Wie will man nach so vielen Jahren Zerwürfnis zusammenarbeiten?
Ein Wort des Gründers und Aufsichtsratsvorsitzenden zu der konzertierten Aktion der Aktionäre Rüdiger Weng und Andreas Tielebier-Langenscheidt, die Kontrolle von artnet anzustreben.
Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre,
ich bin in tiefer Sorge. Die von mir in dreißig Jahren aufgebaute Firma artnet AG hat den Kunstmarkt durch ihre innovativen Produkte grundlegend verändert und treibt die begonnene Reform als Marktführer weiter voran. Die meisten Aktionärinnen und Aktionäre haben dies erkannt und in das besondere Geschäftsmodell investiert. Eine kleine Gruppe von Aktionären ist nun im Begriff, der Firma Schaden zuzufügen. Deswegen wende ich mich heute an Sie als Aktionärinnen und Aktionäre der artnet AG, um Ihnen die Hintergründe meiner Besorgnis zu erläutern. Ich erhoffe mir dadurch Ihre Unterstützung bei der bevorstehenden Abstimmung über die Besetzung des Aufsichtsrats. Rüdiger Weng möchte sich und seine Firma WFA AG in enge Verbindung zu artnet bringen und die Kontrolle über artnet Auctions übernehmen. artnet ging im Mai 1999 an die Börse. In einer Hotelhalle in Frankfurt sprach mich ein Mann an, den ich nicht kannte. Es war Rüdiger Weng, der in der Folge auf jeder Hauptversammlung erschien und dort vorgeblich wohlmeinende, aber immer kritische und nahezu obsessive Reden hielt. Zeitgleich berichteten unsere Verkäufer nach dem Besuch von Kunstmessen, dass sie dort die Hasstiraden eines gewissen Rüdiger Weng gegen Hans Neuendorf über sich ergehen lassen mussten. 2012 beteiligte sich Herr Weng an einem Übernahmeversuch von Sergey Skaterschikow, der mit Geld eines russischen Oligarchen und Putin-Vertrauten versuchte, im westlichen Kunstmarkt Fuß zu fassen. In krimineller Manier wurden professionelle Störer angeheuert, denen es gelang, die Hauptversammlung bis fast Mitternacht hinzuziehen. Es war Herr Weng, der dem unwürdigen Spektakel noch die Krone aufsetzte, in dem er kurz vor Mitternacht ans Podium trat und dem Versammlungsleiter und Aufsichtsratsvorsitzenden Herrn Prof. Dr. Rust das Papier mit den Abstimmungsergebnissen entriss, damit er sie nicht vor 12 Uhr verlesen konnte. Die Folge wäre gewesen, dass die Hauptversammlung zu hohen Kosten hätte wiederholt werden müssen. Herr Weng rannte in Richtung Ausgang, wurde von unserem Anwalt Herrn Dr. Becker überholt, der ihm das inzwischen zerknüllte Papier entriss und es Herrn Prof. Dr. Rust aushändigte, damit dieser noch vor Mitternacht die Ergebnisse verlesen konnte. Eine immer noch atemberaubende Geschichte! Durch die intensive Beschäftigung mit artnet, sah sich Herr Weng in der Lage, ein eigenes Kunsthandelsunternehmen aufzuziehen: Weng Fine Art. Der Name lässt nicht ahnen, dass es sich um einen Versandhandel mit Massenware zu höchsten Margen handelt. Die Nachfrage nach Multiples und Druckgrafiken ist sehr schwer einzuschätzen. Auch wenn der betreffende Künstler gegenwärtig populär ist, lässt sich nicht vorhersagen, wie viele Exemplare einer Auflage man verkaufen können wird. Wenn ein Händler einige Jahre in diesem Geschäft tätig war, sitzt er ausnahmslos auf Restbeständen, die schwer verkäuflich sind, aber den Banken als „Sicherheit“ dienen. Ich sehe daher hinter seinem Interesse an artnet den Plan, unverkäufliche Ware, die kreditfinanziert auf Lager genommen wurde, zu verkaufen. In
größeren Stückzahlen schadet diese Ware jedoch dem Ruf der artnet Auctions, die gerade im Begriff sind, die großen konventionellen Auktionshäuser zu beerben, da deren Geschäftsmodell immer deutlichere Symptome des Verfalls zeigt. Ich kann mir vorstellen, dass Herr Weng sich in einer schwierigen Lage befindet, weil er in einem sehr gewagten Manöver seine Bankverbindlichkeiten nochmals erhöht hat, um den Versuch zu unternehmen, artnet zu kontrollieren. artnet soll ihn retten. |