ich bin schon einige jahre dabei und habe in vielen euren aussagen meine eigenen fehler von damals wiedererkannt(ich mache auch heute noch fehler-nur eher andere) das buch beschäftigt sich mit der menschlichen psychologie-dem haupteinfluß an der börse. genaueres hier zu beschreiben wäre sehr aufwendig. man braucht an manchen stellen des buches auch etwas stehvermögen(statistik u.ä.) aber bei beherzigung der dortigen erkenntnisse, macht börse dannach dreimal soviel spaß wie vorher. in dem folgenden interview gibt es ein paar ansätze dazu. weitere interviews findet ihr bei: http://www.finanzbuchverlag.de dort unter interviews.
Interview mit Rüdiger von Nitzsch in der SZ vom 19.10.99
Behavioral Finance
"Fehler wie beim Autorfahren" Studie belegt: Autofahrer überschätzen sich oft und gestehen falsche Entscheidungen zu spät ein
München, 18. Oktober - "Die Psychologie", sagte der verstorbene Börsenphilosoph André Kostolany, "diktiert zu 90 Prozent das Börsengeschehen." Über das, was in den Köpfen der Investoren vorgeht, ist allerdings wenig bekannt. Betriebswirtschaftsprofessor Rüdiger von Nitzsch von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen hat deshalb fast 60 000 Investoren in Deuschtschland über ihr Anlageverhalten befragt. Erste Ergebnisse hat der Wissenschaftler in dem Buch "Behavioral Finance" (FinanzBuch Verlag, 89 DM) zusammengefasst. Zu den Kapitalfehlern der Investoren gehöre, erläutert Nitzsch im SZ-Interview, dass sie "sich nicht rechtzeitig eingestehen, Geld falsch angelegt zu haben."
Wie haben Sie es überhaupt geschafft, fast 60 000 private Anleger für ihre Studie zu interessieren?
Wir haben den sogenannten "Psychotrainer" entwickelt. Das ist ein Fragebogen mit 33 Unterpunkten die jeder Interessent im Internet ausfüllen kann. In der Auswertung erfahren die Anleger dann, wie sie ihr Kauf- und Verkaufverhalten verbessern können.
Mentale Konten als Fallen
Die Auswertung zeigt, dass sich Anleger ungern von Papieren trennen, die Verluste eingebracht haben. Wie ist das zu erklären?
Jeder Mensch will unbedingt richtige Entscheidungen treffen. Wenn er oder sie bei einer Aktie danebenlangt, entsteht der Wunsch, dies wieder "geradezubiegen". Nur, das geht bei einer Aktienanlage, die einem 50 Prozent Verlust eingebracht hat, natürlich nicht. Deshalb neigen Anleger dazu, ihre Entscheidungen mit zum Teil abenteuerlichen Argumentationen zu rechtfertigen, und machen sich dabei selbst etwas vor. Sie suchen zum Beispiel ganz selektiv nur nach Informationen, die der Verlust-Aktie für die Zukunft gute Aussichten einräumen. Viele Marktteilnehmer haben daher die Tendenz, verlustbringende Papiere lange zu halten und dadurch womöglich das Minus zu vergrößern, statt sie schnell zu verkaufen. Denn bei einem Verkauf müssten sie sich tatsächlich eingestehen, einen Fehler gemacht zu haben. Wir nennen das "Verlustfalle." Welche Fallen gibt es noch?
Die Menschen denken in "mentalen Konten": Sie führen in ihrem Kopf eine Reihe von Konten. Das gilt nicht nur etwa fürs Essen gehen, für den Urlaub oder für das Auto, sondern auch für das Bankdepot. Anleger schauen meist auf den Einstandspreis jedes Investments und auf die Gewinne beziehungsweise Verluste des jeweiligen Engagements, statt auf das Gesamtergebnis ihres Depots zu achten. Das unterstützt den Fehler, Verluste zu lange laufen zu lassen. Und was passiert mit Gewinnen?
Investoren bewerten Verluste tendenziell viel stärker als Gewinne. Über 1000 DM Verlust ärgern sich Anleger viel mehr, als sie sich über 1000 DM Gewinn freuen. Gleichzeitig werden die Gewinner-Aktien viel risikoscheuer bewertet als die Verlierer-Aktien, weshalb Gewinne häufig zu schnell realisiert werden. Jedes Denken in Einstandspreisen bringt die Anleger unnötig in Versuchung, etwas falsch zu machen. Neigen die Investoren auch dazu, sich selbst zu überschätzen?
Die Auswertung des Fragebogens zeigt eindeutig, dass die meisten Marktteilnehmer, vor allem 20 bis 30jährige, ihre eigene Fähigkeiten überschätzen. Das ist wie beim Auto fahren. 80 Prozent der deutschen Autofahrer glauben, sie könnten besser fahren als der Durchschnitt. Dieses Phänomen ist auch an der Börse zu beobachten. Zum Beispiel versuchen Day Trader von sehr kurzfristigen Tagesschwankungen zu profitieren, obwohl Verluste oft programmiert sind. Die Ursache für diese Selbstüberschätzung ist die sogenannte Kontroll-Illusion, die aus dem psychologischen Bedürfnis heraus zu erklären ist, dass Menschen sich nicht gerne ausgeliefert fühlen und glauben, sie hätten mehr unter Kontrolle als es in Wirklichkeit der Fall ist. Problematisch wird dies immer, wenn Anleger aufgrund Ihrer Selbstüberschätzung zu viel auf eine Karte setzen. Das gilt vor allem für den "Bauch-Menschen", die spontan handeln und schnell auf plausible Erklärungen hereinfallen. Jeder Anleger sollte sich deshalb kritisch fragen: Warum verkauft der andere Marktteilnehmer denn die Aktie an mich? Weiß ich wirklich mehr als er? Der Anlageerfolg dürfte aber nicht nur davon abhängen, ob der Anleger seine Fähigkeiten richtig einschätzt. Es wird auch darauf ankommen, wie Unternehmensberichte oder andere relevante Informationen aufgenommen werden.
Auch diese Frage haben wir untersucht. Wir haben dabei festgestellt, dass Anleger zu Über-und Unterreaktionen neigen. Zu Überreaktionen kommt es meist, wenn die Informationen sehr anschaulich, lebendig und häufig präsentiert wird. Der Anleger überschätzt entweder die Höhe des möglichen Kursanstiegs oder - bei schlechten Nachrichten - die Höhe des Kursrückgangs.
Denken nach Schema F
Und wie wirkt sich die Unterreaktion aus?
Dabei unterschätzt der Investor die Auswirkungen der neuen Informationen. Das ist häufig der Fall, wenn er oder sie sich schon eine klare Vorstellung über die Firma gemacht hat. Die Anleger tun sich dann schwer, von ihrer bisherigen Meinung abzuweichen. Gibt es unter Anlegern nicht auch so etwas wie den Herdentrieb?
Die Menschen neigen auch an der Börse dazu, vorschnell etwas für wahr oder richtig zu halten, wenn es in ein bestimmtes Schema passt. Wenn dies in den Köpfen der Marktteilnehmer vorhanden ist, bestätigt es sich schnell von alleine, weil alle daran glauben. Die Vorstellung von einer Börsenrallye spiegelt sich dann auch in den Kursen wider. Irgendwann, bei zu starken Kursübertreibungen, werden die Anleger jedoch zum Teil mit großen Verlusten erfahren müssen, daß es sich um eine Spekulationsblase handeltte. Manche glauben ja, dass es demnächst wieder einmal so weit sein könnte.
schönen sonntagabend noch |