Die langfristige Betrachtung des S&P 500 zeigt, dass der Index an einer extrem wichtigen Unterstützungszone angekommen ist, die bis Anfang der 1990er Jahre zurückreicht. Alle Übertreibungen wurden wieder abgebaut, der Index notiert auf dem niedrigsten Stand seit zwölf Jahren. Nun sind Börsianer ja dafür bekannt, dass sie nach Übertreibungen in die eine Richtung anschließend gerne postwendend in die entgegengesetzte Richtung übertreiben. Der nahezu widerstandslose Absturz des S&P 500 unter die zentrale Unterstützungszone bei 800 Zählern deutet an, dass diese Phase jetzt anstehen könnte. Es ist denkbar, dass es in diesem Bereich wenigstens zu einem Rallyeversuch kommt, zumindest bis zur Demarkationslinie bei 800 Zählern könnte es der Index schaffen – das wäre ein Kurspotential von immerhin 14 Prozent. In „normalen“ Zeiten wäre das eine ansehnliche Jahresperformance.
Doch mehr als eine Bärenmarktrallye ist vorerst nicht drin – wenn überhaupt: Der Unterstützungsbereich bei 800 Punkten ist sehr bedeutend. Wird dieser jetzt nicht schleunigst zurückerobert, wonach es im Moment überhaupt nicht aussieht, dann könnte es leicht noch weiter abwärts gehen. Der S&P 500 jetzt ein „schönes“ Doppeltop gebildet hat. Mit dem Absturz unter die Marke von 800 Punkten wurde es vollendet. Da sich mittlerweile sehr viele Anleger an der Charttechnik orientieren, werden bei der Betrachtung dieses Kursverlaufs bei einigen jetzt die Alarmglocken klingeln. Das könnte weiteren Abwärtsdruck auslösen.
Die nächste Unterstützungszone wartet jetzt im Bereich der Greenspan-Rede von 1996 bei 680 Zählern. Erfahrungsgemäß haben jedoch Chartmarken, die derart lange zurückliegen nur noch eine untergeordnete Bedeutung: Wer außer Warren Buffett ist schon derart lange investiert? Viele der heute aktiven Börsianer drückten damals noch die Schulbank. Sie werden sich nicht darum kümmern, wenn der S&P 500 in diese Zone abtaucht. Vielmehr könnte schon bald die Devise lauten: „Rette sich wer kann!“.
Antizyklisch agierende Trader sollten deshalb jetzt erhöhte Aufmerksamkeit an den Tag legen. Eine technische Gegenbewegung könnte heftig ausfallen.
Achten Sie vorerst weiterhin auf den Transportindex. Hier hat sich der Abwärtstrend zuletzt stark beschleunigt. Der Index geht in die Sell-Off-Phase über. Wir hatten Sie kürzlich mit unserem Zwischenruf vom 18. Februar rechtzeitig darauf vorbereitet.
Was uns gar nicht gefällt, das ist dieser lähmende Abwärtsgang in kleinen Trippelschritten. Nahezu täglich geht es ein weiteres Stück abwärts, es gibt keine Gegenwehr. Seit Jahresanfang brachten acht von insgesamt neun Wochen fallende Kurse. Eine vergleichbare Serie gab es nicht einmal im Katastrophenjahr 2008. Das Problem dabei: Bisher gab es keine echte Verkaufspanik, keinen reinigenden Sell-Off. Bei Aktien sind solche Verlaufsmuster oftmals Vorboten einer Unternehmenspleite.
Vor wenigen Tagen hat sich erneut Paul Volcker zu Wort gemeldet. Die Äußerungen des früheren Notenbankchefs und heutigen Wirtschaftsberaters von US-Präsident Obama waren derart bemerkenswert, dass man sich wundern muss, warum in den Medien hier zu Lande so gut wie nichts davon veröffentlicht wurde:
Was wir seit Monaten immer wieder predigen, das hat der Berater von US-Präsident Obama jetzt öffentlich gemacht: Nach Ansicht Volckers wird die gegenwärtige Wirtschaftskrise die Große Depression noch übertreffen. Nie zuvor, auch nicht in den 1930er Jahren, sei die Wirtschaft weltweit mit derartiger Geschwindigkeit zusammengebrochen.
Gleichzeitig fordert Volcker die Rückkehr der Geschäftsbanken zu ihren Kerngeschäftsfeldern: Sie sollen Spargelder verwalten und Kredite vergeben. Alle anderen Aktivitäten sollen begrenzt werden, insbesondere das Spekulieren außerhalb der Bilanz.
Wie schon in der Februar-Ausgabe erwähnt, ist der interessanteste Aspekt an dieser Aussage, die Frage, warum derartige Worte ranghöchster Politiker in die Öffentlichkeit gelangen. Man könnte vermuten, dass die US-Administration hinter den Kulissen an einigen Baustellen arbeitet, von denen wir noch nichts wissen, die in den kommenden Monaten aber für Aufsehen sorgen werden. Wenn etwa die Öffentlichkeit rechtzeitig auf eine Katastrophe eingestimmt wurde, dann lassen sich auch sehr einschneidende Veränderungen viel leichter verkaufen. Das würde auch diese ungewöhnlich hartnäckige Abwärtsbewegung der großen Indizes erklären.
Deflation ? Hyperinflation ? Oder keines von beiden ?
Datum 06.03.2009 - Uhrzeit 00:00 (© BörseGo AG 2000-2009, Autor: Hoose Andreas, Externer Redakteur, © GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de/) ----------- Wer viel Geld hat, der kann spekulieren; wer wenig hat darf nicht spekulieren und wer überhaupt kein Geld hat muss spekulieren. |