Bei allem Streit hier im Forum, den ich in seiner Schärfe bedauerlich finde, möchte ich mal einige Tatsache festhalten:
Der Dax hatte sich von Jan. 1996 bis Sommer 1998 mehr als verdoppelt, er stieg in dieser Zeit von ca. 2400 auf 6000 (siehe Grafik in P. 72).
Wenn man einen Performance-Vergleich zu heute zieht, ist es daher sehr wichtig, auf welchen Zeitpunkt innerhalb dieser sehr steilen Anstiegs-Phase man sich bezieht.
Nimmt man den Jan. 2004 als Referenz (Dax 2400), hat sich der Dax bis heute gut verdoppelt auf jetzt 5800. Das sind exakt 140 % Plus in 12 Jahren, oder pro Jahr rund 11,6 %. Super-Rendite also.
Nimmt man hingegen den Mai 1998 (Dax 6000) als Bezugspunkt - das ist zufällig der Zeitpunkt, als ich meine erste Dax-Aktie kaufte - , so sieht die Bilanz sehr viel ernüchternder aus: Der Dax fiel in den acht Jahren seitdem auf jetzt 5800. Das ist ein Minus von 200 Punkten oder insgesamt - 3,3 %. Man muss davon noch die Inflation von mindestens 2 % pro Jahr abziehen, die aber durch die Dividendenrendite in etwa ausgeglichen worden sein dürfte.
FAZIT: Bei Langzeit-Vergleichen kommt es auf den Einstieg an. Wer im Jan. 1994 eingestiegen ist (oder noch besser im März 2003, als der Dax bei 2200 stand!), der hat sein Geld mehr als verdoppelt. Wer zu teuer im Mai 1998 eingestiegen ist, hat leichte Verluste gemacht.
Daraus lernen wir: Das A & O an der Börse ist, zum richtigen Zeitpunkt - nahe Tiefstständen - einzusteigen. Wer wie ich als dämlicher Anfänger im Mai 1998 zu Euphoriezeiten einstieg - zu einer Zeit, als die Indizes sich bereits in den beiden Jahren davor verdoppelt hatten - ist zur Unterperformance verurteilt.
DAS GLEICHE könnte auch jetzt wieder passieren: Der Dax hat sich von März 2003 (Dax 2200) bis heute ebenfalls mehr als verdoppelt. Ich wage daher die These, dass Langzeit-Investoren, die jetzt einsteigen, in acht Jahren ähnlich dumm dastehen KÖNNTEN wie ich als 1998-Einsteiger heute: außer Spesen nichts gewesen.
Ja, ich weiß das Gegenargument schon: Damals war der Dax ja viel teuer (KGV 22) und heute hat er ein KGV von nur 12. ABER WER WEISS SCHON, ob die Börsen zu unseren Lebzeiten jemals wieder die "Blasenbewertungen" der späten 1990-er Jahre erreichen werden? Historisch betrachtet ist ein KGV von 22 für einen Index sehr hoch, und 8 ist billig. Zur Zeit stehen wir im Dax bei 12. Der Dax könnte also ebensogut noch ein Drittel seines jetzigen Wertes abgeben - d. h. Dax 4000 - um im historischen Maßstab wieder als wirklich billig gelten zu können. Dann hätte er im jeden Fall das Potenzial für Gewinne. Ob er das jetzt auch hat, ist nicht so sicher.
@Hotte: Ich bin übrigens im Dezember 1999 ausgestiegen - aus Angst vor dem Jahr-2000-Crash (Chipfehler durch Jahrtausend-Wechsel), der dann aber nie kam. Als die Börsen dann im Frühjahr 2000 verrückt spielten, wollte ich nicht teurer wieder einsteigen. So blieb mir der Schlamassel des Jahr-2000-BÖRSEN-Crashs durch Zufall erspart. Manchmal können sich auch falsche Entscheidungen am Ende als richtig erweisen.
|