Guten Morgen !
Da es ja keine neuen Zahlen gibt - und die grade gemeldeten Halbjahreszahlen für das laufende Geschäftsjahr eher positiv denn negativ überrascht haben (die Ebitmarge ohne Sondereffekte ist ja deutlich angestiegen y-o-y und zudem hat man die vollständige Übernahme von Community Editions, die sicher in den kommenden Jahren schöne Umsätze und Ergebnisse zum Konzernergebnis beitragen werden, vollständig aus dem Cashflow bezahlt hat) und die Umsätze an den Börsen so derart niedrige sind, dass man sicher nicht davon ausgehen kann, dass irgendein größerer Beteiligter seine Anteile verkauft (gestern wurden überschlägig an allen Börsen insgesamt 19.000 Aktien gehandelt - der Umsatz liegt also grade mal bei über 130.000 Euro), bleibt als Erklärung für den starken Kursverfall der letzten Tage (vom 01.09. bis heute - also in 2,5 Monaten ist der Kurs von 7,60 Euro um mehr als 1 Euro bzw. um über 14% eingebrochen - und das wie gesagt trotz guter Zahlen) mMn nur die Diskussion um einen erneuten Lockdown der Geschäfte, verbunden mit der Befürchtung, dass dadurch das ja auch für den Buchhandel wichtige Weihnachtsgeschäft beeinträchtigt werden würde.
Beim ersten Hinschauen erscheint dieses Argument ja auch nachvollziehbar. Bastei Lübbe hat mit den Büchern von Dirk Rossmann und Ken Follett zwei Bücher herausgegeben, die erkennbar auch darauf zielen, verpackt unterm dem Weihnachtsbaum zu liegen. Hinzu wird noch der nächste Band von Jeff Kinneys "Gregs Tagebuch" Reihe kommen, der auch kräftig im Weihnachtsgeschäft mitmischen soll.
ABER: Es gab ja schon einmal einen Lockdown u.a. auch in der Vorweihnachtszeit. Aber das hatte seinerzeit kaum Auswirkungen auf das Geschäft von Bastei Lübbe (meiner Erinnerung nach konnte man im ersten Coronajahr entgegen auch meinen Erwartungen den Umsatz sogar trotz länger andauernder Schließungen im Einzelhandel sogar steigern). Nun ist das sicher keine Garantie dafür, dass es auch diesmal so ablaufen wird - aber grade Bücher finden offenbar schon ihren Weg zum Kunden. Das geht über Einkaufsmärkte, die ja häufig Buchabteilungen haben, das geht auch über Aktionen des stationären Buchhandels (Auslieferungen, Abholung von bestellten Büchern), die ja schon eingeübt werden konnten und das geht selbstverständlich auch über große Versandhändler wie eben Amazon - mal ganz abgesehen davon, dass ich mir einigermaßen sicher bin, dass die (kommende) Regierung das Instrument des Lockdowns in der Vorweihnachtszeit auch aus Rücksicht auf die gebeutelten Geschäfte (ich werte das nicht, ich stelle das nur fest) nur im alleräußersten Notfall anwenden würde (ich könnte mir eher so etwas vorstellen wie einen Lockdown zwischen Weihnachten und Neujahr).
Insofern kann ich eigentlich jeden nur davor warnen, seinen Aktien zu diesen Preisen, wie sie aktuell geboten werden, auf den Markt zu geben. Erstens wäre abzuwarten, ob es überhaupt wieder Geschäftsschließungen gibt, zweitens müsste man dann sehen, ob die Verlage nicht erneut deutlich besser durch die Krise kommen als erwartet. Entscheidend ist aber, dass ja durch diese Krise das Geschäftsmodell eines Verlags nicht grundsätzlich getroffen wird. Sollte es zu einer Umsatz- und Gewinndelle kommen (was wie gesagt selbst für den Fall der Fälle keineswegs ausgemacht wäre) wäre das ein vorübergehendes Ereignis und eben kein geschäftsmodellinhärentes grundsätzliches Problem.
Ich für meinen Teil habe daher die Kursschwäche gestern tatsächlich noch einmal für Nachkäufe genutzt - auch wenn es mich persönlich eher schmerzt, dass es offenbar Aktionäre gibt, die ihre Aktien zu diesen Kursen trotz guter Zahlen verkaufen wollen - aber bevor sie jemand anderes bekommt ...;)
Natürlich ist das wie immer nur meine persönliche Meinung und keine Anlageempfehlung
Ich wünsche allen ein schönes Wochenende. |