Millionen Arbeitslose auch 2005 Gerster rudert zurück
Der Chef der Bundesanstalt für Arbeit (BA), Florian Gerster, zeigt sich realistisch. Er glaube nicht mehr daran, dass die Arbeitslosigkeit in den nächsten drei Jahren halbiert werden könne, sagte er der Zeitung "Die Welt". "Im Sommer haben wir für 2003 mit 2,5 Prozent Wachstum gerechnet, jetzt erwarten wir nur noch 1,5 Prozent. Das begrenzt unsere Möglichkeiten", so Gerster weiter. Gleichwohl ist Gerster zuversichtlich, die langfristige Perspektive betreffend. "Jede Woche, um die die durchschnittliche Arbeitslosigkeit verkürzt werden kann, bringt Entlastung. Und wenn die Halbierung etwas länger dauert, die Arbeitslosigkeit aber über den Konjunktureffekt hinaus fühlbar zurückgeht, ist der Erfolg da", zitierte die "Welt" den Chef der Nürnberger Behörde. Gerster kündigte nach Angaben des Blattes zugleich an, dass die Bundesanstalt die Ausgaben für die aktive Arbeitsmarktpolitik einschränken werde. Bislang habe die BA wegen mangelnder Erfolgskontrolle "manchmal mit der Stange im Nebel gestochert ". Im nächsten Jahr wolle er deshalb noch genauer hinsehen, "was besonders nachhaltig ist und was weniger auf dem Arbeitsmarkt wirkt". "Notstand am Arbeitsmarkt" Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt hatte zuvor die Befürchtung geäußert, dasseine "zusätzliche Freisetzungswelle" die Arbeitsmarktsituation weiter verschlechtern werde. Schon die jüngsten Arbeitsmarktzahlen hätten den "deutlichen Notstand am Arbeitsmarkt" gezeigt, sagte Hundt dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Bislang hätten die Firmen alle Möglichkeiten genutzt, "um Personal an Bord zu halten", zum Beispiel über Arbeitszeitkonten. "Ein solches Verhalten ist irgendwann zu Ende", sagte Hundt unter Hinweis auf die jüngsten Entscheidungen der rot-grünen Koalition zu Steuern, Abgaben und Arbeitsmarktreformen. IW: Jede zweite Firma will entlassen Ähnlich äußerte sich der Geschäftsführer des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Rolf Kroker. "Die Hoffnung auf Hartz ist maßlos überzogen." Es sei unrealistisch, mit Hilfe des Konzepts zwei Millionen Arbeitslose zu vermitteln. Teile des Konzepts seien allerdings richtig, zum Beispiel was die Verbesserung der Arbeitsvermittlung angeht. Dies sei allerdings "allenfalls die halbe Miete". Die Wirtschaft benötige verbesserte Rahmenbedingungen, also weniger Lohnzusatzkosten, weniger Abgaben und einen deregulierten Arbeitsmarkt. Nach einer IW-Umfrage will jedes zweite Unternehmen die Zahl seiner Beschäftigten verringern. Nur etwa zehn Prozent wollen zusätzliche Mitarbeiter einstellen. Die Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit hatte am Donnerstag die neuesten Daten bekannt gegeben. Danach ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland im Oktober nur um 12.100 auf 3.929.800 zurückgegangen. Das waren 204.300 mehr als vor einem Jahr.
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