...passt aber trotzdem irgendwie.
Kolumne: Alles wird gut!
Als das Rohöl auf Rekordhöhen anstieg, verging kein Tag, an dem uns die Rohölpreise nahezu stündlich um die Ohren gehauen wurden. Inzwischen weiß auch fast jeder Laie, dass Rohöl in Barrel gemessen und in Dollar gehandelt wird. Interessanterweise stehen die Meldungen, dass es derzeit einen heftigen Preiseinbruch am Markt für Rohöl gibt, irgendwo ganz hinten. Daran sehen Sie wieder einmal wie selektiv die Wahrnehmung und Darreichung von Informationen mancher Journalisten ist.
Ein Preisanstieg im All-Inklusiv-Paket samt Panik, Zusammenbruch und Weltuntergangsstimmung verkauft sich einfach besser als die gegenteilige positive Botschaft der Entspannung. Ich finde, dass ein Rückgang des Rohölpreises in nur wenigen Tagen um -11 % von knapp um die 100 Dollar pro Barrel auf nunmehr 87,55 Dollar (Barrel Nordseesorte Brand) durchaus eine Schlagzeile auf der ersten Seite verdient hätte.
Und witzigerweise warnen ausgerechnet jetzt, wo sich auch die Fundamentaldaten wieder verbessern die Banken vor einem verfrühten Optimismus. Da liegt der Gedanke nah, dass die Verlierer der hinter uns liegenden Krise über ihre Eigenhandelabteilungen wieder einmal erst die Creme abschöpfen und ihre Kassen wieder aufbessern möchten, bevor sie uns mit dem Rest, der übrig bleibt, abspeisen zu gedenken.
Denn nicht nur der Rohölpreis sinkt. Auch das Produktionswachstum in den USA sinkt langsamer als erwartet. Nach 52,0 im September, 50,9 im Oktober lag der Wert im November bei nur 50,8. Übrigens stieg der Auftragseingangsindex von 52,5 im Oktober auf 52,6 im November. Haben Sie das irgendwo bei uns schon gelesen? Natürlich nicht! Es passt einfach nicht ins Bild und wird deshalb beiseite geschoben.
Genau wie die Nachricht, dass der amerikanische Kongress möglicherweise steuerbefreite Anleihen plant, um in Schwierigkeiten geratene subprime mortgages aufzufangen.
Dafür lese ich heute, dass die Analysten negative Beurteilungen der Finanzaktien vermeiden, weil sie Angst haben, in Zukunft von dem Gros der Banken keine Aufträge mehr zu erhalten. Auch lese ich, dass Analysten, die sich positiv über ein Unternehmen äußern, offenbar auch mit besseren Informationen versorgt und belohnt werden.
Einer Untersuchung des „Journal of Financial Economics“ zufolge, gibt es unter Analysten und institutionellen Anlegern die stille Übereinkunft bereits bei der Herabstufung auf „Halten“ zu verkaufen, wohingegen die „doofen“ Privatanleger das noch als „Halten“ interpretieren und erst beim Signal „Verkaufen“ verkaufen. Soweit zur Unabhängigkeit in der schamlos verlogenen Börsen- und Analystenwelt. Die Schere im Kopf ist doch längst Realität. Fragen sie nur einmal die Mitarbeiter im Research großer Banken. Rücksichtnahme ist das Gebot der Stunde, jedenfalls auf diesem Gebiet.
Die Botschaft: unabhängige Analysten werden auf sehr subtile Art und Weise bestraft. Eine Verkaufsempfehlung kommt in manchen Fällen einem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu dem Unternehmen gleich. Und, wenn das Unternehmen es nicht tut, dann bekommt man halt von dessen kreditgebender Bank keine Aufträge mehr. Und keiner erfährt davon. Der Analyst verschwindet still und heimlich vom Markt. Und Privatanleger werden über falsche Signale abgezockt.
Was lernen wir daraus? Es lohnt sich manchmal die Zeitung von hinten nach vorn zu lesen, weil hinten im Kleingedruckten immer öfter die wirklichen Botschaften stehen. Und, glauben Sie keiner Analyse, es sei denn sie können sie ansatzweise nachvollziehen bzw. der Analyst gibt Ihnen höchstmögliche und nachvollziehbare Transparenz, wie er zu seinem Ergebnis kommt. Auch das Banken versuchen, Gewinne zu privatisieren und Verluste zu sozialisieren, wie es mir neulich ein Kollege an der Bar mitteilte.
Am Ende will ich Ihnen aber noch etwas Versöhnliches und Positives auf den Weg in den Tag geben. Es ist ja schließlich bald Weihnachten:
Alles wird gut, denn auch (Hypotheken-) Krisen gehen (Gott sei Dank) vorüber!
Einen schönen Tag und hohe Renditen wünscht Ihnen
Ihr Norbert Lohrke
Quelle: http://www.worldofinvestment.com/column/read/471/ |