaktion (Teil 18) Bastian Galuschka
2009 war ein erstklassiges Börsenjahr: Dow Jones, Euro Stoxx, DAX und Co verbuchten teils deutliche Kursgewinne. Nun fragen sich die Anleger: Wo sollte man 2010 investiert sein? Welche Aktien werden den Markt hinter sich lassen? In seiner Serie "Die Lieblingsaktien der Redaktion" gibt DER AKTIONÄR auf diese Fragen die richtigen Antworten. Ich muss zugeben, ich bin von Natur aus ein eher skeptischer Mensch. In manchen Fällen kann das zwar durchaus hinderlich sein, aus Anlegersicht hat mich diese Einstellung in der Vergangenheit jedoch schon vor manchem Fehltritt bewahrt, wenn auch leider nicht vor allen. Die Skepsis überwog auch, als ich mich im Jahr 2008 zum Eigenkapitalforum aufmachte, mit im Gepäck die aktuelle Präsentation der Paion AG. Im Hinterkopf schlummerte dabei natürlich noch das Drama um Paions Schlaganfalltherapie Desmoteplase, im Zuge dessen die Paion-Aktie 2007 heftig abstürzte. Danach hatte ich den Titel mehr oder weniger aus den Augen verloren, kurstechnisch gab es auch wenig Erfreuliches zu berichten.
Schier endlose Talfahrt...
Umso erstaunter war ich, wie gelassen sich Firmenchef Dr. Wolfgang Söhngen auf dem Eigenkapitalforum im Gespräch präsentierte. Ausführlich erklärte er mir die Hintergründe des vorläufigen Scheiterns von Desmoteplase, erläuterte, was er sich von der Übernahme der britischen Cenes verspreche und wie Paions zukünftiges Portfolio aussehen solle. Zum damaligen Zeitpunkt notierte der Titel knapp über einem Euro, bemerkenswert war vor allen Dingen, dass das Unternehmen sogar unter dem Cashbestand bewertet wurde, die Pipeline gab es also völlig umsonst obendrauf. Allerdings änderte sich dies in den darauffolgenden Monaten auch nicht wirklich, im März 2009 fiel die Paion-Aktie sogar bis auf ein Allzeittief bei 0,80 Euro.
... nimmt dank CNS 7056 endlich ein Ende.
Auch die darauffolgende Hausse an den Börsen lief an dem Titel völlig vorbei, bis in den September hinein dümpelte die Aktie um die 1-Euro-Marke. Wie schnell die Stimmung bei Biotechs allerdings umschlagen kann, zeigte sich danach. Innerhalb von nur drei Monaten schoss das Papier in der Spitze auf 3,20 Euro. Es zeigte sich, dass Paion Investoren vor allen Dingen mit den Fortschritten seines Wirkstoffs CNS 7056 überzeugen konnte. Innerhalb von nur zehn Monaten hatten die Aachener es geschafft, das durch die Cenes-Übernahme einlizensierte Anästhetikum und Sedativum von der Präklinik in die klinische Phase II zu führen und dort positive Studiendaten zu liefern - eine beeindruckende Leistung.
Reger Newsflow dank prall gefüllter Pipeline
Welche zur Folge hatte, dass sich der Blick der Marktteilnehmer daraufhin endlich auch wieder auf die Pipeline von Paion richtete. Und diese hat neben CNS 7056 noch einige weitere interessante Kandidaten zu bieten.
Desmoteplase ist keinesfalls vom Tisch, Paions Partner Lundbeck testet den Medikamentenkandidaten derzeit in zwei groß angelegten Phase-III-Studien, deren Ergebnisse 2011 erwartet werden. Gelingt der Durchbruch im zweiten Anlauf, winken Paion Meilenstein- und Lizenzzahlungen von bis zu 63 Millionen Euro. Diese Summe allein entspricht aktuell übrigens genau der Marktkapitalisierung des Unternehmens. Desweiteren wären die Aachener an zukünftigen Umsätzen prozentual zweistellig beteiligt. Der dritte Wirkstoff, welcher ebenso im kommenden Jahr im Fokus stehen dürfte, ist das Schmerzmittel M6G. Hier sucht Paion einen Partner zur Finanzierung der entscheidenden Phase-III-Studien. Partner ist voraussichtlich auch das Stichwort bei CNS 7056 im nächsten Jahr. Nach den hervorragenden Phase-II-Daten dürfte es den Paion-Verantwortlichen leicht fallen, zeitnah einen Entwicklungspartner für den neuen Hoffnungsträger zu präsentieren.
Alles in allem zusammengenommen stehen die Zeichen also gut, dass sich der Aufwärtstrend der Paion-Aktie auch im Jahr 2010 fortsetzen wird. Verglichen mit der deutschen Konkurrenz halte ich in Anbetracht der Fortschritte in der klinischen Entwicklung und einem möglichen Geldreigen durch neue Partner eine Marktkapitalisierung im dreistelligen Millionenbereich durchaus für erreichbar. Das würde nach jetzigem Stand Kurse jenseits von 4 Euro rechtfertigen. Sie sehen also, meine skeptische Ader tut sich bei Paion aktuell wirklich schwer.
Ich wünsche Ihnen einen guten Start ins neue Jahr und viel Erfolg bei Ihren Anlageentscheidungen. |