Das sehe ich auch so: Jeder ist für seine Verluste selbst verantwortlich. Wer an die Börse kommt, um ohne Arbeit viel Kohle zu scheffeln, sollte auch Verluste einstecken können, denn keiner hat ihn gezwungen, zu spekulieren. Und er sollte sich darüber klar sein daß die anderen mit oft gezinkten Karten spielen. Wenn ich eine Bank wäre, und so eine Klitsche an den Markt gebracht hätte, wäre mein Ziel, Geld zu machen. Also müssen mir doch andere die Aktien abkaufen. Entsprechend werde ich die Firma durch meine Analysten und Freunde darstellen lassen. Genauso funktioniert es auch beim Pushen marktenger Werte in Aktienboards wie ARIVA. Das Beste, was man aus den letzten 15 Monaten lernen konnte, ist doch daß man es das nächste mal besser macht. Das wenig ethische Ziel muß sein, anderen, die weniger lernfähig sind oder gerade in den Markt kommen, ihr Geld abzunehmen. Zwar können in Zeiten steigender Märkte alle Ihr Kapital erhöhen, aber nach dem nächsten Crash wird man sehen, ob man selbst rechtzeitig reagiert hat und diesesmal mehr Kleingeld besitzt. Der größte Feind von uns selbst ist die Gier, die uns Aktien nicht rechtzeitig abstoßen läßt. (Sie könnten ja noch weiter steigen oder sind nicht aus der Spekulationsfrist.) Problematisch ist es auch, wenn man ständig alle möglichen Meldungen von den Märkten an sich heranläßt (Über Nachrichtensender, Finanzteile der Zeitungen und Boards). Die Flut der widersrüchlichen Informationen, die ja meist nur Meinungen sind, erschwert es eher einen klaren Blick zu bekommen. Kostolany empfahl, den Fernseher auszustellen und die Leitungen zum Internet zu kappen. Man sollte den Markt in Ruhe von Außen betrachten und sich seine Gedanken machen, in welche Richtung er sich demnächst lang- oder mittelfristig bewegen wird, welche Branchen und Firmen keine Zukunft haben und wo ggf. die unentdeckten Perlen liegen. Ich wage hier mal die These, daß fast jeder nach dem März 2000 gespürt hatte, daß auf dem Markt ein Umschwung von Euphorie zu Verunsicherung stattgefunden hatte. Hätte man da gnadenlos alle "Wachstumswerte" (also Werte mit extrem viel Hoffnungs- und Risikopotential) aus dem Depot geschmissen, würde es einem heute viel, viel besser gehen. Unser größter Feind ist wahrscheinlich mangelnde Geduld. Während der Baisse werden viele mit ihrem restlichen Cash Aktien gekauft haben mit überwiegend negativem Ergebnis. Sie konnten nicht vom Markt lassen, sahen andere manchmal mit kurzfristigen Zocks Kohle machen (erfolglose Zocks werden auch weniger gepostet) und meinten, wenn andere Geld machen, müßten doch auch sie Glück haben. Ergebnis Knete weg. Wir hätte 15 Monate lang überwiegend erfolgreich short gehen können. Da wäre uns das Glück öfter hold gewesen. Wir werden bald wieder long gehen können? Aber haben wir jetzt gelernt, Geduld zu haben und auf den richtigen Zeitpunkt zu warten. Noch ist die Stimmung nicht umgeschlagen. Wir können mit einem gewissen Recht auf Analysten, Banken, Altaktionäre, Herausgeber von Börsenbriefen und andere Scharlatane schimpfen. Verantwortlich bleiben wir aber immer selbst.
R. |