Die österreichische OMV hat vor der rumänischen Schwarzmeerküste riesige Gasreserven entdeckt. Gemeinsam mit dem US-Partner Exxon stieß der Öl- und Gaskonzern nach eigenen Angaben auf ein schätzungsweise 42 bis 84 Mrd. Kubikmeter großes Feld. Das entspricht dem Gasbedarf Österreichs für neun Jahre, wie Firmenchef Gerhard Roiss am Mittwoch sagte. "Das sind Dinge, die passieren im Leben eines Managers nur einmal, und das ist heute", sagte er seit April 2011 amtierende Roiss freudestrahlend. An der Börse legte die OMV-Aktie am Mittwoch bis zu knapp sechs Prozent zu - auch dank eines unerwartet hohen Gewinns im vierten Quartal. Mit dem Fund will die OMV ihre Öl- und Gasförderung ausbauen und sich vom schrumpfenden Tankstellen- und Raffinieriegeschäft unabhängiger machen. Damit folgt der Konzern dem Kurs größerer Rivalen wie Shell oder BP, die Milliarden in die Erschließung neuer Vorkommen investieren, um die ansonsten sinkende Produktion aufrechtzuerhalten. Auch die OMV muss neue Reserven aufspüren, damit sie die Förderung angesichts ihrer vielen teilweise ausgebeuteten Felder stabil halten kann. Dafür plant sie im laufenden Jahr etwa 30 Bohrungen und prüft Zukäufe im Nahen Osten, der Kaspischen Region und Afrika. Im vergangenen Jahr hat das Öl- und Gasfördergeschäft mit einem bereinigten Betriebsergebnis von 2,2 Mrd. Euro den Großteil des Konzernergebnisses von 2,7 Mrd. Euro gestemmt. Besonders im vierten Quartal konnte die OMV hier dank eines steigenden Ölpreises zulegen. In Rumänien bohrt die OMV-Tochter Petrom seit Ende 2011 rund 170 Kilometer vor der rumänischen Schwarzmeerküste nach Gas. Sie hält 50 Prozent an dem Projekt - die restlichen 50 Prozent hält der Betreiber Exxon. Ob der Konzern dort tatsächlich Gas zu wirtschaftlichen Bedingungen fördern könne, sei offen. Wenn, dann würde eine Förderung viele Milliarden Dollar kosten und sei erst gegen Ende des Jahrzehnts möglich. Abseits ihrer Heimatmärkte steht für die OMV das Hochfahren der Produktion im bürgerkriegsgebeutelten Libyen im Vordergrund. Dort will der Konzern im laufenden Jahr das Förderniveau von vor der Krise erreichen - als zehn Prozent seines Öls aus Libyen stammten. Diesem Ziel ist die OMV in den vergangenen Wochen einen großen Schritt näher gekommen - sie erhält mittlerweile wieder 85 bis 90 Prozent der gewohnten Menge aus dem Land. Wann und ob die OMV in den von Unruhen erschütterten Jemen zurückkehre, sei jedoch offen.
Entscheidung über Gas für Nabucco erst Mitte 2013
Geduld braucht das Unternehmen auch bei einer Entscheidung über Gaslieferungen für das Pipeline-Projekt Nabucco. Die Betreiber des Gasfeldes in Aserbaidschan hätten angekündigt, erst Mitte 2013 eine finale Entscheidung über einen Zuschlag zu treffen und nicht wie erwartet bis Mitte 2012. Für Nabucco, an der auch die deutsche RWE beteiligt ist, bedeute das aber keine wesentliche Zeitverzögerung, sagte Roiss. Für die OMV sei wichtig, dass neue Gasreserven am Verteilerkreis im österreichischen Baumgarten ankämen - dafür sei auch eine Kombination mit Konkurrenzvorhaben denkbar. "Mir geht es nicht darum, ob das ein Jahr früher oder später in Baumgarten einmündet, mir ist wichtig, dass es einmündet", sagte Roiss. Im schrumpfenden Raffinierie- und Tankstellengeschäft stellt sich die OMV auch im laufenden Jahr auf durchwachsene Geschäfte ein. Zwar würden die Raffineriemargen dank des Abbaus von Überkapaztitäen in Europa im Vergleich zum Vorjahr steigen. Dennoch dürften sie unter Druck bleiben. Grund dafür ist auch der hohe Ölpreis, der Treibstoff und Produkte aus Erdöl teurer macht und so die Nachfrage drückt. Die OMV will sich daher von ihrem 45-prozentigen Anteil am Raffinerieverbund Bayernoil trennen und ihre Tankstellen in Kroatien und Bosnien verkaufen. Trotz der schwierigen Geschäftslage gebe es Interesse an Bayernoil, sagte Roiss. |