Samstag, 28. März 2009 Solaraktien - Bringt China die Wende?
Armin Brack, Chefredakteur
Lieber Geldanleger, wir haben eine fulminante Bärenmarkt-Rallye im Gesamtmarkt gesehen. Gut, wer wie wir im Trend-Trader bei 3.800 im DAX 100 Prozent long gegangen ist. Noch besser entwickelte sich der Solarsektor. Ankündigungen der chinesischen Regierung ließen die arg gebeutelten Aktien regelrecht explodieren. Was dahinter steckt. Ob Solaraktien jetzt noch kaufenswert sind. Was ist passiert? Das chinesische Finanzministerium meldete am Donnerstag, dass Großanlagen für die Herstellung von Solarstrom in China mit bis zu 20 Yuan/Watt subventioniert werden. Das Sensationelle an der Meldung ist die Höhe der Förderung: 20 Yuan entsprechen in etwa den Herstellungskosten je Watt in China. Damit müssten Betreiber von Solaranlagen nur noch die Installationskosten bezahlen, die Solarmodule gäbe es quasi umsonst. Kommt es tatsächlich so, könnte dies einen gigantischen Nachfrageboom in China auslösen und damit die enorm hohen weltweiten Überkapazitäten (geschätzt wird, dass doppelt so viel produziert wurde wie benötigt wird) vom Reich der Mitte regelrecht aufgesaugt werden könnten. Solaraktien rund um den Globus legten am Donnerstag darauf hin massiv zu. Am stärksten logischerweise die chinesischen Aktien mit prozentualen Zuwächsen von teilweise über 40 Prozent. *Riesiges Potenzial in einem riesigen Land Anhänger alternativer Energien sehen in der Meldung ein weiteres Indiz dafür, dass der Sektor vor dem weltweiten Durchbruch steht. Solar-Visionäre wie Frank Asbeck prognostizieren, dass bis zum Jahr 2012 weltweit die Grid Parity erreicht werden könnte. Grid Parity heißt, dass Solarstrom mit konventionellem Strom aus Atom- oder Kohlekraft wettbewerbsfähig würde - ganz ohne Subventionen. Das ist eine sehr optimistische Prognose, aber selbst konservativere Prognosen halten einen derartigen Erfolg innerhalb von China für möglich. Dort sind die Produktionskosten bereits jetzt tiefer und fallen schneller als in der westlichen Welt. Die angekündigte Staatssubventionierung könnte nun einen weiteren Schub bringen. Bereits am Mittwoch war bekannt geworden, dass Chinas Versorgerindustrie die Inlandsnutzung von Solarenergie erstmals in breitem Umfang vorantreiben wird. Im Nordwesten Chinas soll eine 10 Megawattanlage entstehen. Wer daran mitwirken darf, wird in einem Bieterverfahren entschieden. Zwar hatte "Spiegel Online" noch Anfang Januar von einem geplanten 1 Gigawatt Riesenpark gesprochen, aber offenbar ist die Gigantomie durch die Finanzkrise doch etwas gebremst worden. Interessant ist aber, dass der Einspeisepreis ins Stromnetz auf 0,69 Yuan je Kilowatt sinken soll, was nur etwa die Hälfte der Kosten von ausländischen Produzenten wäre. Der Einbruch des Siliziumpreises von 400 auf 100 US-Dollar je Pfund und gleichzeitige technologische Verbesserungen machen es möglich. Die ungeheure Dimension, die China auf die Entwicklung der Solarbranche hat, zeigt ein Größenvergleich zu Deutschland. Obwohl Deutschland nur ein Prozent seines Stroms mit Solarstrom generiert und China mit 1,3 Milliarden Einwohnern 15-mal größer ist als Deutschland, werden in Deutschland momentan 20-mal soviel Solaranlagen installiert wie in China. Wenn man nun weiß, dass China den Anteil an erneuerbarer Energie am Gesamtstrom von 16 Prozent in den kommenden Jahren auf 23 Prozent ausbauen möchte (bei gleichzeitiger Vervielfachung des Strombedarfs insgesamt), ist eine regelrechte Solarstrom-Explosion im Reich der Mitte zu erwarten. Zudem gibt es verschiedene Wüstengegenden die zum Aufbau riesiger Solarparks geeignet sein könnten. Weil gleichzeitig auch in den USA die Solarenergie unter dem neuen Präsidenten Barack Obama massiv subventioniert werden soll, frohlocken die Solarbullen bereits und sehen ein neues Solarzeitalter anbrechen. |