ROUNDUP 2: Versatel rüstet sich für Branchen-Konsolidierung (Neu: Knauer)
DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Das Telekomunternehmen Versatel rüstet sich für eine Konsolidierung der deutschen DSL-Branche. Vorstandschef Peer Knauer verwies darauf, dass wegen der hohen Kosten für die Gewinnung von DSL-Neukunden Akquisitionen sinnvoll sein könnten. "Es kann effektiver sein, Kunden vom Wettbewerb oder über einen Wettbewerber zu kaufen", sagte er am Mittwoch in Düsseldorf. Im laufenden Jahr will Versatel steigende Ergebnisse ausweisen und damit die Finanzkraft stärken; dazu akzeptiert Knauer aber einen Einbruch im DSL-Neukundengeschäft.
Mit dem Fokus auf Rentabilität will der Versatel-Chef den finanziellen Spielraum für Zukäufe schaffen. Neben den rund 200 Millionen Euro, die derzeit in den Kassen lagerten, könnte sich das Unternehmen frisches Kapital über die Aufnahme neuer Schulden oder die Börse besorgen. Die Konsolidierung der DSL-Branche ist im vergangenen Jahr angelaufen und wird sich nach Einschätzung von Experten weiter verschärfen. Zum Verkauf steht etwa das Breitbandgeschäft der Freenet AG mit rund 1,3 Millionen Kunden. Aus strategischer Sicht könnte ein Erwerb des Freenet-Bereichs sinnvoll sein, sagte Knauer. Allerdings gebe es bislang keinen Verkaufsprozess.
Auch Versatel selbst könnte zu einem Übernahmeziel werden. Der Konkurrent United Internet war im vergangenen November bei dem Unternehmen eingestiegen und kontrolliert mittlerweile 25 Prozent. Eine weitere Erhöhung der Beteiligung hält sich United Internet offen. Das Unternehmen aus Montabaur ist über eine Holding auch an Freenet beteiligt. Getrieben von dem Interesse an der Freenet-Sparte gewann die Versatel-Aktie zuletzt 0,5 Prozent.
TRENDWENDE
Ungeachtet eines verschärften Wettbewerbs will die im TecDAX notierte Versatel AG im laufenden Geschäftsjahr beim Ergebnis eine Trendwende schaffen. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) soll um rund fünf Prozent auf mindestens 200 Millionen Euro steigen, wozu auch das laufende Sparprogramm beitragen soll. Beim Umsatz peilt Knauer 730 bis 740 Millionen Euro an. Im kommenden Jahr will die Gesellschaft erstmals einen Überschuss ausweisen.
Nach Einschätzung von Experten wuchs der deutsche Breitbandmarkt im vergangenen Jahr um 4,1 Millionen Kunden - für dieses Jahr erwarten sie ein Plus von 3,1 Millionen. "Wir gehen für 2008 von einem deutlich langsameren Marktwachstum und einem höheren Wettbewerbsdruck mit entsprechender Wirkung auf Preise und Kundengewinnungskosten aus", sagte Knauer. Da Versatel künftig die Rentabilität in den Fokus stellt, werde bei den Neukunden mit einem Plus von 100.000 bis 120.000 gerechnet. Im vergangenen Jahr gewannen die Düsseldorfer 173.000 neue DSL-Nutzer und damit deutlich weniger als zuvor in Aussicht gestellt.
PREISKAMPF
Die Preise für DSL-Anschlüsse sind im vergangenen Jahr massiv gesunken, wobei vor allem die Deutsche Telekom die Konkurrenz massiv unter Druck setzte. Versatel ist der erste Anbieter, der die Investoren vor einer Abschwächung des Booms warnt. Das Breitbandgeschäft gilt als wichtiger Baustein für die Verbreitung neuer Dienste wie Internet-Fernsehen, von denen sich die Unternehmen zusätzliche Einnahmen versprechen.
Belastet vom harten Wettbewerb verzeichnete Versatel im Schlussquartal 2007 beim bereinigten EBITDA einen Rückgang von von 17,7 Prozent auf 51,7 Millionen Euro. Der Umsatz erhöhte sich um 6,4 Prozent auf 186,5 Millionen Euro, während ein Fehlbetrag von 7,1 Millionen Euro anfiel. Eine Vergleichszahl nannte Versatel nicht. Damit erfüllte Versatel die Erwartungen der Analysten und die selbst gesteckten Ziele.
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dpa, 14:14 Uhr © 2008 Financial Times Deutschland |