Industriemetalle: Banken steigen in Molybdän und Kobalt ein
Der Rohstoffhandel boomt. JP Morgan sichert sich die Handelsgesellschaft RBS Sempra. Goldman Sachs kauft sich Metalllagerhäuser. Die Party geht weiter: Ab Montag gibt es Futures auf Molybdän und Kobalt Die Metallbörse London Metall Exchange (LME) startet nächsten Montag den Handel mit Terminkontrakten auf Molybdän und Kobalt - und öffnet ihn damit für die globale Finanzwelt. Bisher wurden die beiden Industriemetalle bilateral außerhalb von Handelsplätzen an- und verkauft. "Die Preisschwankungen bei Molybdän und Kobalt waren in den vergangenen Jahren enorm. Unter den Marktteilnehmer gibt es einen großen Bedarf nach Absicherung", sagte Christ Evans, Leiter Produktentwicklung bei der LME, am Freitag.
Der Handel mit Rohstoffen, darunter auch Industriemetallen, gewinnt für die Finanzwelt an Bedeutung. Aufgrund von Knappheiten nehmen die Preisausschläge zu, was Banken und Hedge-Fonds Gewinnchanchen eröffnet. In New York und London bauen die Geldhäuser ihre Rohstoffexpertise aus. So verleibte sich JP Morgan Chase diese Woche den Rohstoffhändler RBS Sempra für 1,7 Mrd. $ ein. Goldman Sachs wiederum investiert in Lagerhäuser - und übernimmt den von der LME zertifizierten Betreiber Metro.
An der LME werden Kupfer, Zinn, Blei, Zink, Aluminium, Nickel und Stahl gehandelt. LME-Vorstandschef Martin Abbott will das Sortiment sukzessive erweitern. Er befindet sich in Verhandlungen mit der Baltic Exchange über die Einführung von Frachtderivaten an einem neuen Börsenplatz, an dem sowohl die LME als auch Baltic Exchange Anteile halten sollen. Solche Forward Freight Agreements (FFAs) bietet schon die Osloer Börse Imarex an, an der Nyse Euronext beteiligt ist.
Futures auf "Minor Metals" - dazu zählen Molybdän und Kobalt - waren schon seit Jahren geplant. Zusammengenommen kommen die beiden Metalle auf ein Marktvolumen von 7 Mrd. $. Zum Vergleich: Zinn lag im vergangenen Jahr bei 5 Mrd. $.
Die Metallbörse kämpft häufig gegen die Vorbehalte der Minengesellschaften und Industrie. Sie fürchten um ihre Preissetzungmacht und haben Angst, dass Spekulanten das Geschehen bestimmen. Zudem fällt die Einigung auf einen Standard häufig schwer: Viele Metalle werden regional gehandelt, die Preisdifferenzen sind enorm. Ein global einheitlicher Futurekontrakt - mit Lieferbestimmungen und Qualitätsnormen - ist deshalb schwierig zu definieren.
Bei Molybdän und Kobalt scheint die LME Unterstützung zu haben. Vale, Votorantim, Sumitomo und mehrere chinesische Anbieter von Kobalt hätten ihre Zusammenarbeit signalisiert. Votorantim aus Brasilien und Jiangsu aus China würden ihre bilateralen Kobalt-Kontrakte an den LME-Terminkontrakt binden, teilte die Börse mit. Das ist wichtig, weil damit auch Kunden von Votorantim und Jiangsu sich mit Futures absichern können.
Trotzdem ist unklar, ob die LME Erfolg haben wird. "Der Kobaltmarkt ist sehr konzentriert. Er wird von wenigen großen Spielern beherrscht", sagte David Sutcliffe, Partner bei Ebullio Capital Management, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir werden abwarten, ob der Kontrakt wirklich liquide ist."
Molybdän und Kobalt fallen bei der Produktion von Kupfer und Nickel an. "Die Angebotsentwicklung bei Kobalt hängt von Kupfer und Nickel ab", sagte Sutcliffe. Weltweit werden ungefähr 55.000 Tonnen Kobalt jährlich geschürft. Eingesetzt wird das Industriemetall beispielsweise in den Batterien des Toyato Prius. "Die Nachfrage wird strukturell steigen. Sie wird langfristig höher sein", sagte Sutcliffe.
Seit 2010 ist das Marktumfeld für Industriemetalle kritisch. Der LME-Preisindex büßte seit Jahresbeginn 3,7 Prozent ein. Zwischenzeitlich hatte er knapp 16 Prozent verloren. Preisdämpfend wirkten am Freitag die Anhebung des Fed-Diskontsatzes um 25 Basispunkte auf 0,75 Prozent. Der Kupferpreis fiel in der Spitze um mehr als zwei Prozent. "Er hängt fast ausschließlich vom Dollar ab", sagte Mark Lewon, Vice President bei Utah Metal Works.
Quelle: FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND
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